Fliegenplage in Humboldt-GrembergKleine Plagegeister der Natur

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Helmut Clasen kann von seinem Balkon aus den Recycling-Betrieb sehen, von dem derzeit eine Fliegenplage ausgehen soll.

Helmut Clasen kann von seinem Balkon aus den Recycling-Betrieb sehen, von dem derzeit eine Fliegenplage ausgehen soll.

Humboldt-Gremberg – Frühstücken oder Grillen auf dem Balkon – für Helmut Clasen derzeit undenkbar. Es sind Fliegenschwärme, die ihm und anderen Bewohnern der Hochhäuser an der Odenwaldstraße zu schaffen machen. „Es ist ganz schlimm“, sagt Clasens Nachbarin Karola Böttger, die die Fliegenfänger auf ihrem Balkon täglich austauscht, weil sie so schnell mit den Insekten übersät sind.

Viele Bewohner der Siedlung haben Fliegengitter an Fenstern und Türen angebracht. Trotzdem dringen die lästigen Tierchen auch in die Wohnungen ein: „Wir haben in jedem Raum eine Fliegenklatsche hängen“, sagt Clasen.

Recycling-Unternehmen in der Nähe

Das Vorstandsmitglied der IG Humboldt-Gremberg führt das Problem auf ein Recycling-Unternehmen zurück, auf das er von seinem Balkon aus schauen kann. Der Betrieb nähme „keinerlei Rücksicht auf die Nachbarn“. Auf dem Gelände an den Bahngleisen wird unter anderem Weißblech aus Gelben Säcken verarbeitet. Das Metall, vor allem Dosen, wird gepresst und an die Stahlindustrie weitergeleitet. Dass die Fliegen von dem Betrieb herrühren, „dafür haben wir noch keinen abschließenden Beweis“, sagt Bernd Kiefer, im Umweltamt Leiter der Abteilung Immissionsschutz, Wasser- und Abfallwirtschaft. Aber es gebe dafür eine „gewisse Wahrscheinlichkeit“. Denn die Metall-Abfälle würden zum Teil verschmutzt weggeworfen. Vor Kurzem habe sich außergewöhnlich viel Material angehäuft, so Kiefer. Grund sei eine defekte Presse gewesen. Trotz des Ausfalls habe der Betrieb weiterhin Recycling-Material angenommen, „gigantische Mengen“ sogar. Möglicherweise sei die Fliegenplage auf diesen Zwischenfall zurückzuführen.

Das Umweltamt habe dem Recycling-Unternehmen zur Auflage gemacht, das aufgelaufene Material schnellstmöglich abzuarbeiten. „Wir gehen davon aus, dass Ende des Monats ein normaler Zustand erreicht ist“, so Kiefer. Weitere technische Probleme müssten sofort gemeldet werden.

Auch die Geschäftsführerin des Betriebs versicherte auf Anfrage, dass der Dosenberg nun rasch abgetragen werde. Sie habe vor einigen Jahren zudem angeboten, ein Gebäude für den Pressbetrieb zu errichten, auch Schallschutzmauern habe sie in Aussicht gestellt. Die Anwohner hätten das Angebot aber nicht angenommen. Bernd Kiefer bestätigte dies. Die Anwohner hätten keine „Optimierung des jetzigen Standorts“ gewollt, sondern die Verlagerung des Betriebs.

Bebauungsplan gefordert

Das sieht die Politik offenbar ähnlich. Laut Kalks Bezirksbürgermeister Markus Thiele hat sich die Bezirksvertretung für die Aufstellung eines Bebauungsplans ausgesprochen, sodass Gewerbe an dieser Stelle nicht mehr möglich sei. „Der politische Wille ist eindeutig artikuliert“, so Thiele.

Den Wunsch nach Veränderung könne er sehr gut verstehen, sagt Bernd Kiefer, „das möchte ich auch“. Zwar sei er genehmigt, an dieser Stelle sei ein Recyclinghof aber „nicht wünschenswert“. Die Verwaltung habe dem Betrieb ein geeigneteres Grundstück im Stadtbezirk Kalk angeboten.

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