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In den VeedelnSo bereiten sich die Kölner Wirte auf Karneval vor

Lesezeit 21 Minuten
Wir freuen uns auf den Kneipenkarneval! Endlich wieder Schlange stehen...

Wir freuen uns auf den Kneipenkarneval! Endlich wieder Schlange stehen...

Ab Donnerstag stürmen die Jecken wieder die Straßen und Kneipen. Wir haben Wirte aus den Kölner Veedeln wie sie sich auf die Tage im Ausnahmezustand vorbereiten.

Im Kölner Süden

Heiko Hörnecke, Brauhaus Quetsch, Rodenkirchen

Mein Sessionshit: „Ich bin eh Kölschjlas“ (Fööss)

Alles zum Thema Bläck Fööss

Anzahl der Aufräumtage nach Karneval: 0,5

Was mich am Karneval stört: Der überzogene Alkoholkonsum in der Innenstadt, das hat mit Karneval nichts zu tun

Geschätzte Zahl der Bützjer in meiner Kneipe pro Abend: Mehrere Tausend

Welches Kostüm ich nicht mehr sehen muss: Das Teufelchen mit Strapsen, das finde ich nicht sehr kreativ

Die erste große Karnevalsveranstaltung haben das Rodenkirchener Brauhaus Quetsch und sein Betreiber Heiko Hörnecke schon hinter sich. Knapp 500 Leute haben Anfang Februar bei „Loss mer singe“ das Lokal direkt am Rhein in Beschlag genommen.

Die Vorbereitung für die tollen Tage läuft dementsprechend schon länger. Die heiße Phase hat jedoch erst vergangene Woche angefangen. „Dann räumen wir den kompletten Laden leer, hängen Luftschlangen und Ballons auf, richten die Terrasse schön her und stellen zusätzliche Theken auf“, sagt der 43-Jährige.

Auch der Kühlraum wird noch einmal umgeräumt, um Platz für extra für Karneval geholtes Bier zu schaffen. Wie viele Liter Hörnecke genau bestellt hat, bleibt jedoch sein Geheimnis. „Es sind aber schon einige Hektoliter“, sagt er und schmunzelt. Schließlich will er seinen Fauxpas aus dem vergangenen Jahr nicht wiederholen, als er am Karnevalssonntag Bier nachholen musste. „Das ist mir noch nie passiert“, sagt er. „Die Lieferanten waren aber vorbereitet.“

Zum sechsten Mal verantwortet Hörnecke, selbst aktiver Karnevalist, die Partys im Quetsch. Aufgeregt ist er nicht mehr. „Das ist Routine. Und eigentlich klappt es immer.“ (lt)

Robert Hilbers, Chlodwig Eck, Südstadt

Mein Sessionshit: Bin noch unentschieden

Anzahl der Aufräumtage nach Karneval: 2

Was mich am Karneval stört: Die Arbeit drumherum. Karneval selber find ich gut, wegen der Anarchie

Geschätzte Zahl der Bützjer in meiner Kneipe pro Abend: 1489

Welches Kostüm ich nicht mehr sehen muss: Kostüme mit zu großen Accessoires, die überall hängen bleiben

Robert Hilbers hat als Betreiber des Chlodwig Ecks in der Südstadt schon 26 Sessionen mitgemacht. Dennoch ist er jedes Mal nervös, wenn die tollen Tage kommen. „Habe ich an alles gedacht?“, ist die Frage, die sich der 56-Jährige in diesen Tagen am häufigsten stellt. „Karneval ist ja nicht jede Woche oder jeden Monat. Routine ist das nie. Der Aufwand, den man dafür betreibt, ist schon ziemlich hoch“, sagt er.

Dabei untertreibt der 56-Jährige nicht. Denn das Chlodwig Eck bekommt zu Karneval eine Generalüberholung. Die Bänke und Böden werden mit Hartfaserplatten verkleidet, die Bilder werden abgehängt, Gläserrinnen kommen an die Wände. Dazu wird die Decke geschmückt.

