Kölner LandgerichtProzess um Mordversuch und Drogen – Angeklagte Rocker schweigen

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Serkan A. mit seinen Anwälten Martin Bücher (r.) und Carsten Rubarth (Archivfoto)

Serkan A. mit seinen Anwälten Martin Bücher (r.) und Carsten Rubarth (Archivfoto)

Köln – Mit Klatschen und Rufen begrüßten die Zuschauer am Montag manche der acht Angeklagten, die von Justizwachtmeistern in Saal 210 des Landgerichts geführt wurden. Einige Frauen weinten, andere schlugen an die Glasscheiben, die den Publikumsbereich abtrennen. Dann saßen die Männer, die zwischen 22 und 33 Jahren alt sind, zwischen den Verteidigern, und der Prozess konnte beginnen.

Dass dies verspätet geschah, lag an den Sicherheitsvorkehrungen, zu denen Einlasskontrollen gehörten. Außerdem das Verbot, im Justizzentrum Rocker-Kutten zu tragen, das auf Anhänger der Hells Angels gemünzt ist und für alle 61 Verhandlungstage gilt. Denn zu den Vorwürfen gehört, die Männer hätten zusammen mit Angeklagten aus einem anderen aktuellen Strafverfahren im Sommer 2014 ein Kölner Charter, das heißt einen Ableger jenes Motorradclubs, unter dem Namen „C-Town“ gegründet oder es zumindest unterstützt.

Die Mitglieder hätten sich mit „zum Teil erheblichen Straftaten“ eine „Vormachtstellung“ im Linksrheinischen erobert und ihr Revier gegen andere Rockergruppen verteidigt. Ihren Anspruch sollen sie mit Schutzgelderpressungen und Schüssen auf Wohnräume und Gaststätten geltend gemacht haben. Nachdem im November 2015 in einer Shisha-Bar jemand erschossen wurde, floh der damalige „C-Town“-Präsident Erkan A. in die Türkei. Seinen Platz nahm sein Bruder Serkan A. ein. Erkan A. war aber nicht aus dem Spiel: Das Charter habe „den Ex-Präsidenten mit Geld versorgt“, heißt es in der Anklage.

Noch unter dessen Leitung sollen die Angeklagten unterschiedlich an dem beteiligt gewesen sein, was den Hauptvorwurf ausmacht: versuchter Mord. Dabei sei es um Drogengeschäfte in Meschenich gegangen, aus denen das Charter monatlich 20 000 Euro gezogen habe. Weil sich zwei Brüder, die in einem Kiosk auf dem Kölnberg arbeiteten, in diese Geschäfte eingemischt hätten, seien sie abgestraft worden; beide und auch ihre Mutter erlitten bei einer Schießerei schwere Verletzungen. Die Anklage umfasst auch Vorwürfe, einige der Beschuldigten hätten Marihuana-Plantagen angelegt.

Die Verteidiger erklärten, ihre Mandanten würden keine Angaben machen und sich nicht von einem psychiatrischen Sachverständigen untersuchen lassen. Ein solcher Gutachter wäre allerdings nötig, sagte die Staatsanwältin, wenn für Serkan A. die Sicherungsverwahrung in Frage käme.

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