Nach Razzien in Köln-KalkTaunusstraßenfest soll Image von Kalk verbessern

Lesezeit 4 Minuten
Razzia in der Taunusstraße

Razzia in der Taunusstraße

Kalk – Der Ruf des Bezirks Kalk hat in den vergangenen Monaten gelitten. Das negative Image als Anziehungspunkt für zwielichtige Gestalten aller Art förderten nicht zuletzt zahlreiche Polizei-Razzien, die nach den Vorfällen der Silvesternacht am Kölner Hauptbahnhof mit einem Abwandern vieler Krimineller aus dem Zentrum nach Kalk begründet wurden.

Der Eindruck, der entsteht, wenn man in dem Gebiet zwischen Kalk-Mülheimer-Straße und Taunusstraße in Humboldt unterwegs ist, vermittelt jedoch auch ein völlig anderes Bild des Veedels. Gut besuchte Cafés, viele junge Menschen auf den Straßen, eine bunte Mischung der Sprachen und Kulturen.

Positive Seite des Quartiers hervorheben

Diese positive Seite ihres Quartiers wollen auch die Initiatoren des Taunusstraßenfestes um Kay Scheliga unter dem Motto „Miteinander Leben“ am Samstag herausstellen. Den ganzen Tag lang stellen sich Vereine, Initiativen sowie Freizeit- und Künstlergruppen und Livemusiker im Abschnitt zwischen der KVB-Station Trimbornstraße und dem Taunusplatz vor. „Nachdem es einige Jahre nicht stattgefunden hat, wollen wir dieses Fest für Menschen aus dem Bezirk von Menschen aus dem Bezirk wiederbeleben und neu auferstehen lassen“, sagt Scheliga.

Alles zum Thema Kölner Verkehrs-Betriebe

Hans-Gerd Kaumanns, Mitglied der „IG Humboldt-Gremberg“ und Vorstand der IG Rechtsrheinisches Köln

Hans-Gerd Kaumanns, Mitglied der „IG Humboldt-Gremberg“ und Vorstand der IG Rechtsrheinisches Köln

Das begrüßt auch Hans-Gerd Kaumanns. Als Mitglied der „IG Humboldt-Gremberg“ und Vorstand der IG Rechtsrheinisches Köln“ hatte er das Taunusstraßenfest in den vergangenen Jahren mit initiiert. Der 67-Jährige lebt seit mehr als 15 Jahren im Bezirk und ist gilt im Quartier als eine Art Vertrauensperson für Jedermann. „Ich engagiere mich für mein Veedel“, spielt Kaumanns, der auch zum Seniorenbeirat der Stadt Köln gehört, seinen Ruf herunter. Am liebsten sitzt er bei schönem Wetter vor dem Café Casablanca, für ihn das „inoffizielle Zentrum Humboldts“.

Dort kennen ihn zahlreiche vorbeikommende Menschen, grüßen ihn freundlich im Vorbeigehen oder nutzen die Gelegenheit für ein kurzes Gespräch. „Die Mischung der Menschen hier ist auch eine große Chance“, sagt Kaumanns. Viele Menschen seien offen und tolerant. Natürlich gebe es auch Probleme, „die Rosarote Brille“ habe er nicht auf, so der Senior.

Konflikte sind weniger geworden

Seiner Meinung nach sind die Konflikte zwischen alteingesessen und neu hinzugezogenen Migranten nach der Phase verstärkter Polizeipräsenz in Kalk tatsächlich etwas weniger geworden. „Vor allem die schon länger hier lebenden Marokkaner, die machen hier etwa 30 Prozent der Bewohner aus, hatten nach Silvester Angst, das sie mit dem schlechten Ruf der Neuankömmlinge in Verbindung gebracht werden“, erläutert Kaumanns.

Stadtteilfest in Humboldt-Gremberg im vergangenen Jahr

Stadtteilfest in Humboldt-Gremberg im vergangenen Jahr

„Viele von ihnen haben sich über Jahre eine Existenz aufgebaut – als sie die bedroht sahen, haben sie den Kleinkriminellen unter den Nafris mitunter eindeutige Signale gegeben.“ Die Situation sei besser geworden, auch, wenn es „neben dem Miteinander hier schon auch viel Nebeneinander gibt“. Das Problem der massiven Polizeipräsenz sei, dass die Beamten nicht richtig vorgegangen seien. „Die traten unnahbar und bedrohlich auf, kannten das Viertel und seine Strukturen nicht“, sagt Kaumanns.

Fest am Freitag und Samstag

Das Nachbarschaftsfest „Miteinander (!) Leben“ in Humboldt-Gremberg findet am Samstag, 10. September, von 14 bis 22 Uhr entlang der Taunusstraße statt.

Schwerpunkt soll die Verständigung und das gegenseitige Kennenlernen im multikulturellen Viertel sein. (ihi)

Das neue Polizei-Konzept der ständig präsenten Bezirksbeamten, die erkennbar und persönlich ansprechbar im und für das Veedel unterwegs seien, hält er dagegen für viel erfolgversprechender. „Da öffnen sich auch die Leute, kommen hinter ihren Türen hervor und werden neugierig.“ Dass die Leute auf sie zukommen, weil sie wissen, dass man ihnen zuhöre, erlebt Kaumanns regelmäßig bei der IG Humboldt-Gremberg. „Aber etwa auch die Moschee der Marokkaner ist offen für jeden“, fügt der 67-Jährige hinzu.

Jugendtreff erwünscht

Für die Zukunft wünscht er sich einen Jugendtreff in Humboldt und einen Sozialarbeiter oder Streetworker, die Programm und einen offenen Anlaufpunkt anbieten. Wenn darüber hinaus die meist privaten Hauseigentümer des Veedels ihre Wohnungen nicht nur profitorientiert vermieten würden, seien die wichtigsten Voraussetzungen erfüllt.

Tatsächlich steigen neben den Wohnungs- auch die Laden-Mieten im Bezirk, viele Geschäfte haben das Gebiet rund um die Taunusstraße schon verlassen. Er ist optimistisch, dass auch Veranstaltungen wie das Straßenfest am Samstag für das Veedel einen guten Beitrag leisten kann.

KStA abonnieren