Die Vorbereitungen nimmt Hilbers bereits im Dezember auf, damit alles reibungslos vonstatten gehen kann. „Wenn dann aber alles läuft, fällt es von mir ab. Dann macht es auch richtig Spaß“, sagt er. „Und eigentlich passiert ja auch nie was.“

Um auf Nummer sicher zu gehen, lagern rund 1000 Kölschstangen aus Plastik im Keller des Chlodwig Ecks. „Ich habe mich lange dagegen gesträubt. Aber es gibt keine Scherben, keine Schnittwunden und leichter zu tragen sind sie auch. Das ist deutlich praktischer.“ (lt)

Marion Rohde-Glaw, Sürther Treff, Sürth

Mein Sessionshit: „En unserem Veedel“ (Fööss)

Anzahl der Aufräumtage nach Karneval: 0,5

Was mich am Karneval stört: Wenn die Menschen zu stark betrunken sind

Geschätzte Zahl der Bützjer in meiner Kneipe pro Abend: Keine Angabe

Welches Kostüm ich nicht mehr sehen muss: Mein Kölschhemd, das ich schon verdrängen wollte. Bei Gästen stören mich Boas, die überall Flusen hinterlassen

Im Sürther Treff hat der Nubbel seinen Platz schon  Anfang Februar bezogen. Nun sitzt er auf einem Podest in der Ecke  und wartet  auf sein Schicksal. Fliehen kann er nicht. „Der ist angekettet“, sagt Marion Rohde-Glaw. Die Betreiberin des Sürther Treffs ist vorsichtig, denn so ein Nubbel wird ja auch mal geklaut.

Schon einige Wochen länger als der Nubbel hängt die Karnevalsdekoration in dem Lokal an der Sürther Hauptstraße. Seit Anfang Januar steckt Rohde-Glaw in den Vorbereitungen. „Ich fange an mit den geschäftlichen Dingen wie Pfandkarten. Dann kommt die Deko“, sagt  sie. Die Arbeit teilt sie sich mit ihrem Mann und  zwei Mitarbeitern.

1500 Liter Bier hat ihr Mann  bestellt.  An den Tagen ist sie dann in der Kneipe voll eingespannt. „Ich freue mich darauf, aber es ist auch heftig.  Am Tag danach spüre ich meine Gelenke nicht mehr. Gastronomie ist schon ein Knochenjob.“

Besonders anstrengend wird es, wenn Rohde-Glaw auch noch betrunkene Gäste  nach Hause bringen muss. Wie im vergangenen Jahr, als sie kurzerhand einem Mann in seine Wohnung geholfen hat. „Ich konnte da nicht weggucken. Der tat mir  leid.“ (lt)

Gordana Lievrée, Bei uns, Zollstock

Mein Sessionshit: „Leev Marie“ (Paveier)

Anzahl der Aufräumtage nach Karneval: Wir räumen jeden Abend schon ein bisschen auf. Dann müssen wir das später nicht machen

Was mich am Karneval stört: Die Jahreszeit, es ist einfach viel zu kalt.

Geschätzte Zahl der Bützjer in meiner Kneipe pro Abend: fünf bis zehn

Welches Kostüm ich nicht mehr sehen muss: Als Brings-Musiker verkleidete Jecken

Früher hat Gordana Lievrée, Betreiberin der Zollstocker Kneipe „Bei uns“, gerne Karneval gefeiert. „Hauptsache dabei sein“, sagt sie. Das hat sich geändert. „Jetzt bin ich froh, wenn es vorbei ist.“ Schuld daran sei vor allem die Musik. „Man hört die Lieder schon so lange im Voraus, das nervt dann irgendwann.“

Kein Wunder also, dass sie die Karnevals-Playlist jemand anderem überlässt. „Ich habe mal eine Liste angefangen, aber da waren dann fünf Schlaflieder drin“, sagt sie lachend. Unterkriegen lässt sie sich aber nicht: „Ich stehe dann nicht schlecht gelaunt in der Ecke, ich bin sogar verkleidet.“

Aufregend sei der Karneval und auch die Vorbereitungen nämlich doch, obwohl Gordana Lievrée in bereits in ihre siebte Session als Kneipenwirtin geht. Bier hat die 50-Jährige noch nicht bestellt. Dazu ist der Kühlraum zu klein. Lievrée behilft sich stattdessen mit vielen kleinen Fässern, die sie den Gästen auf die Tische stellt. Das entlaste zudem dem einzigen Zapfhahn.

