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Köln-GesetzSo veränderte die Eingemeindung vor 40 Jahren das Leben der Kölner

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Köln – Durch das Köln-Gesetz, das am 1. Januar 1975 in Kraft trat, vergrößerte sich die Fläche der Stadt von 25.000 auf 47.000 Hektar. Zu den 830.000 Einwohnern kamen 83.000 Porzer, 45.000 Rodenkirchener, 24.000 Lövenicher, 4000 Widdersdorfer, 10.000 Escher und Pescher sowie 130 Einwohner aus Marsdorf. Und damit: Mehr Familien, weniger Alleinstehende, mehr Protestanten, mehr Bauern, mehr besser Gebildete, weniger Rentner und mehr Jugendliche.

Die 180 Bewohner der Siedlung Blechhof allerdings hatten Pech. Sie gehörten nach der Reform nicht mehr zu Köln sondern zu Dormagen. Auch 20 Einwohner von Dünnwald wurden nach Leverkusen ausgemeindet.

... hatte das erweiterte Köln für kurze Zeit, 192.000 mehr als zuvor.

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... wurden bei der Wahl am 4. Mai 1975 vergeben. 91 Ratsleute vertraten nun die Interessen der Bürger.

... war die Broschüre, mit der die KVB über die neuen Bus- und Bahnlinien informierte.

... benannt nach Goethe und Schiller kamen mit der Eingemeindung zu den Kölner Straßen hinzu. Wie unzählige weiterer Straßen waren sie nicht mehr eindeutig benannt.

... Erwerbstätige pendelte vor der Eingemeindung zur Arbeit nach Köln.

... sprachen sich gegen eine Eingemeindung nach Köln aus.

... entließ ein Gerichtsentscheid am 1. Juli 1976 wieder in die Selbständigkeit.

... der Einwohner der betroffenen Gemeinden lehnten die Neuordnung ab.

Günstigere Busfahrten, unterschiedliche Vorwahlen

Der „Kölner Polyp, der weit ins Land greift“ – so ein Redner im Düsseldorfer Landtag – zeigte sich ganz konkret und unmittelbar im Alltag der Menschen. Alte Grenzsteine wurden entfernt, neue Ortsschilder aufgestellt. Aus Porz-Zündorf etwa wurde Köln-Porz, Ortsteil Zündorf.

Die Gebühren für Müllabfuhr, Abwasser und Straßenreinigung stiegen. Die Omnibusfahrt von Rodenkirchen nach Köln hingegen kostete nur noch 1 Mark statt 1,50 Mark.

Nicht alles lief von Anfang an glatt, vieles änderte sich erst nach einer Übergangsphase. Heute noch haben Telefonanschlüsse im Süden, im Westen und in Porz andere Vorwahlen. Bis ein Gespräch nach Godorf etwa zum Ortstarif abgerechnet wurde, verging eine Weile.

Die Bauernprämien genannten Versicherungstarife für Autos in den Vororten blieb den Neu-Kölnern zeitweilig erhalten. Die Versicherungen bewerteten das Risiko für Unfälle und Diebstähle in den ländlichen Orten geringer als in den Straßen der Innenstadt. Auch die alten Auto-Kennzeichen GL und BM behielten in den neuen Vororten vorübergehend ihre Gültigkeit.

Und dann gab es noch die Anekdote von den Kölner Feuerwehrmännern, die auf der Wesselinger Wache stationiert wurden und ihren ersten Einsatz vermasselt haben sollen. Sie fuhren ihren Patienten angeblich in ein Hospital nach Köln, weil sie nicht wussten, dass Wesseling ein eigenes Krankenhaus hatte.

Vor Veränderungen stand auch, wer sich trauen lassen oder vor Gericht ziehen wollte. Standesämter, Polizeiabschnitte und Gerichtsbezirke wurden neu organisiert. Hochzeiten in Worringen waren fortan nicht mehr möglich. Paare aus den Stadtteilen südlich der Südbrücke mussten ihr Aufgebot nun in Rodenkirchen bestellen.

Gleichzeitig nahmen die Bezirksverwaltungen ihre Arbeit auf. Der Rat übertrug ihnen zunächst rund 40 Aufgaben. Die Beseitigung von Schrottautos und die „Bekämpfung des Dirnenunwesens“ gehörten beispielsweise fortan zu ihren Zuständigkeiten. Nicht zuletzt wurden die Wahlkreise neu zugeschnitten. Als Wesseling am 1. Juli 1976 wieder Teil des damaligen Erftkreises wurde, musste erneut der Kreistag gewählt werden.

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