Hundespielplatz3000 Quadratmeter für Hunde

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Keine Lust zu spielen? Manch einer hat mehr Spaß beim Beobachten.

Keine Lust zu spielen? Manch einer hat mehr Spaß beim Beobachten.

Brück – „Jones“, ruft eine zierliche blonde Frau über die riesige Wiese. Nichts passiert. Um sie herum laufen Dutzende Hunde in allen Farben und Größen, doch Jones lässt auf sich warten. Plötzlich stürzt ein riesiger Neufundländer aus dem Gebüsch. „Jones, da bist du ja! Komm hierher.“ Doch der Schwarze denkt nicht dran – in raumgreifendem Galopp setzt er sich genau in die entgegengesetzte Richtung ab, verfolgt von einem Mops und einem Huskymix. Es ist Samstagmorgen. Trotz Nieselregens und aufgeweichter Wiese ist der Jederhundauslauf des Tierschutzvereins Hunde aus Mallorca in Brück gut besucht. Auf 30000 Quadratmetern spielt hier zusammen, was sonst selten zusammenfindet: Hunde aller Rassen und Größen, jeden Alters und aus jeder Gesellschaftsschicht. Im Jederhundauslauf kann auch der Besitzer entspannen, denn hier ist es nicht gefährlich, wenn die Hunde noch nicht aufs Wort hören. Es droht keine Straße, keine Bahnlinie. Und der hohe Zaun um das Grundstück ist ausbruchsicher.

Doch bevor ein Hund Mitglied der großen Gemeinschaft auf dem Hundespielplatz wird, muss er seine soziale Verträglichkeit nachgewiesen haben. Diesen Test übernimmt ein Ehrenamtler auf vier Pfoten: Lupo, ein schwarz-weiß gepunkteter Pointer, der einer der wichtigsten Mitarbeiter im ehrenamtlichen Team des Spielplatzes ist.

Friedliche und klare Signale

„Lupo ist in seinen Signalen sehr friedlich und klar“, sagt sein Besitzer, Hundetrainer Robert Langer. „Deshalb ist Lupo prädestiniert für diesen Job. Hunde, die ebenfalls die friedliche Interaktion suchen, reagieren dementsprechend. Andersrum gibt es ganz selten Hunde, die dies nicht tun und an die Lupo nicht herangeht.“ Solche Hunde erhalten kein Ticket für den Freilauf, sondern die Empfehlung einer guten Hundeschule und die freundliche Bitte, sich in einiger Zeit ein weiteres Mal vorzustellen.

An diesem Samstagmorgen ist es wieder soweit. In der Schleuse am Eingang steht ein wildfarbener Mischlingsrüde und schlägt etwas unsicher mit der Rute. Nach einigen Minuten wird Lupo hinzugerufen, und Langer erklärt den Besitzern die Situation: „Die beiden lernen sich jetzt kennen. Das geschieht bei Hunden am Anfang erstmal über die Genitalien und die Analdrüse“, sagt er, während die beiden Rüden sich freundlich wedelnd umkreisen. „Sie erfahren jetzt alles voneinander: Geschlecht, Alter, Gemütszustand, was sie zum Frühstück hatten und ob sie schon auf der Toilette waren.“ Das Ritual ist fast abgeschlossen, die Hunde stehen Nase an Nase, der Wildfarbene lässt sich ruckartig auf die Vorderbeine herunter. „Das ist sehr schön“, kommentiert Langer. „Eine faire Aufforderung zum Spiel.“

Austoben und Dampf ablassen

Lupo ist einverstanden, der Neue hat mit seiner friedlichen Art überzeugt und ein Ticket zum Freilauf erobert. Seine Besitzer sind erleichtert. Denn nicht nur für ihren Hund, auch für sie öffnet sich mit dem Bauzaun das Tor zu einer aufregenden Welt. Das ist keine Selbstverständlichkeit. Erst seit August vergangenen Jahres steht der Auslauf zweimal wöchentlich allen Hunderassen offen. Vorher trafen sich hier vor allem Windhunde zum Freilauf, die aufgrund ihres starken Jagdtriebes nicht von der Leine gelassen werden können.

„Doch die Nachfrage für andere Hunde war riesengroß und so entstand der Jederhundauslauf“, erklärt Ina Meyer, die gemeinsam mit Hundetrainer Langer und zehn weiteren Ehrenamtlern die Hunde und ihre Besitzer begleitet und darauf achtet, dass alles friedlich abläuft. „Sich richtig austoben und Dampf ablassen – das ist wichtig“, sagt sie. „Im Freilauf können aber vor allem junge, noch pubertierende Hunde eine ganze Menge lernen. Das macht sie sicherer.“ Und ihre Besitzer auch. Leckerlis und Spielzeuge sind dabei unerwünscht. Die Interaktion der Tiere soll im Mittelpunkt stehen.

www.hunde-aus-malloca.de/aktuelles-auslauf-koeln.php

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