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Parkverbot auf der Kölner EhrenstraßeGeschäftsleute und Anwohner protestieren

Lesezeit 3 Minuten
Eng, enger, Ehrenstraße: Immer wieder kommen sich Anlieferer, Passanten, Rad- und Autofahrer in die Quere.

Eng, enger, Ehrenstraße: Immer wieder kommen sich Anlieferer, Passanten, Rad- und Autofahrer in die Quere.

Innenstadt – Einkaufszone, Geschäftsfläche, Flaniermeile, Wohnort, Laufsteg, Route für Besitzer besonders dicker oder besonders teurer Autos. Die Ehrenstraße ist vieles für viele Menschen. Nur Parkraum wird sie künftig nicht mehr sein – Zumindest zwischen den Einmündungen der Apostelnstraße und der Alten Wallgasse.

Damit werden 16 Parkplätze wegfallen. Das hat die Bezirksvertretung Innenstadt gegen die Stimmen von CDU und SPD beschlossen. Auch ein Teil der benachbarten Gertrudenstraße soll seine Parkplätze verlieren. Der gewonnene Platz hier soll Fahrradständern dienen, ein breiterer Bürgersteig auf der östlichen Seite soll geprüft werden. Hier entfallen 13 Anwohnerparkplätze.

Die frei werdenden Flächen in der Ehrenstraße sollen Fußgängern und Radfahrern mehr Raum geben und mit Sitzgelegenheiten versehen werden. „Die Ehrenstraße hat mehr Aufenthaltsqualität verdient“, begründet Adrian Kasnitz von der Fraktion Deine Freunde den Vorstoß. Wann Schilder und Markierungen entsprechend geändert werden, stehe noch nicht fest, so Angela Stolte-Neumann vom Amt für Straßen und Verkehrstechnik. Wenn es so weit sei, werde es aber schnell gehen. „Da ist ja nichts baulich zu machen, die Bordsteine bleiben stehen.“

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Lange Suche nach freien Plätzen

Auch inhaltlich sieht sie kein Problem in dem Plan. „Das ist eine reine Geschäftsstraße mit wenig Anwohnern, die Langzeitstellplätze brauchen.“ Zudem gebe es ja Parkhäuser in der Nähe. Und die vorhandenen Ladezonen für die Geschäftstreibenden sollen erhalten bleiben. Ein Punkt, der Concetta Robert, Inhaberin des Porzellan- und Geschenkartikel-Geschäfts La Porcelaine Blanche, wenig tröstet: „Wenn hier einer was kauft, schleppt er hier ein paar Kilo aus dem Laden. Ein Parkverbot vertreibt uns die Kundschaft auf die grüne Wiese.“

Die Straße habe es in Konkurrenz zu Hohe Straße und Schildergasse ohnehin schwer. „Wer attraktiven Einzelhandel erhalten will, muss auch die Zugangswege für die Kuden erhalten.“ Sie bräuchten eher mehr Parkraum. Schon jetzt sei ein Parkplatz Glückssache, die Parkhäuser zu klein.

Komplette Umgestaltung von Ehrenstraße und Apostelnstraße

Ihre derzeitige Notlösung für etwa 40 Prozent ihrer Kundschaft, die gezielt kommt, um etwa ganze Services zu kaufen, ähnelt Filmszenen im Fernsehen nach einem Banküberfall. „Die Kunden fahren nach dem Einkauf zu einem fest verabredeten Zeitpunkt vor, dann kommen wir rausgerannt und laden ihre Ware schnell ein. “

Anwohner Sven Zeisner hält ebenfalls nichts von dem Parkverbot. „Es ist schon frustrierend genug, dass wir hier kein Anwohnerparken haben.“

Anderthalb Stunden Parkplatzsuche

Sein Negativ-Rekord für die Parkplatzsuche liege bei anderthalb Stunden. Die Einzige, die wir treffen und die sich über das künftige Verbot freut, ist Anja Laufenberg. Als Radfahrerin erlebt sie die Straße als viel zu eng. „Vor allem, weil sie für Radfahrer als Zwei-Richtungs-Radweg freigegeben ist.“ Noch besser wäre für sie, die Straße ganz für Autos zu sperren. „Das ist doch unnötig. Das meiste sind eh nur Schaufahrer.“

Parkplätze in Köln

In den Stadtbezirken Innenstadt, Lindenthal, Mülheim, Nippes, Ehrenfeld und Porz stehen 11 000 Stellflächen zur Verfügung, auf denen Autofahrer für vier Euro bis zu 24 Stunden parken können.

Damit die Flächen in Zukunft besser erkennbar sind, werden die dort befindlichen 490 Parkscheinautomaten  umgerüstet.  Das Amt für Straßen und Verkehrstechnik lässt die Geräte im oberen Bereich mit einem auffälligen  Band in einem kräftigen blauen Farbton ausstatten. (att)

Die Umsetzung ist nur ein erster Vorgeschmack auf das, was bereits 2012 beschlossen wurde: eine komplette Umgestaltung von Ehrenstraße und Apostelnstraße zu einer so genannten Fläche für Mischverkehr, wie etwa die Breite Straße. Sie nutzen Autofahrer, Radler und Fußgänger gleichberechtigt, ohne Verkehrsschilder und barrierefrei mit abgesenkten Bordsteinen. Dieser Umbau kostet rund 800 000 Euro, von denen zwei Drittel die Grundstückseigentümer übernehmen müssten.

Die Umsetzung dieses Großvorhabens sei jedoch nicht kurzfristig möglich, wie Angela Stolte-Neumann mitteilt. „Auf unserer mit der Politik abgestimmten Prioritätenliste steht sie unter 14 besonders dringlichen Baustellen erst auf Platz acht.“ Vor dem großen Wurf graust es Concetta Robert jetzt schon. „Es sind in Köln schon zu viele Geschäfte wegen Großbaustellen kaputt gegangen.“

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