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Ottoplatz in Köln-Deutz eröffnet„Das muss nicht grün sein“

Lesezeit 5 Minuten
Klare Linien, karge Möblierung: Der Platz vor dem Deutzer Bahnhof. Die Vorfahrt ist nur noch für Taxis erlaubt.

Klare Linien, karge Möblierung: Der Platz vor dem Deutzer Bahnhof. Die Vorfahrt ist nur noch für Taxis erlaubt.

Deutz – Architektin Ulrike Böhm sitzt bei der offiziellen Eröffnung des umgestalteten Ottoplatz vor dem Deutzer Bahnhof auf einer der beiden 25 Meter langen Steinbänke. Sie freut sich, dass ihr Entwurf vom Bauunternehmen gut umgesetzt worden sei. „Ich hätte die beiden Bänke gerne dichter aneinander gehabt, aber ansonsten bin ich sehr zufrieden“, sagt sie. Böhm hatte im Jahr 2005 gemeinsam mit den Verkehrsplanern der Isaplan Ingenieur GmbH den Realisierungswettbewerb für die Neugestaltung gewonnen.

Der Ottoplatz hat aus Sicht von Böhm vor allem die Aufgabe, das historische und präsente Bahnhofsgebäude zur Schau zu stellen. Die Aufenthaltsqualität sei eine urbane, da sehr viel Autoverkehr vorbeifahre. „Deshalb muss das auch nicht grün sein“, sagt Böhm. Die fünf Bäume, die gepflanzt wurden, reichten völlig aus, zumal sie in den nächsten Jahren noch deutlich größer würden. „Wir konnten keine mächtigeren Bäume nehmen, weil diese nicht so gut anwachsen würden“, so die Berliner Architektin.

Sie habe versucht, mit den Baumsetzungen die fehlenden räumlichen Kanten zu ersetzen und zwischen den unterschiedlichen Gebäudehöhen zu vermitteln. In Zukunft soll in Richtung zur Lanxess-Arena ein Neubau entstehen. Außerdem denkt der Landschaftsverband Rheinland darüber nach, das gegenüber des Bahnhofs liegende Gebäude zu ersetzen. „Dann wären die Kanten des Platzes da“, sagt Böhm.

Oberbürgermeister Jürgen Roters rief dazu auf, dass sich jeder selbst ein Bild des Ottoplatzes verschaffen solle. „Das ist eine Frage des Geschmacks“, sagte er und spielte damit auf die vorhandene Kritik an der Neugestaltung an. Die Stadt wolle ihre Plätze offener gestalten und nicht mehr mit Bäumen und Bänken zustellen. „Ich halte das für sehr gelungen“, sagte Roters. Auch Bezirksbürgermeister Andreas Hupke lobte den sehr guten Entwurf, den das Preisgericht ausgewählt habe. Er warb dafür, dem Ottoplatz etwas Zeit zu lassen.

„Es tut der Stadt gut, dass es Diskussionen um das Erscheinungsbild des öffentlichen Raums gibt“, sagte Baudezernent Franz-Josef Höing. Der Ottoplatz werde nie ein intimer Bereich sein, da er dafür zu laut sei. Er freue sich, dass der Platz gut angenommen werde und praktisch immer jemand auf einer der Bänke oder der Treppe sitzen würde. Als sich eine ältere Frau darüber beklagte, dass es nur an einer Stelle ein Geländer zum Abstützen gibt, wies Höing darauf hin, dass es noch immer Raum für Ergänzungen gebe. „Wir schauen jetzt erstmal, wie der Platz funktioniert“, sagte er.

Oh, das viele Laub!

Ist ein Platz gelungen, wenn er durch Abwesenheit von Raumgestaltung durch Begrünung beziehungsweise Bäume auffällt? Oder wird bei der Planung tatsächlich nur ein einziges Kriterium berücksichtigt: pflegeleicht. Ach ja, richtig, Bäume machen ja Arbeit. Wenn man allein an das viele Laub denkt - grässlich. Und beschnitten werden müssen die ungezogenen, grünen Monster ja auch noch. Ja, und wenn ein Platz über einer Tiefgarage entsteht - siehe Rheinauhafen -, dann kann man ja eh keine Bäume pflanzen. Ist doch klar, dass da die Stellplätze vorgehen. Lasst uns die Vision einer baumfreien Stadt vor Augen führen: paradiesisch!