Selber trinken kann sie während der großen Feier nicht, denn Lievrée ist in ihrer Bar voll gefordert: „Es sind heftige Tage. Und feiern sollen die anderen.“ (lt)

Im Kölner Norden

Karl Werz und Andreas Lindner, Alt Neppes, Nippes

Mein Sessionshit: „Leev Marie“, Paveier

Anzahl der Aufräumtage nach Karneval: etliche, auch weil wir die vielen Fan-Schals an der Decke wieder genauso anbringen müssen wie vorher!

Was mich am Karneval stört: Dass man manchmal nicht weiß, wann man genug getrunken hat.

Geschätzte Zahl der Bützjer in meiner Kneipe pro Abend: 1000 plus X

Welches Kostüm ich nicht mehr sehen muss: Horrorclowns

Ist er nicht schön geworden, fragen Karl Werz und Andreas Lindner vom „Alt Neppes“ stolz. Und in der Tat: Soeben haben die zwei den selbst gebastelten Nubbel draußen über dem Kneipen-Eingang platziert – diesmal ein leicht androgyn wirkendes Exemplar mit Hut und lila Haaren. Auch im Innern des Lokals an der Neusser Straße 301 ist schon alles parat: Aus einer Ecke grüßen zwei Lappenclowns; an der Decke, wo sonst sehr viele Fußball-Fanschals von internationalen Clubs hängen, erblickt man ein Meer aus rot-weißen Ballons.

Die Anordnung der Schals an der Decke haben die beiden zuvor fotografiert – damit sie nach Aschermittwoch genauso wieder aufgehängt werden können. Die Fußball- und FC-Fankneipe hat sich während der tollen Tage als beliebte „After-Zoch-Party“-Adresse etabliert. „Bei uns ist es immer so, dass viele Gruppen sonntags nach den Veedelszügen oder vom Rosenmontagszoch aus vorbeikommen. Auch Musik- und Trommelgruppen sind dabei, die machen dann hier noch mal richtig Rambazamba“, erläutern die beiden. Darunter auch Gruppen aus „exotischen Ländern“ wie Baden-Württemberg, Bayern oder der Schweiz. „Die Trommler aus dem Schwarzwald sind immer klasse“, findet Werz. (bes)

Lutz Meurer, Hotel Matheisen, Worringen

Mein Sessionshit: „Dä Plan“ von Querbeat

Anzahl der Aufräumtage nach Karneval: ein Tag reicht aus

Was mich am Karneval stört: Der fehlende Schlaf

Geschätzte Zahl der Bützjer in meiner Kneipe pro Abend: 1000

Welches Kostüm ich nicht mehr sehen muss: Federboas, alles mit Stroh oder besonders sperrige Verkleidungen

In Worringen gibt es besonders viele Jecke – das rührige Dorf hat sogar ein eigenes Festkomitee. Das Hotel Matheisen ist für sie eine wichtige Anlaufstelle. Lutz Meurer führt das Lokal In der Lohn 47 schon in vierter Generation.

Vor dem Großereignis Fastelovend ist er nicht mehr aufgeregt, man könne ja nicht mehr tun, als alles vorzubereiten. „Aber die ersten zwei Stunden am Abend sitze ich immer ein bisschen auf heißen Kohlen. Wenn die Jecken alle kommen, entspanne ich mich“, gibt der 50-Jährige doch zu. Vor Weiberfastnacht räumen Meurer und seine Frau alles, was kaputt gehen könnte, fort. „Was irgendwie hängt, würden die Leute eh abreißen. Wir lassen nur ein paar Tische drin, Stühle nehmen zu viel Platz weg.“

Die Glasscheiben an der Tür werden mit Spanplatten verkleidet. Diesmal hat der Wirt 33 Hektoliter Bier bestellt. Das muss ins Glas, nicht in den Plastikbecher, findet er und nimmt Scherben in Kauf. Im Matheisen feiern sich die Gäste schon vor den tollen Tagen warm, einige Karnevalsvereine treffen sich dort. Und an Aschermittwoch kommen ist Fischessen, bis dahin muss alles aufgeräumt sein. Meurer: „Wenn wir die Zeit überstanden haben, schließen wir für ein paar Tage und ruhen aus“. (bod)

Caroline Köckeritz,  Gaffel im Linkewitz, Niehl

Mein Sessionshit: „Leev Marie“, Paveier

Anzahl der Aufräumtage nach Karneval: Drei, damit es wieder ganz wie vorher ist. Was mich am Karneval stört: Manche nehmen die Sache eine Spur zu ernst. Rangabzeichen etwa sind nicht so passend.

