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TH KölnDeutzer Campus wird für zehn Jahre zur Baustelle

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So könnte der zentrale Campusplatz einmal aussehen.

Deutz – Künftige Studenten-Generationen der Technischen Hochschule Köln (TH Köln) können wieder von einem modernen Campus träumen. Von Cafés mitten in der Deutzer Hochschule, von Spaziergängen auf dem Campus-Rasen, der die Größe eine Fußballfeldes haben soll. Nach jahrelangem Stillstand soll der Masterplan für das 100.000 Quadratmeter große Gelände jetzt an Fahrt aufnehmen.

Ab 2020 könnten die ersten Bagger auf dem Gelände zwischen Reitweg, Deutz-Kalker Straße, Deutzer Ring und Betzdorfer Straße rollen. Zehn Jahre später soll der Campus fertig sein. „Wir freuen uns, dass es jetzt endlich losgeht“, sagt TH-Vizepräsident Rüdiger Küchler.

Der Entwurf existiert seit 2012

Schon seit dem Jahr 2012 gibt es einen städtebaulichen Entwurf, der auf den Plänen der Kölner Architekten Kister, Scheidthauer und Gross basiert, wie der Campus der zweitgrößten Kölner Hochschule einmal aussehen könnte. Der Umbau hätte nach damaligen Plänen bereits 2015 beginnen sollen, wurde aber mehrmals verschoben.

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Vor allem, weil es zu einem Tauziehen um drei Areale im Nordosten des Campus’ gab, die für den Neubau als unverzichtbar gelten. Die Eigentümer – Abfallwirtschaftsbetriebe, Feuerwehr und Sozialhaus – und der landeseigene Bau- und Liegenschaftsbetrieb NRW stritten sich lange über den Kaufpreis und erzielten erst im Herbst dieses Jahres eine Einigung. Über die Summe wurde nichts bekannt.

Kosten von insgesamt 320 Millionen Euro

Insgesamt soll der neue Campus 320 Millionen Euro kosten. 80 Prozent der alten Gebäude in drei Bauabschnitten werden abgebrochen, nur der Altbau an der Deutz-Kalker Straße und die Bibliothek bleiben stehen. Der zehn Jahre dauernde Umbau wird eine Operation am offenen Herzen sein, denn die Arbeiten müssen im laufenden Lehrbetrieb durchgeführt werden. „Es wird zu Lärm und zu Erschütterungen kommen“, sagt Küchler. „Aber wir werden das meistern.“

Zunächst sollen bis 2022 ein Hörsaalgebäude im Osten des Geländes und ein IT-Zentrum an der Betzdorfer Straße entstehen. Anschließend werden Mensa und Seminargebäude unter anderem für die Elektrotechniker und Maschinenbauer gebaut. Im Mittelpunkt des dritten Bauabschnitts (2024 bis 2030) soll dann der Abriss des wuchtigen Ingenieurwissenschaftlichen Zentrums (IWZ) stehen.

„Sanitäranlagen kaum noch zumutbar“

Das Gebäude, von 1974 bis 1978 errichtet, ist mittlerweile in die Jahre gekommen. Der Brandschutz ist veraltet, die „Sanitäranlagen kaum noch zumutbar“, so Küchler. „Zudem ist die Heiztechnik des IWZ eine Katastrophe.“ 70 Prozent der Heizkosten müsse die Hochschule für diesen Bau zahlen. Unklar ist noch, ob das Zentrum Stockwerk für Stockwerk abgetragen werden muss oder einfach gesprengt werden kann. Die Heizanlage selbst steht im 13. Stock und ist so groß, dass sie mit einem Hubschrauber verfrachtet werden muss.

Angelegt ist das neue Campus-Ensemble für 8.500 Studenten. Fraglich ist aber, ob die Kapazität in Zukunft überhaupt ausreichen wird. Einst war der Campus für 5.000 angehende Akademiker gebaut worden. Mittlerweile lernen dort aber 10.000 Hochschüler. Experten erwarten zwar, dass in den Jahren nach 2025 einen Knick bei der zuletzt stark angestiegenen Zahl an Hochschülern gibt.

Numerus clausus könnte erhöht werden

Falls dieser nicht eintreten sollte, will die Hochschule im Süden des Geländes einen Erweiterungsbau errichten lassen, der Raum für zusätzliche 2.000 Studenten böte. Reicht der Platz dann immer noch nicht aus, müsste die Hochschule wohl die Zulassungsvoraussetzung, den Numerus clausus, für manche Fächer erhöhen, sagte Küchler.

Der neue Campus soll nicht nur für Studenten, sondern auch für Bürger attraktiv sein. „Bisher war es eher ein Ort, den man nach der Vorlesung möglichst schnell verlassen wollte“, räumte Küchler ein. „Künftig sollen auch Nachbarn und andere Bürger der Stadt den Weg zu uns finden.“ Wie die Gebäude im Detail aussehen werden, wird durch Architekten-Wettbewerbe entschieden. Die Hochschule will aber auf Hochhäuser wie das IWZ verzichten. Das Gros der Neubauten soll vier Etagen erhalten, machen der Bauten könnten bis zu sechs Geschosse hoch werden.

25.000 Studenten, fünf Standorte

Die Technische Hochschule Köln ist mit 25.000 Studenten die größte Fachhochschule Deutschlands. Sie verfügt über drei Standort in Köln – Deutz, Südstadt und seit vergangenem Jahr auch an der Mülheimer Schanzenstraße – sowie über je einen Campus in Gummersbach und Leverkusen-Opladen. Gegründet wurde die Hochschule, an der mehr als 90 Bachelor- und Masterstudiengänge absolviert werden können, 1971.

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