Kunstprojekt zu SilvesterWas Kölner zum Fest des Lichts wissen müssen

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Eine Animation zeigt, wie es in der Silvesternacht rund um den Dom aussehen könnte.

Eine Animation zeigt, wie es in der Silvesternacht rund um den Dom aussehen könnte.

  • OB Reker und Innenminister Jäger werden selbst vor Ort sein.

Köln – Oberbürgermeisterin Henriette Reker will den massenhaften sexuellen Übergriffen und Diebstählen in der vergangenen Silvesternacht positive Bilder entgegensetzen. Das Dom-Umfeld soll deshalb gesichert werden. Ein Kulturprogramm mit einer Lichtinstallation soll dafür sorgen, dass die Kölner sich den Raum zurückerobern.

Die wichtigsten Fragen und Antworten zu den Plänen der Stadtverwaltung im Überblick:

Was soll an Silvester im Umfeld des Doms stattfinden?

Der Berliner Lichtkünstler Philipp Geist wird rund um den Roncalliplatz und die Fläche vor den Hauptportalen des Doms Videoprojektoren aufstellen, die von Computern gesteuert werden. Sie sollen von 17 Uhr bis nach Mitternacht die mit Absperrgittern abgeteilten Bereiche sowie die Fassade des Römisch-Germanischen-Museums in bunten Farben beleuchten. Gleichzeitig werden Worte, Begriffe, Zeichen und Formeln eingeblendet. Dabei soll es sich um eine Auswahl aus Vorschlägen von Kölnern handeln, die sie vorab einreichen können. Der genaue Ablauf steht noch nicht fest.

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Geist nennt die Multimedia-Projektion, die mit Tönen untermalt sein soll, „Time Drifts Cologne“ (Zeitverschiebungen Köln). Während sich die Besucher auf der bestrahlten Fläche bewegen, werden sie Teil des Kunstwerks, indem Farben und Begriffe auf ihre Kleidung projiziert werden. Die Domfassade selbst wird nicht angestrahlt.

Wodurch wurde der Künstler Philipp Geist bekannt?

Zu den bedeutenden Arbeiten Geists zählt die Beleuchtung der Christusstatue „Cristo Redentor“ auf dem Berg Corcovado in Kölns Partnerstadt Rio de Janeiro im Mai 2014. „Time Drifts“ gastierte während des Festivals Luminale im April 2012 auf dem Platz der Goethe-Universität in Frankfurt. Auf dem Potsdamer Platz in Berlin hat Geist die Projektion „Time Drifts“ im Oktober 2012 ebenfalls verwirklicht. Damals flimmerten Begriffe mit einem starken Berlin-Bezug wie „Vereinigung“, „Tränenpalast“, „Spree“ und „Museumsinsel“ über die Gebäudefassaden.

Warum fiel die Entscheidung zugunsten eines Lichtkunstwerks?

Die Überlegungen für ein kulturelles Ereignis mussten in das Sicherheitskonzept der Stadt und der Polizei passen. Die Lichtinstallation erfüllte dieses Kriterium im Gegensatz zu anderen Projekten, die im Gespräch waren. Darüber hinaus waren Stadt, Polizei und der Dompropst von dieser Idee angetan. Während ein Konzert nur wenige Stunden gedauert hätte und die Besucher nur passiv hätten teilnehmen können, kann die Multimedia-Projektion den gesamten Abend unter aktiver Mitwirkung der Passanten stattfinden. Die Ratsfraktionen begrüßten das Vorhaben am Montag mehrheitlich.

Ist im Domumfeld jenseits der Lichtinstallation an Silvester noch etwas anderes geplant?

Die Stadtverwaltung befindet sich zurzeit noch in Gesprächen mit weiteren Akteuren, die einen Beitrag angeboten haben. Dabei handelt es nach Angaben einer Stadtsprecherin aber über kleinere Aktionen, die auf dem Bahnhofsvorplatz stattfinden könnten, um die Lichtinstallation auf dem Roncalliplatz und der Westseite des Doms nicht zu beeinträchtigen.

Weniger Touristen

Die Silvesternacht, aber auch die Sorge vor Terror nach den Anschlägen in Paris und Brüssel haben in Köln zu einem Rückgang bei den Besucherzahlen geführt. Einfluss hatte aber auch das turnusgemäß schwache Messejahr. Von Januar bis September ging die Zahl der Übernachtungen im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um 5,1 Prozent zurück. Die Zahl der Ankünfte sank um 4,2 Prozent. Der zurückliegende September lief dagegen sehr erfreulich. „Durch sehr gut besuchte Messen wie die Photokina konnten wir ein Plus von 1,8 Prozent bei den Ankünften und 6,8 Prozent bei den Übernachtungen verzeichnen“, sagt Köln-Tourismus-Chef Josef Sommer. „Wir gehen davon aus, dass auch der Rest des Jahres so verlaufen wird, dass die Rückgänge insgesamt moderat bleiben werden.“ (cos)

Wie sieht das Sicherheitskonzept  aus?

Zum Jahreswechsel sollen mehr als 1500 Polizisten, städtische Mitarbeiter und private Sicherheitskräfte im Einsatz sein. In der vergangenen Silvesternacht waren nur 140 Polizeibeamte vor Ort – dieses Mal sollen es sechs Hundertschaften der Bereitschaftspolizei, 400 Sicherheitskräfte privater Unternehmen sowie mehrere Hundert städtische Mitarbeiter sein. Oberbürgermeisterin Henriette Reker hat in einer Mail an alle 17 000 Beschäftigten der Verwaltung darum gebeten, sich für eine Sonderschicht in der Silvesternacht zu melden.

Vor allem Helfer, die Absperrungen auf Straßen, Brücken und am Dom überwachen, werden noch gesucht. Das 400 000 Euro teure Sicherheitskonzept sieht unter anderem eine Videoüberwachung, eine zusätzliche Beleuchtung der Plätze, auffällig gekleidete Polizeistreifen, Streetworker sowie Ansprechpartner für Hilfesuchende Frauen vor. Ein zentraler Bestandteil sind Drängelgitter aus Metall, die rund um den Dom aufgestellt werden sollen. Sie bilden eine Schutzzone, die zwar jeder betreten darf, aber nur, wenn keine Feuerwerkskörper mitgeführt werden.

Werden Vertreter der Stadt und des Landes vor Ort sein?

NRW-Innenminister Ralf Jäger (SPD) hat angekündigt, an dem Polizeieinsatz in der Silvesternacht teilnehmen zu wollen. Auch der Kölner Polizeipräsident Jürgen Mathies wird anwesend sein. Oberbürgermeisterin Henriette Reker will die Veranstaltung ebenfalls besuchen, um sich einen Eindruck von der Arbeit des städtischen Ordnungsamts zu verschaffen und sich mit Mathies über den Einsatz auszutauschen.

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