Geschätzte Zahl der Bützjer in meiner Kneipe pro Abend: Reichlich – so ist Karneval!

Welches Kostüm ich nicht mehr sehen muss: Trump-Kostüme. Bei seiner Kandidatur noch ein Renner, wirkt’s nun nur noch erschreckend.

Nicht kurz vor, sondern bereits mitten im Karneval ist das Team des „Gaffel im Linkewitz“ am Alt-Niehler Rheinufer. Im Lokal von Caroline und Karl-Heinz Köckeritz fand am vorigen Samstag bereits die Damensitzung, Sonntag dann der Herrenkommers statt. Hierfür ist der kleine Gastraum an der Theke zum Sitzungssaal mit Bierbänken umgebaut worden.

„Die Kneipensitzungen waren schon in unserem früheren Lokal, das vier Häuser weiter untergebracht war, ein großer Wunsch. Aber das ging dort vom Platz her gar nicht“, erinnert sich Karl-Heinz Köckeritz. Das frühere Domizil musste das Linkewitz im Mai 2015 räumen; kurz darauf gelang es aber unverhofft, das jetzige, größere Haus am Niehler Damm 179 zu erwerben.

Genau wie damals beim Aufbau des neuen Lokals viele Helfer mit anpackten, geht hier auch vor der Session alles Hand in Hand. Schon seit vielen Tagen sind die Deko- und Einkaufsarbeiten für die tollen Tage im Gang. Nun ist der große Gaststätten-Saal mit rot-goldenen Girlanden, Clowns und Ballons prächtig geschmückt.

Vor allem an Weiberfastnacht wird’s im Linkewitz richtig voll. Und besonders freuen sich alle auf die kleine Kneipensitzung am Freitag, bei der ausschließlich Büttenredner auftreten. (bes)  

Jörg-Peter und Martina Körner, Gaststätte Körner’s, Riehl

Mein Sessionshit: „Ich ben e Kölschglas“, Bläck Fööss

Anzahl der Aufräumtage nach Karneval: Zwei – den Donnerstag und Freitag, da haben wir zu.

Was mich am Karneval stört: Die leidigen Krawallbotze – und die werden bei uns direkt am Eingang aussortiert.

Geschätzte Zahl der Bützjer in meiner Kneipe pro Abend: Hunderte!

Welches Kostüm ich nicht mehr sehen muss: Lumpenmänner, die gibt’s wirklich schon ewig.  

Ganz besonders süß präsentiert sich das Karnevals-Outfit des „Körner’s“ an der Stammheimer Straße 100: Ganz viele Clowns, viele davon auf Schaukeln, sind im „kleinen Gürzenich“ und in der erstmaligen Kneipen-Dreigestirns-Hofburg von Riehl versammelt; die Wände sind teils mit Glitzerpapier ausstaffiert.

„Mit der Deko haben wir schon drei Wochen vorher angefangen, denn die Session ist ja diesmal lang“, erläutert Inhaber Jörg-Peter Körner. Auch die Kölsch-Bestellungen sind schon lange angeleiert und erfolgen während der jecken Woche auch mal auf Zuruf; in den Jahrzehnten des Bestehens ist da Routine entstanden.

Aber ein Stück harte Arbeit wartet noch auf ihn und seine Partnerin Martina: „Unser komplettes Mobiliar kommt vor Weiberfastnacht noch raus, das machen wir seit 17 Jahren so. Nur hinten im Saal bleiben zwei Tische mit ein paar Stühlen stehen, damit sich Ältere auch mal setzen können.“ Auch kulinarisch  ist von Weiberfastnacht bis Veilchendienstag alles anders, schnelle Küche ist Trumpf  – mit Suppen, Currywurst und Halvem Hahn; eben alles, was man über die Theke reichen kann.

Nach dem Fischessen an Aschermittwoch stehen  zwei Verschnauf-Tage an – in denen die beiden aufräumen und das Inventar wieder einräumen können. (bes) 

Im Kölner Westen

Linda Neumann, Wirtshaus Hotzenplotz, Neuehrenfeld 

Mein Sessionshit: „En unserem Veedel“ (Bläck Fööss). Da kann aktuell kommen, was will.

