„Nur mal schnell entladen“Autofahrer parken auf Fahrradstreifen in Kalk und Mülheim

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An der Frankfurter Straße wird falsch geparkt.

An der Frankfurter Straße wird falsch geparkt.

Kalk/Mülheim – Immer wieder kurven Radler zwischen dem Autoverkehr mitten auf der Fahrbahn herum und geraten so in gefährliche Situationen. Um den Fahrradverkehr sicherer zu machen, wurden an den Hauptverkehrsstraßen in den Stadtteilen in den vergangen Jahren - nach der Erprobung bei einem erfolgreichen Pilotprojekt auf der Kalker Hauptstraße - besondere Schutzstreifen angelegt. Diese speziellen Wege sind durch eine weiß gestrichelte Markierung gekennzeichnet.

Häufig werden sie jedoch von Autofahren und Lieferanten zugeparkt. So gesehen auf der Kalker Hauptstraße in Kalk, auf der Berliner Straße und der Frankfurter Straße in Mülheim, ebenso auf der Siegburger Straße in Deutz und Poll. Radfahrern bleibt nur ein gefährlicher Schwenk in den laufenden Durchgangsverkehr.

Kalker Hauptstrasse

"Die Schutzstreifen für Fahrradfahrer werden oft von rücksichtslosen Autofahrern zugeparkt. Wenn die Radler auf die Fahrbahn ausweichen müssen, entstehen brenzlige Situationen", hat Rainer Kreke, der Sprecher der Standortgemeinschaft, beobachtet. "Da könnte man ständig Knöllchen schreiben." Bei mehreren Gesprächen mit Radlern habe sich gezeigt sich, dass eine direkte Durchfahrt von der Rolshover Straße bis zur Kapellenstraße oder in Gegenrichtung nur selten möglich sei. Zumeist stehe irgendwo ein Pkw als Hindernis auf dem Fahrradstreifen, heißt es.

Darauf angesprochen, erweisen sich die wenigsten Autofahrer als einsichtig. "Oft heißt es: Bist du Polizei? Bist du Stadt Köln? Nein? Dann hau ab", berichtete ein Anwohner. Dann folgten noch Beschimpfungen und Beleidigungen. Häufig sind es Lieferanten, die nur "schnell mal was ausladen" wollen, obwohl zehn oder 20 Meter entfernt eine Ladezone leer steht. Immer wieder sind auch Fahrzeuge der Abfallwirtschaftsbetriebe darunter. Diese stehen, so wurde beobachtet, nicht kurz auf dem Schutzstreifen, um Mülltonen zu leeren, sondern die Besatzung macht große Pause, sitzt mit Kaffee und Brötchen auf der Bank oder auf der Umrandung der Pflanzenbeete.

Frankfurter Strasse

Zugeparkte Schutzstreifen erlebt Anwohner Marco Laufenberg, der sich in der Initiative und dem Internet-Portal "Radfahren-in-Köln" engagiert, fast täglich. "Und das sind keine Ausnahmen. Die Hotspots sind: Banken, Bäckereien, Eiscafés, Apotheken, Fast-Food-Restaurants und Shisha-Bars, "Häufig geschieht dies sogar ohne Konsequenzen vor den Augen des Ordnungs- und Verkehrsdienstes der Stadt."

So habe er kürzlich einen Schrotthändler beobachtet, der in Seelenruhe rund zehn Minuten lang seinen Lieferwagen belud. Eine Politesse habe, so Laufenberg, "mit ihm schon gesprochen", ohne das Delikt zu ahnden. "Die Dame war ausschließlich mit der Parkraumbewirtschaftung beschäftigt, ebenso wie ihre Kolleginnen auf der anderen Seite."

Kommentar des Amts

"Die Frankfurter Straße ist eine sehr belebte Geschäftsstraße mit den unterschiedlichsten Verkehrsteilnehmern und mehreren Buslinien", heißt es auf Anfrage. Hier sei es für den Außendienst nicht leicht, immer allen Erwartungen und Ansprüchen gerecht zu werden. "Der genannte Fahrer des Lieferfahrzeugs hatte aus der Eisdiele ein schweres Teil zu befördern, so dass er vor dem Betrieb diese ungünstige Stelle auf dem Fahrradschutzstreifen zum Parken wählte", heißt es in einer Antwort von Hans-Jürgen Müsseler, dem stellvertretenden Sachgebietsleiter für den Ordnungs- und Verkehrsdienst. "Eine Alternative gab es leider zu diesem Zeitpunkt nicht, denn eine in der Nähe befindliche Ladezone war belegt. In diesem Fall war es ermessensfehlerfrei und auch sachlich nicht zu beanstanden, den Fahrer mündlich zu einem zügigen Beladen aufzufordern, damit er sein Fahrzeug wegsetzt."

Standpunkt der Verwaltung

Für das gesamte Stadtgebiet gilt, dass Autofahrer, "die mit ihrem Fahrzeug einen Fahrradschutzstreifen widerrechtlich blockieren, mit Nachdruck dazu aufgefordert werden, ihr Gefährt zu entfernen", heißt es in einer Antwort des Ordnungsamtes auf Anfrage des "Kölner Stadt-Anzeiger." Sofern es sich um einen kurzzeitigen Be- und Entladevorgang handelt und keine andere Haltemöglichkeit in zumutbarer Entfernung vorhanden ist, werde es geduldet. "Man muss insofern stets jede Situation als Einzelfall vor Ort betrachten; mit Augenmaß und nach sorgfältiger Abwägung. Grundsätzlich hat aber der Schutz der schwächeren Verkehrsteilnehmer (Radfahrer, Fußgänger) immer erhöhte Priorität." Anzeigen von Dritten werde generell nachgegangen. "Sofern ein Verstoß festgestellt wird, wird ein Verfahren durch die Bußgeldstelle eröffnet."

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