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Köln-MarathonEinziger Teilnehmer im Rollstuhl stellt Veranstalter vor große Aufgabe

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Alexander Fröhlich trainiert in einem Niehler Fitnessstudio für den Start beim Halbmarathon am Sonntag.

Alexander Fröhlich trainiert in einem Niehler Fitnessstudio für den Start beim Halbmarathon am Sonntag.

Köln – 25 919 Läufer hätten sich zum diesjährigen Köln-Marathon angemeldet, verkündeten die Veranstalter in ihrer Abschlusspressekonferenz. Die Zahl stimmt nicht ganz: Es sind 25 918 Läufer – weil ein Teilnehmer nicht laufen, sondern fahren wird.

Der 21-jährige Alexander Fröhlich hat die Verantwortlichen vor eine knifflige Aufgabe gestellt: Wie weit geht die viel diskutierte Inklusion im Alltag? Darf man Behinderte von einem Event wie dem Marathon ausschließen? „Eigentlich können wir das nicht erlauben“, sagt Jan Broniecki für die Marathon-Veranstalter. Aber solange er der einzige ist, sieht der Veranstalter noch kein Problem.

Seit 2013 keine „Handbiker" mehr beim Rennen

Der Auszubildende einer Kölsch-Brauerei sitzt sein Leben lang im Rollstuhl. 2013 war er als „Handbiker“ beim Köln-Marathon dabei. Damals gab es diesen Spezialwettbewerb für die schnellen Sportrollstühle noch.

Nachdem er gestrichen wurde, habe er sich „ausgeschlossen“ gefühlt und sich dann einfach für den normalen Marathon angemeldet, so Fröhlich. Ohne „Handbike“, im alltagsüblichen Rollstuhl, schaffe er ein Tempo, das etwa dem eines Hobbyläufers entspreche. Sein Ziel: den Halbmarathon in knapp über zwei Stunden zu schaffen.

Der Marathon hat sich in diesem Jahr selbst das Thema „Inklusion“ auf die Fahne geschrieben. Mit der Kölner Sporthochschule und der Deutschen Gesetzlichen Krankenversicherung (DGUV) lädt man unter dem Motto „R(h)ein Inklusiv“ zu einem Staffellauf ein.

In sieben Mannschaften sind jeweils zwei Sportler mit und zwei ohne Behinderung am Start. Kritiker werden fragen, ob man mit solchen Spezialwettbewerben tatsächlich der Inklusion näher kommt, wenn Behinderte am gleichen Tag beim Hauptereignis unerwünscht sind.

„Warum sollte für mich ein anderes Recht gelten?"

Alexander Fröhlich hat sich wie jeder andere Teilnehmer ganz regulär angemeldet. Im Anmeldeverfahren wird nicht nach einer Behinderung gefragt. 2015 habe keiner gemurrt. Alles sei prima gelaufen, nur sein sportliches Ziel habe er nicht erreicht. „Ich habe gemerkt, dass das Mitfahren in einem normalen Rollstuhl eine ganz andere körperliche Belastung bedeutet als mit einem Handbike.“

Fröhlich solle sich beim Start hinten einreihen, meint Broniecki. Wenn aber im nächsten Jahr auch andere Rollstuhlfahrer mitmachen wollten, „müsste man sie wohl raus nehmen“, so der Sprecher. Rollstühle auf der Strecke könnten ein Sicherheitsrisiko sein.

Ein Fahrverbot, weil Behinderte Nicht-Behinderte behindern? „Ich liebe Sport und nehme gerne an solchen Veranstaltungen teil“, sagt Fröhlich. „Warum sollte für mich ein anderes Recht gelten?“ Das Wort „Diskriminierung“ findet er in diesem Zusammenhang zu hart. Der Begriff „Ausgrenzung“ passe besser. „Es wäre schade, wenn ich nicht mitmachen dürfte.“

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