Anzahl der Aufräumtage nach Karneval: zehn Stunden.

Was mich am Karneval stört: Dass immer mehr Leute mit martialischen Kostümen rumlaufen, die wie Polizeiuniformen aussehen.

Geschätzte Zahl der Bützjer in meiner Kneipe pro Abend: Die kann keiner zählen.

Welches Kostüm ich nicht mehr sehen muss: Horrorclowns.

Hotzenplotz – out of space“ lautet das Motto für die tollen Tage in der Gaststätte an der Chamissostraße 2. Das ist keine Hommage an David Bowie’s Hit „Space Oddity“, sondern die Idee einer Studenten-WG, die direkt über der Kneipe wohnt. Ein Nubbel, der wie der erste Mensch auf dem Mond aussieht, Raketen und viele Lämpchen an der Decke bilden die passende Dekoration.

Was für die Jecken noch viel wichtiger ist: 80 mal 50 Liter Kölsch stehen schon im Kühlkeller. Und die Musik ist bestellt. „Am Karnevalsfreitag kommt wieder die Band 3-Gestirn, das ist Tradition bei uns“, sagt Linda Neumann, die zunächst als Angestellte, jetzt als Wirtin schon sechs Jahre im Hotzenplotz arbeitet.  Besonders gespannt ist sie auf DJane „Beelzebeat“, die freitags und samstags kölsche Hits zum Teil von Vinylscheiben auflegen wird.

Eine lustige Anekdote aus früheren Sessionen? Klar, da war doch dieser Typ, der auf der Toilette eingeschlafen und nicht bemerkt worden ist. Sogar das Geräusch der  Alarmanlage, die er in der dunklen, geschlossenen Kneipe auslöste, blieb  unbeAlexander Manek, Haus Unkelbach, Sülzmerkt. Also legte er sich wieder hin, bis die Putzfrau kam. Verständlich, dass die Toilettenkontrolle nach Feierabend zur Pflicht geworden ist. (Rös)

Alexander Manek, Haus Unkelbach, Sülz 

Mein Sessionshit: „Ein Hoch auf die Liebe“ (Micky Brühl Band).

Anzahl der Aufräumtage nach Karneval: vier bis fünf Tage, bis auch wirklich alles wieder an seinem Platz oder ausgebessert ist.

Was mich am Karneval stört: Wildpinkler. Wir haben eine Extra-Batterie an Dixie-Klos bestellt.

Geschätzte Zahl der Bützjer in meiner Kneipe pro Abend: 20000.

Welches Kostüm ich nicht mehr sehen muss: lieblose chinesische Massenware.

Überdimensionale Papp-Köpfe kölscher Originale an den Wänden geben schon seit Tagen einen Vorgeschmack auf all das, was ab übermorgen im Hause Unkelbach an der Luxemburger Straße 260 angesagt ist: kölsches Brauchtum und Party, bis die Puppen tanzen. Bis dahin müssen noch eine Menge Tische geschleppt, Bilder und Lampen abhängt werden.

Kölsch ist aber schon eingelagert. Wirt Alexander Manek weiß, was seine Gäste hören wollen: „Zu 75 Prozent wird es kölsche Hits geben, der Rest besteht aus den angesagten Ballermann-Schlagern. Nur »Atemlos durch die Nacht« darf nicht gespielt werden“, hat der 43-Jährige den fünf verpflichteten Discjockeys schon eingeschärft. Auch wenn noch viel Arbeit wartet, sehnt  Manek die tollen Tage herbei.

Er mag es einfach, an Weiberfastnacht den Frühaufstehern unter den Jecken, die als erste in der Schlange vor dem Lokal stehen, Kaffee und Berliner anzubieten. „Auch deswegen ist Schlangestehen für so einige hier Kult“, behauptet der Gastronom. Er freut sich auch auf prominente Gäste: Volksmusik-Star Florian Silbereisen und Höhner-Gitarrist Jens Streifling haben sich angekündigt. „Ich bin gespannt, ob ich sie im Kostüm erkenne“. (Rös) 

Sebastian Hegener, Gasthaus Zum Schwan, Lindenthal

Mein Sessionshit: „Dä Plan“ (Querbeat).