Aenne Busmann, Bornheim

Wer als Behinderter zum Gleis muss in Deutz, hat schlechte Karten. Der muss die S-Bahn zum Hauptbahnhof nehmen und dort umsteigen, denn in Deutz haben alle anderen Gleise keinen Aufzug. Und die Rolltreppen vom Tunnel bei der Arena gehen, wenn überhaupt, nur hoch zum Gleis. Und auch in Mülheim hat man den Bahnhofsplatz so wie in Deutz verschönt. Die Summe der Lampen und Bäume ist nahezu identisch, die Lösung der Betonbänke auch. Und endlich kann man den "wunderschönen" Bahnhof erleben, der einfach hässlich schlicht ist, da der Parkplatz zum Steinplatz umgebaut wurde. Für Wildparker und Skater ein Traum. Schauen Sie da mal vorbei. Ach ja, die Zugänge für Behinderte sind mit der Bilanz in Deutz identisch. Und das Pflaster ist beschädigt, fast wie am Breslauer Platz.

Michael Marwede, Köln

Ich bin am Ottoplatz vorbeigefahren. Mein Eindruck ist: Schlimmer geht's nimmer, nur grau in grau. Da nützen auch die vier Bäumchen nichts - sollten sie als Auflockerung gedacht sein. Auf den Betonbänken muss einem im Winter doch das Gesäß einfrieren. Wer hat sich so einen Schwachsinn nur ausgedacht? Wenn man wenigstens Pflanzkübel als Farbtupfer über die graue Betonoberfläche verteilen würde, dann wäre der Anblick ein wenig freundlicher. Aber das würde ja wieder Geld kosten einschließlich Pflege. Außerdem ist es absolut kundenunfreundlich, wenn man mit einem Privatfahrzeug nicht mehr vor dem Bahnhof vorfahren kann, um jemanden dort abzusetzen. So wie ich das gesehen habe, müsste man, wenn man vom Linksrheinischen kommt, in eine kleine Bucht auf der rechten Seite fahren und den Beifahrer vor der Ampel schnell herauslassen. Das kann es doch wohl nicht sein! Schade um die Steuergelder.

Valerie Gogolin, Köln

Es kommt im Leben bekanntlich immer auf die Sichtweise des Betrachters an. In Köln schaffen es Verantwortliche immer wieder, auf wundersame Weise diese Fantasien zu beflügeln. Ehrfurcht überkommt mich beim Anblick dieses neu gestalteten Platzes, doch leider habe auch nur ich wohl diesen historischen Blick. Es handelt sich hierbei nicht nur um zwei einfache Bänke, fünf Bäume und zwei Lampen. Nein, dieser heilige Platz, mit seinen historisch erscheinenden Steinbänken, ist vielmehr eine ägyptische Grabstätte für Stadtplaner, die sicher und verschlossen über Jahrhunderte unvergessen bleiben wollen. Sicherlich wurde für das Jahr 2189 bereits jetzt im Bebauungsplan der Stadt Köln der Baubeginn einer kölschen Pyramide nach ägyptischem Vorbild genehmigt, und die Vorarbeiten sind der Umbau des Otto-Platzes. Wie schön, dann verschwinden ja später diese hässlichen Steinbänke für immer aus dem Sichtfeld der Menschen. Man wollte sicherlich für den späteren Pyramidenbau auch aus Umweltschutzgründen nicht mehr als fünf Bäume roden und bis dahin aus Kostengründen lediglich den Strom für zwei Lampen verbrauchen. So, liebe Kölner, unsere Stadt wird also künftig nicht mehr römisch sein, sondern ägyptisch werden. Vielleicht sind die Dinge jetzt einfacher zu verstehen. Es kommt halt immer auf die Sichtweise an - dann ist alles gut!

Witold Basinski, Köln

Der neu gestaltete Otto-Platz ist ein schöner heller Bahnhofsvorplatz. Was wirklich stört, ist die schon sofort eingetretene Vermüllung durch leere Flaschen,Verpackungen, Essensreste und Kaugummis. Das liegt aber nicht an der Gestaltung des Platzes, sondern an den Passanten, die alles unachtsam fortwerfen.

Hartmut Barthel, Köln

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