Kampf den SittichenStadtrat möchte Papageien vertreiben

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Zwei Halsbandsittiche streiten um einen Futterknödel

Zwei Halsbandsittiche streiten um einen Futterknödel

Köln – Sie kommen zu Hunderten in der Dämmerung angeflogen,  lassen sich auf den Ästen nieder, verschmutzen mit ihrem Kot den Bürgersteig und nerven mit ihrem Geschrei: Die Papageienschwärme, die die Platanen an der Rheinuferstraße in Höhe der Dreikönigenstraße zu ihrem Schlafplatz auserkoren haben, sind Anwohnern seit Jahren ein Ärgernis. 

Jetzt will der Stadtrat Abhilfe schaffen. In einem gemeinsamen Antrag fordern die Fraktionen der SPD, der CDU, der Grünen und der FDP die Verwaltung auf, die Quälgeister schnellstmöglich zu vertreiben. „Das wird nicht einfach“,  befürchtet die Tierärztin Claudia Behlert vom Veterinäramt. Denn die Halsbandsittiche, wie die in Köln und anderen deutschen Großstädten verbreitete Papageienart heißt, geben ihre vertrauten Treffpunkte nicht so schnell auf. „Die suchen sich einfach den nächsten Baum, dessen muss man sich  gewiss sein“,  bestätigt der Biologe Stefan Nehring vom Bundesamt für Naturschutz.

Die Exoten, die eine Zeit lang als Haustiere beliebt waren, haben sich an das Leben auf der Straße gewöhnt. In Köln soll es laut groben Schätzungen bis zu 3000 geben, bundesweit etwa 7500. Sie leben überwiegend in der klimatisch   milden Rheinebene. Das erste freilebende Brutpaar in Deutschland wurde angeblich 1967 in Köln entdeckt, vermutlich dem Zoo entflogen. Die allermeisten Exemplare dürften Nachfahren von Käfigvögeln sein, die von ihren Besitzern wegen des Lärms in der Wohnung freigelassen worden waren.

Ursprünglich stammen die ungefähr  40 Zentimeter großen schillernd grünen Halsbandsittiche aus Asien  und Nordafrika. Ihre mitteleuropäischen Artgenossen bevölkern nicht nur die  Südstadt. Sie flattern ebenso durch Worringen, Riehl, Bayenthal und noch weitere Stadtteile. Erscheinen sie in  einer größeren Zahl, nehmen sie einer Reihe von heimische Vogelarten das Futter weg.

Es ist unklar, wie der Umzug der Papageien erreicht werden soll

Die Ratspolitiker wollen die Papageien allerdings nur dann verscheuchen lassen, wenn diese länger als zwei Jahre an einem Ort leben und Bürger durch Schmutz und Lärm belästigt werden. Wie der Zwangsumzug erreicht werden soll, ist unklar. Andernorts gab es Versuche mit Netzen, die über die Baumkronen gespannt werden. Denkbar sei zudem, Vogelscheuchen in das Geäst zu setzen oder die Tiere nachts mit Lichtstrahlern aufzuschrecken, sagt Tierärztin Behlert. 

„Eine Vergrämung löst das Problem mit hoher Wahrscheinlichkeit nicht nachhaltig, vermeidet jedoch für einzelne Bürgerinnen und  Bürger unzumutbare Härten“, heißt es in dem Antrag der vier Fraktionen. Sollte es gelingen, dass die Tiere auf einen gut geeigneten Standort ausweichen, wäre sogar langfristig eine Lösung geschaffen. „Eine zu häufige Störung“ der Papageien wollen die Politiker wegen des Tierschutzes vermeiden. „Daher sind die oben genannten Maßnahmen ein Kompromiss aus den Bedürfnissen der Anwohnerinnen und Anwohner und den Tierschutz-Aspekten.“ Der Umweltausschuss wird den Antrag am 2. Februar beraten.

In Wiesbaden, wo sich ebenfalls Bürger über die unerwünschten Nachbarn beschwert hatten, fand die Stadtverwaltung eine denkbar einfache Lösung. Sie ließ einen Baum, auf dem die Vögel sich zu versammeln pflegten, kurzerhand fällen.

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