Anzahl der Aufräumtage nach Karneval: ein kompletter Tag, Veilchendienstag.

Was mich am Karneval stört: wenn es eine anonyme Veranstaltung ist.

Geschätzte Zahl der Bützjer in meiner Kneipe pro Abend: eine Menge – und je später der Abend, desto mehr.

Welches Kostüm ich nicht mehr sehen muss: uninspirierte Verkleidungen wie eine schlichte Pappnase und sonst nichts.

Der längste Tag des Jahres steht bevor: Für das Team von Sebastian Hegener und Bianca Böttger, den Wirten im Lindenthaler Gasthaus Schwan, ist das Weiberfastnacht, der erste der fünf tollen Tage, an denen scheinbar das ganze Veedel in das Haus an der Dürener Straße 235 strömt.

Alle 14 Angestellten stehen am Start, das Küchenteam gehört ebenfalls dazu und schafft Grundlagen für die Gäste mit Schnitzelbrötchen, Frikadelle oder Currywurst und Pommes Rut-Wieß. Stammgäste sind klar im Vorteil, vor allem, wenn sie sich vorher in eine Liste eingetragen haben. Im Schwan wird jeder Gast schnell zum Künstler. Zu den Liedern von Bläck Fööss, Cat Ballou wird im Chor mitgesungen – textsicher. Da nehme es die Gästeschar, von der er mindestens die Hälfte beim Namen kennt, schon sehr genau, sagt Hegener.

Auch die Gruppe aus Hannover, die jährlich anreist, kennt das kölsche Liedgut. „Die sind vor Jahren mal zufällig an einem Abend hier gestrandet und kommen seitdem jedes Jahr zum Feiern zu uns“, erzählt der 37-Jährige. Schade sei es, dass man nur fünf Tage feiern könne: Veilchendienstag ist schon zu, „denn eine Nubbelverbrennung hat uns das Ordnungsamt leider untersagt, es sei dafür kein Platz vor dem Lokal.“ (Rös) 

Iris Giessauf, Essers Gasthaus, Neuehrenfeld

Mein Sessionshit: „Wolkeplatz“ (Miljö).

Anzahl der Aufräumtage nach Karneval: zwei Stunden.

Was mich am Karneval stört: der überzogene Alkoholkonsum in der Innenstadt, das hat mit Karneval nichts zu tun.

Geschätzte Zahl der Bützjer in meiner Kneipe pro Abend: 222 mal 6 minus 13.

Welches Kostüm ich nicht mehr sehen muss: Den Trump muss ich nicht auch noch im Karneval sehen.

Trotz Stress wirkt Iris Giessauf fröhlich. Dabei hat sie vor dem Fototermin eine Menge zu tun. Für den „Loss mer singe“-Abend in ihrem Gasthaus an der Ottostraße 72 muss das Restaurant komplett ausgeräumt und später wieder hergerichtet werden. Neben dem schweren Holzmobiliar müssen sie und ihre Mitarbeiter auch Bilder und Dutzende Deko-Flaschen von der Fensterbank schleppen.

„Ja, und vor Weiberfastnacht die ganze G’schicht noch amal“, sagt Giessauf mit ihrem steirischen Akzent. Viel Vorfreude schwingt dabei mit, denn die Österreicherin ist schon lange mit dem Karnevalsbazillus infiziert. Den Nubbel aus Stroh hat die 44-Jährige auch schon fertig. Wenn an den tollen Tagen das Lokal rappelvoll ist, geht es ihr gut. „Jeder in meinem Team muss genauso Lust auf Karneval haben wie ich“, sagt sie ernst. Die Gäste würden rasch merken, wenn die Bedienung keine Lust hat.

Wichtig ist ihr außerdem, dass es gemütlich und kölsch zugeht. Vor allem bei der Musikauswahl. Keine Schlager, keine Charthits – nur kölsche Lieder werden im Essers zu hören sein. Zu schätzen wissen ihre Gäste auch, dass es hier das Kölsch aus 0,2-Liter-Stangen gibt. Iris Giessauf hält überhaupt nichts davon, nur wegen Karneval in größeren Gläsern auszuschenken. (Rös)   

Im Kölner Osten

Christina Hanf, Brauhaus „Goldener Pflug“, Merheim

Mein Sessionshit: „Besoffe vor Glück“ (Brings)

Anzahl der Aufräumtage nach Karneval: Eine Nacht

Was mich am Karneval stört: Nichts. Es ist ein tolles Brauchtums-Fest und bei uns läuft es richtig gut und ohne Probleme.

