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NeubauWald in Köln-Merheim soll neuer Grundschule weichen

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Der Wald neben dem Klinikgelände soll Schulgrundstück werden. Gerrit Krupp setzt sich für Seniorenwohnungen ein.

Der Wald neben dem Klinikgelände soll Schulgrundstück werden. Gerrit Krupp setzt sich für Seniorenwohnungen ein.

Merheim – Eine neue Grundschule oder die seit Jahren in Merheim geforderten Seniorenwohnungen? Da nur ein Grundstück zur Verfügung stehe, kann es nur eins von beiden werden, hieß es noch im September in der Kalker Bezirksvertretung. Da hatte die Verwaltung kurzfristig ihre Vorlage für einen neuen Bebauungsplan für ein Areal auf dem ehemaligen Madaus-Gelände, das jahrelang für den Bau einer Protonen-Klinik reserviert war, sich dann aber zerschlagen hatte, zurückgezogen.

Nun ist klar: Es kann wohl beides werden. Die Verwaltung möchte nach einer mehrwöchigen „Denkpause“ noch mal genau prüfen, ob auf dem eigentlich für Neubauten – auch mit seniorengerechten Wohnungen – vorgesehene Gelände zwischen Ostmerheimer Straße und der Straße „Auf dem Eichenbrett“, nicht auch die dringend notwendige zweite Grundschule für den Stadtteil Merheim gebaut werden könne.

Dabei ist das ehemalige Protonen-Gelände inzwischen durch das städtische Raster gefallen. „Dort wird definitiv keine Grundschule gebaut“, sagte Stadtplanerin Elke Müssigmann, die Leiterin des Planungsteams für die Bezirke Kalk, Mülheim und Porz.

Nun will man wieder die ursprünglichen Pläne aufgreifen, für die das Immobilien-Unternehmen Interhomes bereits im Jahr 2013 ein städtebauliches Planungskonzept vorgelegt hatte. Demnach sollen insgesamt 152 Wohneinheiten entstehen: 40 Reihenhäuser sowie 112 Wohnungen – davon 67 seniorengerecht.

„Die Seniorenwohnungen waren unsere Bedingung unter der wir bereit waren, der Immobilien-Firma, die sich seitdem sehr kooperativ gezeigt hat, das Grundstück zu überlassen“, erinnert sich der Merheimer SPD-Stadtverordnete Gerrit Krupp. Auch ein öffentlicher Spielplatz sowie eine Tiefgarage sind eingeplant.

Für den Schulneubau favorisiert die Verwaltung nun, so Müssigmann, „ein Grundstück etwas weiter östlich auch an der Ostmerheimer Straße zwischen dem Klinikum Merheim und der Konrad-Adenauer-Siedlung in Neubrück. Hier handelt es sich um eine größere Waldfläche in der Nachbarschaft des Krankenhaus, das sich in städtischem Eigentum befindet. Gegenwärtig bestehe dort bereits Baurecht für eine mögliche Erweiterung des angrenzenden Krankenhauses. Müssigmann: „Für die Nutzung als Schulstandort muss der bestehende Bebauungsplan allerdings noch geändert werden.“

Aus Reihen der Bezirksvertreter kam allerdings Kritik: „Wir brauchen eine weitere Grundschule in Merheim, aber rund um diese städtische Waldfläche wird es sicherlich noch weitere Diskussionen geben“, sagte CDU-Fraktionschef Jürgen Schuiszill.

Falls die Verwaltung keinen Alternative zum ehemaligen Protonenklinik-Areal gehabt hätte, hätte man auch einem Stopp des Verfahrens zugestimmt. Schuiszill: „Dann hätte der Investor, dem das Grundstück an der Ostmerheimer Straße gehört, entschädigt werden müssen.“

Ähnlich sieht dies sein SPD-Kollegen Marco Pagano. „Mit dem alternativen Grundstück, für das auch noch ein Durchgang Richtung Neubrück geschaffen werden soll, ist ja zumindest schon mal eine Lösung gefunden worden, um beide Projekte zu realisieren. Seniorengerechtes Wohnen ist schon seit Jahren ein wichtiges Thema bei den Merheimern. Es wäre nicht gut gewesen, diese Themen gegeneinander auszuspielen. Ich bin froh, das Interhomes nun bald loslegen kann“

Grüne und Linke dagegen lehnten den Standort komplett ab. „Dort steht eines der wenigen kleineren Waldgebiete im Stadtteil, und wir würden uns sehr schwertun, für die Schule den Wald abzuholzen“, so Daniel Bauer-Dahm (Grüne). Heinz Peter Fischer von den Linken kritisierte, dass die alternative Fläche weit von einer Wohnbebauung entfernt sei. „Schulen in den Wald zu setzen, gehört sich einfach nicht.“

Auch die Verwaltung scheint nochmals ins Grübeln gekommen zu sein. „Wir arbeiten an einer neuen Vorlage“, sagte Müssigmann. „Das Waldgelände hat zwar Priorität, aber insgesamt haben wir vier Standorte intensiv geprüft und mit verschiedenen Dienststellen erörtert.“ Hierbei handele es sich ausschließlich um städtische Grundstücke. Müssigmann: „Wir wollen uns nicht in die Abhängigkeit von privaten Eigentümern begeben.“

Damit wäre dann auch das von vielen Bürgern und einigen Kommunalpolitikern favorisierte Gelände im Kreuzungsbereich von Olpener Straße und Ostmerheimer Straße wohl aus dem Rennen. Das sieht der Stadtverordnete Krupp nicht ganz so. „Dieses gegenüber dem Kaufland-Warenhaus liegende Grundstück ist für den Neubau einer Grundschule einfach besser geeignet, weil es sehr zentral liegt“, sagt Krupp. „Insofern hoffe ich, dass die Verwaltung am Ball bleibt und doch noch eine Einigung mit dem Besitzer erzielt.“

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