Köln-KalkNeue Schule in alten Industriehallen?

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Die leeren Hallen des insolventen Unternehmens MBE Cologne sollen zu einer Schule umgebaut werden.

Die leeren Hallen des insolventen Unternehmens MBE Cologne sollen zu einer Schule umgebaut werden.

Kalk – Lassen sich alte Industriehallen in eine moderne Schule umwandeln? Darüber wird derzeit ganz intensiv in Kalk diskutiert, denn so etwas hat es in Köln bislang noch nicht gegeben.

Allerdings findet Stadtkonservator Thomas Werner die Idee, nach der Insolvenz und dem Auszug des Unternehmens MBE Cologne die leerstehenden früheren KHD-Hallen an der Dillenburger Straße zu einer weiterführenden Schule umzugestalten „ganz charmant“. Wenn sich das umsetzen ließe, wäre er als oberster Kölner Denkmalschützer „gerne bei dem Projekt dabei.“

Stadtkonservator Thomas Werner (l.) ist von der Idee, die leeren Hallen des insolventen Unternehmens MBE Cologne in eine Schule umzubauen, durchaus angetan.

Stadtkonservator Thomas Werner (l.) ist von der Idee, die leeren Hallen des insolventen Unternehmens MBE Cologne in eine Schule umzubauen, durchaus angetan.

Es waren nur zwei Sätze in einer 63-seitigen Broschüre beim Werkstattverfahren für die künftige Nutzung des Geländes rund um die Hallen Kalk. Doch die klare Aufforderung an das Team aus Stadtplanern, Entwicklern und Architekten ließen auch Bürger und Bezirkspolitiker aufhorchen.

Der Schulleiter des benachbarten Gymnasiums zeigt sich überrascht

„Eine weiterführende Schule ist auf der Freifläche östlich der Neuerburgstraße einzubringen“, hieß es da und „Für die Schule ist eine Fläche von 16 000 Quadratmetern vorzusehen, welche je nach Bedarf ein dreizügiges Gymnasium oder eine vierzügige Gesamtschule aufnehmen kann.“ Solche Gedankenspiele waren zuvor von der Stadtverwaltung noch nicht öffentlich gemacht worden.

Oliver Schmitz, Schulleiter des Kaiserin-Theophanu-Gymnasiums, ist überrascht: „Davon weiß ich bisher gar nichts. Und ein neues Gymnasium oder eine Gesamtschule in unmittelbarer Nähe zu unserer Schule würde mich schon verwundern. Davon steht auch im aktuellen Schulentwicklungsplan nichts.“ Das Kaiserin-Theophanu-Gymnasium soll erheblich erweitert werden. In der Sekundarstufe I sind vier anstelle von drei Parallelklassen geplant und in der Sekundarstufe II sogar sieben anstelle von fünf.

Frühstens zum Schuljahr 2018/19 soll der Bau fertig werden

Aufgrund der gestiegenen Schülerzahlen hat die Stadt für die Schule einen Bedarf von elf zusätzlichen Räumen sowie für den zugehörigen Ganztagsbereich einen Bedarf von fünf weiteren errechnet. Die vorbereitenden Arbeiten laufen seit Anfang des Jahres. Stadtrat und Bezirksvertretung haben bereits vor sieben Jahren beschlossen, dass auf dem Brachland und der benachbarten Baugrube ein Neubau mit 35 Fach- und Klassenräumen entstehen soll.

Das Gelände am Polizeipräsidium bietet Platz für eine Gesamtschule.

Das Gelände am Polizeipräsidium bietet Platz für eine Gesamtschule.

Das Gymnasium möchte vorrangig seine naturwissenschaftliche Abteilung unterbringen. Eine Dreifach-Turnhalle soll ebenso gebaut werden wie auch ein Ganztagsbereich. Die ursprünglich angesetzten Baukosten von 15 Millionen Euro sind inzwischen aber schon um weitere zehn Millionen auf rund 25 Millionen Euro angestiegen. Mit der Fertigstellung ist wohl frühestens zum Schuljahr 2018/19 zu rechnen. „Diese Schulerweiterung ist ganz wichtig für den gesamten Stadtbezirk“, sagt Kalks Bezirksbürgermeister Marco Pagano.