Geschätzte Zahl der Bützjer in meiner Kneipe pro Abend: 11000 Stück - mindestens.

Welches Kostüm ich nicht mehr sehen muss: Den Clown, so läuft doch jeder zweite rum. Am schlimmsten ist die Billigversion vom Textil-Discounter oder vom Wochenmarkt.

Auch schon bevor es nun in den jecken Endspurt geht, sind die Merheimer ganz gut auf die tollen Tagen eingestimmt. Schließlich waren in den vergangenen Tagen schon das Dreigestirn und das Reiterkorps Jan von Werth, das Dellbröcker Boore-Schnäuzer-Ballett und zweimal die Prinzen-Garde jeweils mit Auftritten zu Besuch im Brauhaus „Goldener Pflug“.

Doch nun beginnt die heiße Phase: „Weiberfastnacht und Karnevalssamstag sind die absoluten Großkampftage“, sagt Wirtin Christina Hanf, die seit mittlerweile zehn Jahren das Karnevalsgeschäft rund um den Tresen kennt. „Da werden aus dem großen Saal alle Tische und Stühle ausgeräumt. Wer dennoch sitzen will, für den bleibt die Stube mit 30 Plätzen.

Für die rund 350 Besucher, die im Pflug feiern können – zumeist Stammgäste, die auch das ganze Jahr über zum Essen und Trinken kommen – stehen drei 1000-Liter-Tanks mit Kölsch im Keller. Hinzu kommen zwanzig 50-Liter-Fässer, für eine zusätzlich aufgebaute Theke.

Ein erfahrener Discjockey sorgt für Musik. Einlass-Bons gibt es nur noch an der Tageskasse, nicht mehr im Vorverkauf. „Die wurden im Vorjahr im Internet überteuert weiterverkauft. Das wollen wir so nicht.“ (NR)

Bert und Barbara Müllrick, Zum Grinkenschmied, Höhenhaus

Unser Sessionshit: „Stääne“ (De Klüngelköpp)

Anzahl der Aufräumtage nach Karneval: Drei Tage

Was mich am Karneval stört: Wenn die Jugendlichen zu besoffen sind

Geschätzte Zahl der Bützjer in meiner Kneipe pro Abend: Es gibt Bützjer ohne Ende, die kann man nicht zählen.

Welches Kostüm ich nicht mehr sehen muss: Trump-Kostüme. Die sind zwar gerade erst aufgekommen, doch wir haben schon jetzt genug davon.

In wenigen Tagen beginnt für Bert und Barbara Müllrick das große Räumen. Ihr Lokal ist nicht nur Vereinslokal der KG Naaksühle, sondern befindet sich zumindest zu Weiberfastnacht im Epizentrum des Höhenhauser Karnevals – am Wupperplatz.

„Am Montag vor Karneval fangen wir an umzuräumen“, erzählt Bert Müllrick. Dann verschwinden alle Bilder von der Wand, werden Tische und Stühle ausgeräumt und in der Kegelbahn gelagert. Die Wände werden bis auf eine Höhe von 1,20 Meter mit Lackfolie beklebt. Die Theke wird leer geräumt. Zwei Tage lang lassen die Wirtsleute eine besonders leistungsfähige Licht- und Tontechnik installieren.

Die Vorbereitung erledigen die beiden allein, damit ihre Servicemannschaft Kraft für die Karnevalstage sammeln kann. Zusätzlich werden Aushilfskräfte eingestellt. Am Montag kommt der Nubbel auf das Dach. Am Abend des Karnevalsdienstags wird er bereits um 21.30 verbrannt. Müllrick: „Das machen wir so früh, weil die Leute am nächsten Tag arbeiten müssen.

Zudem bekommen Kinder Gelegenheit mitzukommen.“ Für die Verbrennung besorgt der Wirt beim Bestatter einen echten Sarg: „Der brennt sehr gut, und es bleibt nur ein Häufchen Asche übrig.“ (aef)

Bastian Werder, Deutzer Brauhaus, Deutz

Mein Sessionshit: Das ist immer noch „Polka“ von Brings. Mal gucken was noch dazu kommt.

