Verbotene WanderwegeSpaziergänger in Dellbrücker Heide müssen Bußgeld zahlen

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Holger Geißler (2.v.r.) und seine Söhne hatten Glück: Nicole Horst (l.) warnte die nichtsahnenden Wanderer am Rande des Naturschutzgebietes.

Holger Geißler (2.v.r.) und seine Söhne hatten Glück: Nicole Horst (l.) warnte die nichtsahnenden Wanderer am Rande des Naturschutzgebietes.

Dellbrück – Nicole Horst fühlt sich von der Stadt ungerecht behandelt. Sie und ihr Mann sollen ein Bußgeld von 63,50 Euro zahlen. Der Grund: Sie haben im Naturschutzgebiet Dellbrücker Heide die erlaubten Wege verlassen. „Wir wussten nicht, welche Wege man benutzen darf und welche nicht“, erzählt die Dellbrückerin verwundert.

Als sie mit ihrem Mann im Januar hier spazieren ging, gab es an den Eingängen zu dem bis 1992 von der belgischen Armee genutzten Gelände zwar Karten, aber keine Hinweise, welche Bereiche zugänglich und welche gesperrt sind.

Im Gebiet um den See gelte „Betreten verboten“

Horst und ihr Mann spazierten auf einem Weg unweit des kleinen Sees, der sich im Naturschutzgebiet befindet. Dort wurden sie von anderen Spaziergängern gewarnt, schnell das Weite zu suchen: Mitarbeiter des Ordnungsamts seien unterwegs. Horst: „Wir waren uns keiner Schuld bewusst und gingen auf die Ordnungshüter zu.“ Diese erklärten, dass rings um den See Betreten verboten sei.

dellbrücker heide

Bis 1992 war das Areal noch ein Übungs­platz der Bel­gi­schen Streit­kräf­te.

Zwar seien die Mitarbeiter der Stadt freundlich gewesen und hätten nachvollziehen können, dass das Ehepaar irritiert sei, dennoch wurden die Personalien aufgenommen. „Sie rieten uns, im Falle eines etwaigen Bußgeldbescheids auf jeden Fall Einspruch einzulegen“, berichtet Horst. Kurze Zeit später kam ein Knöllchen in Höhe von 35 Euro, die Eheleute reklamierten mit Verweis auf fehlende Hinweistafeln. Horst: „Genutzt hat es nichts. Jetzt sollen wir noch mehr zahlen.“

Nun weist zumindest am Eingang Anemonenweg ein Lageplan auf die erlaubten Wege hin. Eine weitere, kleine Tafel erklärt seit wenigen Wochen, dass nicht erlaubte Wege durch Erdwälle, Gestrüpp-Sperren oder Hinweistafeln kenntlich gemacht werden. „Das alles gab es im Januar noch nicht“, empört sich Nicole Horst. Damit nicht genug: „Ich habe weder solche Erdwälle noch Sperren bemerkt.“

BUND kritisiert die Zustände in der Dellbrücker Heide

Die Dellbrückerin ist nicht die Einzige, die über die Zustände in der Heide klagt. Mitarbeiter des Bundes für Umwelt und Naturschutz (BUND) sind ebenfalls verärgert. „Wir bauen jede Woche neue Sperren, doch die sind bereits am nächsten Tag wieder zerstört“, berichtet Holger Sticht, beim BUND-Kreisverband für Naturschutzgebiete zuständig, verzweifelt. Er könne die Zerstörungswut der Besucher nicht verstehen.

Verbotene Wege im Wanderführer leiten Spaziergänger ins Sperrgebiet am See.

Verbotene Wege im Wanderführer leiten Spaziergänger ins Sperrgebiet am See.

Walter Löhr vom Umweltamt nennt das Vandalismus: „Wir haben es mit Bürgern zu tun, die nicht wahr haben wollen, dass es für dieses Gebiet ein Zutrittsverbot gilt“. Er überlegt nun, ob die Wege anders als bisher gekennzeichnet werden sollen: „Ich denke, da müssen Pflöcke entlang der Pfade in den Boden gerammt werden.“

Solche Markierungen wären wohl dringend notwendig. Als Nicole Horst gerade die neuen Schilder am Eingang des Naturschutzgebiets inspiziert, möchte Spaziergänger Holger Geißler mit seinen beiden Söhnen den Pfad betreten. In der Hand hält er den Wanderführer „Feierabend-Touren“. Ein Blick hinein reicht ihr, Geißler zu warnen: „Der empfohlene Wanderweg führt sie direkt in den verbotenen Bereich.“

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