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Sperrung der Zülpicher StraßeAnwohner ziehen nach Pilotversuch Bilanz

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Die Zülpicher Straße, autofreie Picknick-Meile.

Innenstadt – Es ist ruhig, sehr ruhig an diesem Freitagvormittag. 20 Minuten lang ist auf der Zülpicher Straße in Höhe der Uni-Mensa kein fahrendes Auto zu sehen.

Das war noch vor sieben Monaten, als der Pilotversuch zur Verkehrsberuhigung begann, ganz anders: Als die Stadt die Poller mitten auf die Fahrbahn setzte, fuhren im Minutentakt verirrte Autofahrer in die neue Sackgasse und mussten ihre Fahrzeuge mühsam wenden. Inzwischen hat sich das Projekt  bewährt, findet jedenfalls Martin Herrndorf von der Sülzer Initiative „Tag des guten Lebens“. „Die Situation hat sich für Fußgänger und Radfahrer spürbar verbessert. Und der Autoverkehr ist nicht zusammengebrochen.“

Im April hatte die Stadt auf Initiative der Bezirksvertretungen Lindenthal und Innenstadt die Straße auf Höhe der Mensa sperren lassen. Ziel des Versuchs ist es, zu prüfen, ob die Straße für den Autoverkehr dauerhaft geschlossen werden kann, ohne dass die umliegenden Hauptstraßen – etwa Luxemburger Straße, Bachemer Straße oder Lindenstraße – zu sehr vom Verkehr belastet werden. Gelingt der Versuch, können die Poller stehen bleiben. Dann  soll die Straße später in eine Fuß- und Radverkehrszone umgestaltet werden, in der auch die Bahn fahren dürfte.

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Ähnlich wie Herrndorf hält der Bezirksbürgermeister der Innenstadt, Andreas Hupke, den Versuch für gelungen. „Die Straße hat viel an Lebensqualität gewonnen“, sagt der Grünen-Politiker. „Man kann hier endlich einmal in Ruhe einen Kaffee trinken.“  Positiv findet Hupke, dass die Radfahrer auf der Straße, die auch viele Studenten in  Richtung Universität befahren, mehr Platz haben. Früher habe es viele brenzlige Situationen gegeben, wenn Radfahrer in die Rillen der Stadtbahn gerieten und stürzten. „Jetzt ist das hier fast wie in Kopenhagen.“ Die dänische Kapitale gilt als eine der fahrradfreundlichsten Städte Europas.

Auch die Anwohner loben den Verkehrsversuch

Auch unter den Anwohnern gibt es mehr Lob als Tadel für den Verkehrsversuch: „Ich würde es begrüßen, wenn die Sperrung bliebe“, sagt etwa Helmut Backes. Von den Staus, die viele Anwohner erwartet hätten, könne er nichts sehen.

Auch Dorothee Koch, die in der Wilhelm-Waldeyer-Straße wohnt, hält die Sperrung generell für sinnvoll. Nur solle die Stadt die kleine Straße zwischen Universitätsstraße und Zülpicher Straße besser schützen, weil verirrte Autofahrer sie als Ausweichroute nutzten. Koch fordert, die Straße entweder als Anwohnerstraße auszuweisen oder die Sperrung stadtauswärts bis an die Kreuzung Zülpicher Straße/Universitätsstraße vorzuziehen. Die Stadt wertet derzeit die Daten zum Verkehrsversuch aus. Nach jetzigem Stand soll das Ergebnis im Januar veröffentlicht werden.

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