Anzahl der Aufräumtage. Eine Nacht

Was mich am Karneval stört:: Es gibt leider immer auch Leute, die wollen nicht feiern, sondern sind auf Randale aus. Die braucht kein Mensch. Ich mag diejenigen, die sich gerne verkleiden und

Geschätzte Zahl der Bützjer pro Abend: 11111

Welches Kostüm ich nicht mehr sehen mus: SWAT oder FBI, amerikanische Polizeiuniformen, die nur nach Gewalt aussehen. Waffen gehören nicht in den Karneval, auch nicht aus Plastik.

Karnevalstrubel ist noch Neuland für das Deutzer Brauhaus im Bahnhof, denn die Gaststätte wurde erst im vergangen März neu eröffnet. Doch mit der kostümierten Kundschaft hat man schon Erfahrungen gesammelt, so im Sommer bei „Jeck im Sunnesching“, am Elften im Elften und vor allem seit die Sitzungen im Theater am Tanzbrunnen oder die Veranstaltungen der „Lachenden Kölnarena“ begonnen haben.

„Seitdem gibt es bei uns so etwas wie das letzte Kölsch vor dem Tanzbrunnen oder vor der Lanxess-Arena, Da sind wir fürs jecke Publikum als erste Anlaufstelle so eine Art Durchlauferhitzer“, ist sich Betriebsleiter Bastian Werder mit seinem kölschesten Köbes Volker Grothuesmann einig. Für die kommenden Tage ist man gut aufgestellt.

Werder: „Wir haben 8000 Liter Kölsch griffbereit und das Personal um ein Drittel aufgestockt.“ Die historische Einrichtung wird mit Tarnnetzen verkleidet, alte Bilder und Lampen teilweise abgehangen. Im Erdgeschoss werden alle Stühle ausgeräumt, die Brauhaustische zugunsten von Stehtischen zur Seite geräumt. Der erste Stock bleibt Restaurantbereich. Weiberfastnacht legt DJ Maco auf, das koste es 15 Euro Eintritt. An allen anderen Tagen kommt man ömesöns herein. (NR)

Hape Zimmer, Flittarder Hof, Flittard

Mein Sessionshit: „Am Anstoßkreis“ (Bläck Fööss)

Anzahl der Aufräumtage nach Karneval: Einer

Was mich am Karneval stört: Zunehmende Gewaltbereitschaft und betrunkene Jugendliche

Geschätzte Zahl der Bützjer in meiner Kneipe pro Abend: Hunderte

Welches Kostüm ich nicht mehr sehen muss: All die Haie-Fans, die außer ihrem Trikot nichts weiter anziehen - und nicht mal ein Hütchen aufsetzen.

Der Gastraum der einzigen in Flittard verbliebenen Traditionskneipe ist bereits für Karneval geschmückt. Es hängen Luftballons und Luftschlangen von der Decke. und Bilder mit Karnevalsmotiven schmücken die Wand.

„Die Dekoration bringt eine eigens engagierte Dekorateurin mit mir zusammen an. Wir brauchen dafür zwei Tage“, erklärt Hape Zimmer, der das Haus seit 27 Jahren führt. Zum Karneval werden im Gastraum die Tische an die Wände gestellt und die Stühle entfernt. Die Tische werden mit Alufolie abgedeckt und die Dielen des Fußbodens mit Linoleum geschützt. „Während des Sonntagzugs öffnen wir den großen Saal, ansonsten reicht der kleine Saal für unsere Gäste“, sagt der Wirt.

Mit vielen Gästen rechnet er auch zu Weiberfastnacht, da die Eröffnung des Straßenkarnevals in Flittard nur weniger Meter von seinem Lokal an der alten Schule des Stadtteils stattfindet. Zusatzkräfte stellt Zimmer nicht ein: „Wenn alle da sind, schaffen wir das.“ Großen Wert legt er auf die Musik. Es werde extra eine große Musikanlage aufgebaut, und professionelle Discjockeys würden verpflichtet.

Beim Aufräumen geht alles etwas schneller. Am Aschermittwoch packen alle mit an und es gibt eine Riesenpizza für alle. (aef)

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