Unser BlinklichtZweifach guter Zweck

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Die Vorsitzende Ulla Pahnke und ihr Laden gehören zur Nachbarschaft.

Die Vorsitzende Ulla Pahnke und ihr Laden gehören zur Nachbarschaft.

Innenstadt – Wenn Kleider Leute machen, dann hat der Verein Unser Blinklicht großen Anteil am Werdegang der beiden modebewussten Studentinnen, die zur Feier des zehnjährigen Jubiläums in der Straße Kleiner Griechenmarkt vorbeischauen. Sie tragen von Kopf bis Fuß Kleidung und Accessoires, die sie im Laden des gemeinnützigen Vereins erstanden haben. Die Vorsitzende Ulla Pahnke freut sich über die junge Kundschaft: „Die beiden kommen oft und finden wirklich immer etwas hier. Wir haben viele Studentinnen unter unseren Kunden“, erzählt sie stolz zwischen Kleiderständern, Regalen und Vitrinen voll mit Westen, Jacken, Hosen, Sakkos, Geschirr, Haushaltswaren und Schmuck.

Doch im Laufe des Tages schauen Anwohner, Nachbarn und Kunden aus allen Altersgruppen herein. „Viele kommen auch sonst einfach nur zum Klönen oder erkundigen sich nach anderen Nachbarn“, sagt Pahnke, die mit ihren 67 Jahren zu den jüngsten ehrenamtlich Aktiven gehört. Der Laden ist eine Institution, weit über das Veedel hinaus bekannt und dient gleich zweifach einem guten Zweck. Nicht nur, dass Menschen mit wenig Geld hier preiswert einkaufen können.

Die Einnahmen, die sich im vorigen Jahr auf mehr als 20.000 Euro beliefen und in diesem Jahr wohl noch mehr betragen werden, spendet das Kollektiv an karitative Initiativen, an Obdachlosenhilfe, Roma-Einrichtungen, Mittagstafeln für Bedürftige und Kinderbetreuung. Zwischen 500 und 1000 Euro erhalten die Antragsteller jeweils. „Ich war erstaunt, wie nötig die Hilfe ist, wie vielen Menschen es schlecht geht“, sagt eine der Damen.

Unsicherheit in den Anfangstagen

Die Stimmung im Laden ist gelöst, zum Jubiläum gibt es Kölsch, Sekt, Saft und Schnittchen. 18 Frauen arbeiten ehrenamtlich beim Blinklicht mit, für die meisten eine willkommene Betätigung im Ruhestand. Sie sind „zu alt zum Arbeiten und zu jung, um zu Hause zu bleiben“, sagt auch Jutta Klein (65), eine der beiden Gründerinnen. Gisela Becker, ihre Mitstreiterin aus den Anfangstagen, erinnert sich noch an die Unsicherheit. Würde sich der kleine Laden etablieren können?

„Am Anfang hat es wehgetan, wenn am Ende des Tages nur 20 Euro in der Kasse waren“, sagt die 75-Jährige. Doch lange dauerten die Startschwierigkeiten nicht. „Gisela, wir waren aber schnell erfolgreich“, wendet Klein energisch ein. Heute ist das Geschäft aus dem Veedel nicht mehr wegzudenken. Eine Stammkundin und Nachbarin schwärmt von der Herzlichkeit des Personals. Zuletzt hat sie eine Jacke für ihren Partner gekauft. Und sie bringt regelmäßig abgelegte Kleidung vorbei, damit die weiterverkauft werden kann.

Eine andere Kundin berichtet, der Laden habe ihr über eine schwierige Lebensphase geholfen, in der es ihr „finanziell nicht so gut ging“. Trotzdem konnte sie sich regelmäßig neu einkleiden. Die Scham überwand sie, indem sie zunächst die alten Klamotten von Freundinnen vorbeibrachte. Nach und nach schöpfte sich Vertrauen und knüpfte Kontakt zu den Frauen im Laden, die inzwischen ihre Geschichte kennen.

Treffpunkt lebenslustiger Damen

Tania Duarte, 16 Jahre alt, kommt aus Bergisch Gladbach und hat ihre Großmutter Fatima begleitet, die den Verein ebenfalls regelmäßig tatkräftig unterstützt. Auch die Enkelin wird öfter fündig im Blinklicht. „Mir ist das nicht peinlich“, sagt sie. Die Weste mit Fellkragen, die sie neulich mitgenommen hat, sei vom Stil her genau so, wie „man sie gerade trägt“.

Bei dem einen oder anderen Herrn dürften die Motive der Besuche jedoch anders gelagert sein. Wo so viele lebenslustige Damen anzutreffen sind, ist es nicht auszuschließen, dass sich der eine oder andere männliche Stammkunde eher für die Damen als für die Waren interessiert.

Unser Blinklicht, Kleiner Griechenmarkt 81, Telefon 8016451. Öffnungszeiten: Mo-Fr 10-18 Uhr.

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