„Stadt muss in den Umsetzungsmodus schalten“

Aber auch er weiß, dass die zusätzlichen Plätze am Gymnasium bei weitem nicht ausreichen werden, um den Bedarf zu decken. Pagano: „Die Nachfrage ist sehr hoch. Das haben die Anmeldezahlen für das kommende Schuljahr wieder einmal gezeigt. Für mich hat allerdings die Schaffung einer Gesamtschule in Kalk höchste Priorität.“ Die soll nach dem Willen der Kommunalpolitiker auf der derzeit noch als Parkplatz genutzten Fläche gegenüber des Polizeipräsidiums am Walter-Pauli-Ring entstehen und sowohl Schüler aus Kalk wie auch aus Deutz aufnehmen.

Das Grundstück gehört dem Land, die Stadt verhandelt derzeit über einen Ankauf. „Es wird jetzt wirklich höchste Eisenbahn, dass die Stadt aus dem Wunschlistenmodus in den Umsetzungsmodus schaltet“, sagt Heinz Peter Fischer von den Linken. Er verweist darauf, dass in diesem Jahr mehr als 600 Jungen und Mädchen an den Gesamtschulen mangels Plätzen abgelehnt wurden.

„Kalk braucht mindestens eine neue Gesamtschule“

„In ganz Köln fehlen weiterhin zwischen sieben und neun Gesamtschulen. Es ist offensichtlich, wo der Bedarf liegt. Kalk braucht mindestens eine neue Gesamtschule und kein weiteres Gymnasium. Die allgemeine Hochschulreife kann man auch, wenn nicht sogar besser, auf einer Gesamtschule erlangen.“

Reger Betrieb auf der Baustelle zur Erweiterung des des Kaiserin-Theophanu-Gymnasiums.

Reger Betrieb auf der Baustelle zur Erweiterung des des Kaiserin-Theophanu-Gymnasiums.

Da laut Schulentwicklungsplan auch noch eine neue Gesamtschule an zwei favorisierten Standorten von auslaufenden Hauptschulen – Adolph-Kolping-Schule an der Falckensteinstraße in Kalk und Kurt-Tucholsky-Schule am Helene-Weber-Platz in Neubrück – im Gespräch ist, glauben Fischer und der Kalker CDU-Fraktionschef Jürgen Schuiszill, dass die Planung einer weiteren Schule an den Hallen Kalk nur eine Ersatzlösung sei, falls es auf dem Gelände am Polizeipräsidium nicht klappt. Elke Müssigmann vom Stadtplanungsamt wiegelt ab: „Wir gehen nicht von einem »entweder oder« aus, sondern einem »und«. Wir wollen Schulen an beiden Standorten“.

Da zieht auch Bezirksbürgermeister Pagano mit. „Eine Schule in einer alten Industriehalle? Das klingt erstmal gut und hätte viel Charme. Wichtig ist aber dabei, dass es keinen Luxusbau gibt, sondern dass diese Schule genauso teuer wäre wie ein normaler Neubau. Schließlich brauchen wir die Schulplätze in absehbarer Zeit und nicht in ferner Zukunft. In unmittelbarer Nähe zum Kaiserin-Theophanu-Gymnasium könnte eine wirkliche Bildungslandschaft entstehen. Da bin ich gespannt, was uns die Planungsbüros im Werkstattverfahren präsentieren.“

Die weiteren Pläne zur Schulentwicklung

Die Probleme mit fehlenden Plätzen an den Grundschulen versucht die Schulverwaltung zum kommenden Schuljahr im Rechtsrheinischen – vor allem im Stadtbezirk Kalk – durch das Aufstellen mehrerer Dutzend Container einzudämmen.

Viele Schüler wollen in einigen Jahren auf weiterführende Schulen wechseln. Da ist das Angebot an Plätzen und die Aussicht auf die Wunsch-Schule derzeit ebenfalls gering. Schon in diesem Jahr wurden mehr als 700 Jungen und Mädchen an den Kölner Gesamtschulen abgelehnt.

Im Schulentwicklungsplan heißt es daher, dass „insgesamt 16 Züge in der Sekundarstufe I und korrespondierende Züge in der Sekundarstufe II“ geschaffen werden müssen. Dafür sind derzeit noch nicht alle notwendigen Grundstücke gefunden.

Außer am Walter-Pauli-Ring und an den Hallen Kalk favorisiert die Verwaltung eine Gesamtschule an den Teilstandorten Helene-Weber-Platz und Falckensteinstraße. Alternativ könne auch über die Realisierung eines Gymnasiums oder zweier Realschulen nachgedacht werden.

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