Ende der Industrie in Köln-KalkKHD-Nachfolger CE Maschinenbau ist insolvent

Lesezeit 4 Minuten
Betriebsrat Metin Mert in der leeren Fabrikhalle: Der Industriebetrieb CE Cologne Maschinenbau hat Insolvenz angemeldet.

Betriebsrat Metin Mert in der leeren Fabrikhalle: Der Industriebetrieb CE Cologne Maschinenbau hat Insolvenz angemeldet.

  • Die Rückstände des Unternehmens belaufen sich aktuell auf mehr als 2,5 Millionen Euro.
  • Die verbliebenen 60 Mitarbeiter haben bereits ihre Kündigung eingereicht.

Kalk – Nun scheint sich auch eines der letzten Kapitel der Kalker Industriegeschichte zu schließen. Der zu indischen Investoren gehörende Industriebetrieb CE Maschinenbau (Nachfolgefirma von KHD und Humboldt-Wedag) an der Dillenburger Straße, der auf den Bau von Anlagen und Ersatzteilen für die Zement- und Bergbauindustrie spezialisiert ist, hat zum 30. Juni beim Amtsgericht Insolvenz angemeldet.

„Das ist dann wohl das Ende“, sagt Betriebsrat Metin Mert (56). „Die Belegschaft hat alles versucht, ist viele Risiken eingegangen. Letztendlich vergeblich.“ Für sich selbst sieht Mert eher eine düstere Zukunft. „Für Leute in meinem Alter ist der Markt tot. Hier war ich eine Fachkraft, nun wartet Hartz IV.“

Hätte die Firmenleitung nicht die Insolvenz angemeldet, hätten dies, so Mert, die Mitarbeiter getan. Denn die Rückstände des Unternehmens belaufen sich aktuell auf mehr als 2,5 Millionen Euro. Dies teilte Rechtsanwalt Christoph Nüsser von der Kanzlei Kübler mit, der zum vorläufigen Insolvenzverwalter und Gutachter des Unternehmens bestellt wurde. Nüsser: „Aufgrund der hohen Rückstände und der schwierigen Auftragslage sehe ich keine Perspektive zum Erhalt der Arbeitsplätze.“

Stiller Abschied

Daher haben inzwischen auch die verbliebenen rund 60 Mitarbeiter, die seit drei Monaten kaum noch ihren Lohn erhalten hatten, auf Anregung der IG Metall ihre fristlosen Kündigungen eingereicht, um somit zumindest noch einen Teil ihres Gehaltes aus der Insolvenzmasse zu retten. Zeitgleich haben diese Belegschaftsmitglieder bei der Agentur für Arbeit einen Vorschuss auf Insolvenzgeld beantragt und sich arbeitslos gemeldet.

Die Tore und Eingangstüren des Betriebs sind derzeit weitgehend verschlossen, die Jalousien an den Fenstern zur Dillenburger Straße hin wirken defekt oder nur halbherzig hochgezogen, auf den für Kunden reservierten Parkplätzen stand schon lange kein Fahrzeug mehr. In den Hallen liegen noch einige fertige Bauteile herum, die kurzfristig abgeholt werden sollen.

Stadt und andere Gläubiger hatten dem Unternehmen im August 2015 eine Frist von einem Jahr zur Sanierung zugestanden. Nun steht man vor dem wohl endgültigen Aus. Waren die damals noch 110 Fabrikarbeiter lautstark durch Kalk und zum Bezirksrathaus gezogen, um für die Weiterführung des Betriebes und den Erhalt ihrer Arbeitsplätze zu demonstrieren, hat sich nun Resignation breit gemacht. Eher still, heimlich und leise verabschiedet sich einer der letzten Industriebetriebe im Stadtteil.

Vor kurzem noch Finanzspritze angekündigt

„Wir müssen dem ganzen Schrecken ein Ende machen. So schlimm es auch für die Mitarbeiter dieser Firma ist“, sagt Witich Roßmann. In der Einschätzung ist sich der Chef der IG Metall Köln-Leverkusen mit dem Betriebsrat einig. Nachdem mehrere Krankenkassen aufgrund von ausstehenden Beitragszahlungen einen Insolvenzantrag gestellt hatten, zog Alok Bansal, Geschäftsführer von CE-Maschinenbau, nach. „Vor drei Monaten hatte Bansal noch eine Finanzspritze von fünf Millionen Euro seitens der indischen Investoren angekündigt“, sagt Roßmann. „Selbst in der Vorwoche sprach er noch von zwei Millionen, die kurzfristig aus Indien fließen sollten. Doch wenige Tage später beantragte auch er die Insolvenz.“

Von einem Missmanagement der Geschäftsführung will Roßmann jedoch nicht sprechen. „Ich weiß nicht, ob ein anderer das geschafft hätte. Obwohl da noch so ein paar Merkwürdigkeiten sind.“ Da gelte es noch einiges zu klären, heißt es. Erheblichen Auskunftsbedarf hat auch Kalks Bezirksbürgermeister Markus Thiele. „Das ist schon ein Schock jetzt, eine Riesen-Enttäuschung. Wir haben uns doch immer für den Fortbestand des Unternehmens eingesetzt und die Industriearbeitsplätze sogar zuletzt noch gegen die Pläne der Verwaltung im Bebauungsplan abgesichert.“, sagt Thiele. „Ich weiß auch nicht, wie es da weiter gehen soll. Ich habe keinen Plan B in der Tasche.“

Für Bezirksvertreter Heinz Peter Fischer (Linke), der schon im Vorjahr bei den Verhandlungen zum Erhalt der Arbeitsplätze dabei war, ist „das Amt für Wirtschaftsförderung an der derzeitigen Entwicklung nicht unschuldig. Es hat gezeigt, dass ihm der Erhalt der Industriearbeitsplätze im Arbeiterstadtteil Kalk nicht so viel wert ist, wie ein mögliches Immobiliengeschäft.“ Dies sieht er darin bestätigt, dass in dem am vergangenen Donnerstag von der schwarz-grünen Mehrheit im Rat beschlossenen Haushalt bereits Geld zur Entwicklung des Geländes bewilligt wurde. Fischer fordert die Stadt auf, den Betrieb zu übernehmen.

KStA abonnieren