KlüngelvorwurfKölns CDU-Parteichef Bernd Petelkau als Jobvermittler

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Kölns CDU-Parteichef Bernd Petelkau (Mitte) im Ratssaal. (Archivfoto)

Kölns CDU-Parteichef Bernd Petelkau (Mitte) im Ratssaal. (Archivfoto)

Köln – Im Wahlkampf prangerte er den roten Filz in der Stadtverwaltung an, in öffentlichen Debatten gibt er sich als Kritiker des Postenklüngels. Nun sieht sich CDU-Partei- und Fraktionschef Bernd Petelkau selbst dem Vorwurf der Klüngelei im Rathaus ausgesetzt: Nach Recherchen des „Kölner Stadt-Anzeiger“ hat der führende Kölner Christdemokrat einem Parteifreund aus der Lindenthaler Bezirksvertretung eine Karriere in der Stadtverwaltung in Aussicht gestellt.

„Ein guter Einstieg, der weitere Perspektiven bietet“, beschrieb Petelkau sein Angebot. „Bitte um kurze Rückmeldung, ob dies bei Dir passt. Dann würde ich den Einstellungsprozess starten. Beste Grüße Bernd.“

Auf freie Stellen aufmerksam gemacht

In Handy-Kurznachrichten, die der „Kölner Stadt-Anzeiger“ einsehen konnte, macht er den CDU-Bezirkspolitiker Alexander Born zweimal auf freie Stellen in der Verwaltung aufmerksam. Freie Stellen im Sozialamt würden „ohne große Ausschreibung mit Externen besetzt“, heißt es in einer SMS aus dem Februar 2015.

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Vier Monate später brachte Petelkau eine Stelle im Jobcenter ins Gespräch. Sie sei die „einzige Chance, Dich in die Verwaltung ohne Wettbewerbverfahren reinzubekommen. Wenn Du einmal in der Verwaltung bist, können wir dann viel leichter Deine Weiterentwicklung planen.“ Der CDU-Chef verweist auf einen Abteilungsleiter im Personalamt, mit dem Born Kontakt aufnehmen soll. Der Mann ist ebenfalls CDU-Mitglied. „Richte bitte kurzfristig eine neutrale Initiativbewerbung an ihn“, so Petelkau.

Dass Alexander Born die Kurznachrichten jetzt öffentlich macht, zeugt von einem tiefen Zerwürfnis mit dem Parteichef. Seit 2004 sei es immer wieder zu Auseinandersetzungen zwischen ihm und seinem mittlerweile aus der CDU ausgetretenen Vater auf der einen Seite und den Meinungsführern im mächtigen CDU-Stadtbezirk Lindenthal gekommen.

Als Ratskandidat im Gespräch

2013 war er als Ratskandidat im Gespräch, hatte das Votum seines Sülz-Klettenberger Ortsverbandes schon in der Tasche, bevor ihn der Stadtbezirk absägte. Über die Frage, warum Petelkau vor diesem Hintergrund dem ungeliebten „Parteifreund“ helfen wollte, lässt sich nur spekulieren.

Born ist Mitarbeiter der CDU-Fraktionsgeschäftsstelle im Regionalrat und seit 2012 auf der Suche nach einem Vollzeitjob. Der Jurist mit erstem Staatsexamen sagt, im Zusammenhang mit den Jobangeboten habe man von ihm eine Niederlegung seines politischen Mandats in der Bezirksvertretung verlangt. Begründet wurde dies mit der Unvereinbarkeit seiner politischen Arbeit und der angebotenen Tätigkeiten.

Er habe das bei der Kommunalpolitischen Vereinigung – einer Fachorganisation der CDU zur Unterstützung von Kommunalpolitikern – prüfen lassen. Sie habe ihm bescheinigt, dass kein Interessenkonflikt zwischen Verwaltungsjob und Bezirkspolitik bestehe. So mutmaßt Born nun, dass Petelkau möglicherweise den Mandatsverzicht als Gegenleistung für die Jobvermittlung durchsetzen wollte, um ihn als Kritiker kaltzustellen.

Absage aus der Verwaltung

Aus der Jobvermittlung wurde nichts. Born lehnte den Mandatsverzicht und die erste Stelle im Sozialamt ab. Beim zweiten Angebot für eine Tätigkeit im Jobcenter habe sich bei einem Kennenlern-Gespräch gezeigt, dass gar keine Stelle frei war. Nachdem er sich 2016 – diesmal ohne Hilfe des Parteichefs – auf eine weitere Stelle in der Verwaltung bewarb, bekam er eine Absage „aufgrund fehlender persönlicher Eignung“.

Born sagt, er habe im Personalamt nachgefragt, wie man zu dieser Einschätzung gekommen sei. Als Antwort habe man ihm gesagt, dass diese Formulierung vom Abteilungsleiter stamme, den ihm Petelkau 2015 als Ansprechpartner genannt hatte. Born hat eine Dienstaufsichtsbeschwerde eingelegt, die zwischenzeitlich vom neuen Stadtdirektor Stephan Keller (CDU) zurückgewiesen wurde.

CDU-Chef Petelkau wollte sich zum Vorgang nicht äußern. „Personalangelegenheiten kommentieren wir grundsätzlich nicht“, lautet seine Antwort auf mehrere konkrete Fragen des „Kölner Stadt-Anzeiger“. So blieb auch die Frage unbeantwortet, wie die Jobangebote zu seiner scharfen Kritik am Postenklüngel in der Stadtverwaltung passen, die in den vergangenen Wahlkämpfen durchaus eine zentrale Rolle spielte.

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