Kölner KlingelpützSo läuft der erste Tag der Rapper-Freunde in U-Haft

Lesezeit 3 Minuten
Rapper

Selam A. (38) und Rirzgar A. (32) haben sich der Mordkommission gestellt.

Köln – Der Bonner Gangster-Rapper Xatar durfte das Polizeipräsidium in Kalk am Dienstagnachmittag nach seiner Vernehmung wieder verlassen – gegen eine Kaution und die Zusicherung, sich regelmäßig auf einer Polizeiwache zu melden. Tut er das nicht, droht ihm die Untersuchungshaft.

Anders erging es seinem Leibwächter Selam A. (38) und dessen Bruder Rirzgar A. (32). Ein Richter schickte beide in Untersuchungshaft. Dienstagabend brachte ein Gefangenentransporter die Männer in die JVA nach Ossendorf. Der Vorwurf: versuchter Totschlag.

Anders als Xatar sollen sich die beiden Brüder unmittelbar beteiligt haben, als ein Vertrauter von Xatars Erzfeind KC Rebell vor zehn Tagen vor der Bar „Noon“ im Belgischen Viertel zusammengeschlagen, mit Messern attackiert und beschossen worden sein soll.

Alles zum Thema Polizei Köln

So ergeht es den Rapper-Freunden im Klingelpütz

Wie für alle anderen Häftlinge hieß es heute Morgen auch für Selam und Rirzgar A.: früh aufstehen.

Der Tagesablauf eines Gefangenen im „Klingelpütz“ ist zwar grundsätzlich individuell gestaltet, je nachdem ob der Insasse zum Beispiel einer Arbeit nachgeht oder seinen Schulabschluss nachholt. Aber es gibt Regeln, die gelten für alle. Das beginnt mit dem Wecken um sechs Uhr.

6 Uhr: Wecken

Justizbeamte öffnen die Zellen und wecken die Gefangenen. Das Frühstück wird an der Tür ausgegeben, gegessen wird in der Zelle. Es gibt Brot , Butter, Käse und Aufschnitt.

7 Uhr: Raus aus der Zelle

Die Gefangenen rücken zum ersten Mal aus. JVA-Beamte bringen sie zu ihrem Schul- oder Arbeitsplatz. Untersuchungshäftlinge gehen in der Regel erst einmal keiner Arbeit nach, da viele nach einigen Wochen unter Auflagen schon wieder entlassen werden.

circa 11 Uhr: Mittagessen

Zum Mittagessen geht es zurück in die Zellen. Große Gemeinschafts-Speisesäle, wie man sie aus amerikanischen Filmen und Serien kennt, gibt es in deutschen Gefängnissen nicht. Das hat vor allem Sicherheitsgründe, außerdem muss nicht so viel Personal abgestellt werden, um die Insassen beim Essen zu bewachen. Muslimische Gefangene bekommen auf Wunsch religiöse Kost.

Lesen Sie im nächsten Abschnitt: Wie es nach dem Mittagessen für die Häftlinge weitergeht.

12 Uhr: Wieder raus aus der Zelle

Die Gefangenen werden zum zweiten Mal abgeholt und zur Arbeit begleitet.

circa 17 Uhr: Freistunden im Hof

Freistunde. Jedes Hafthaus im Klingelpütz hat einen eigenen Hof. Wenn es die Witterung zulässt, dürfen sich die Häftlinge mindestens eine Stunde täglich im Freien aufhalten.

Auch hier gibt es Sonderregeln für U-Häftlinge: Sie haben getrennt von den Strafhäftlingen Hofgang. Bei Selam und Rirzgar A. achten die JVA-Beamten außerdem strikt darauf, dass sie in der U-Haft keinen Kontakt zueinander haben. So soll zum Beispiel verhindert werden, dass sie Aussagen absprechen könnten.

18 Uhr: Abendessen

Abendessen auf der Zelle: Brot, Butter, Käse und Aufschnitt.

ab 18 Uhr: Freizeit

Nach dem Austeilen des Abendessens haben die Gefangenen ungefähr drei Stunden Freizeit. Besonders beliebt ist der so genannte Umschluss: Strafhäftlinge, die sich bewährt haben, dürfen andere Insassen in ihren Zellen besuchen. Daneben gibt es Sportangebote, Kochkurse, hin und wieder auch Konzerte und Lesungen.

21 Uhr: Wieder auf die Zelle

Spätestens jetzt muss jeder Gefangene auf seiner Zelle sein. Fernseher sind dort erlaubt. Bis zum nächsten Morgen werden die Türen nur noch im Notfall geöffnet.

KStA abonnieren