Kölner MietmarktSenioren sollen zu große Wohnungen mit Familien tauschen

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Schöne Altbau-Zeilen prägen das Agnesviertel.

Schöne Altbau-Zeilen prägen das Agnesviertel.

Köln – In Köln als Familie eine ausreichend große und dazu noch bezahlbare Wohnung zu finden, das gleicht inzwischen einem Lottogewinn. Gleichzeitig gibt es immer mehr Senioren, die nach dem Auszug der Kinder in Wohnungen leben, mit denen sie mit zunehmendem Alter überfordert sind: weil sie viel zu groß sind und dazu oft in Häusern ohne Aufzug liegen. Wenn dann noch der Ehepartner stirbt, wird die Wohnung außerdem oft zu teuer.

Da Neubauprojekte rar, teuer und aufwendig sind, setzen Wohnungsbaugesellschaften und Wohnungsgenossenschaften jetzt in Köln auf einen dritten Weg: Mit gezielten Initiativen und Anreizen wollen sie älteren Mietern den Umzug in kleinere Wohnungen schmackhaft machen, damit in die frei werdenden Räume Familien mit Kindern einziehen können.

So hat das Wohnungsunternehmen LEG, dem in Köln 3900 Wohnungen gehören, in diesem Sommer das Programm „Wohnen für Generationen“ aufgelegt. Wenn kleinere Wohnungen frei werden, werden diese nun gezielt älteren Menschen in deren Wohnumfeld angeboten. Mit zwei Versprechungen will die LEG die Senioren für die Verkleinerung gewinnen: Zum einen wird zugesichert, dass die neue, kleinere Wohnung im selben Quartier liegt, die Senioren also in ihrem Umfeld bleiben dürfen. „Das ist den allermeisten Senioren extrem wichtig“, erläutert LEG-Sprecher Thomas Feldmann.

Senioren sollen alte Mietkonditionen behalten

Zum anderen gibt es einen starken finanziellen Anreiz: Die alten Mietkonditionen – also der Quadratmeter-Mietpreis – werden auf die neue kleinere Wohnung übertragen. Das heißt: Wer vorher für 100 Quadratmeter 1000 Euro bezahlt hat, der zahlt nun für die 60 Quadratmeter große Wohnung 600 Euro. Das war laut LEG zuvor oft ein Faktor, der die Senioren, die oft durch das langjährige Mieten derselben Wohnung eine vergleichsweise günstige Mieten zahlen, von einem Umzug abgehalten habe, da die neue Wohnung im Verhältnis immer teurer wurde.

Doch trotz der attraktiven Konditionen ist das vor einigen Wochen gestartete Pilotprojekt noch kein Selbstläufer. Bislang gibt es laut Feldmann ein Tauschpärchen, mit dem man in der letzten Abstimmung des Umzugs steht. Aber das Programm stehe ja noch am Anfang. Dass so ein Tausch nicht einfach ist, liegt an diversen Faktoren: „Da ist viel Fingerspitzengefühl gefragt, da ein solcher Wohnungstausch nicht nur eine rationale, sondern eine große emotionale Komponente hat“, erläutert der Geschäftsführer der Gemeinnützigen Wohnungsbaugenossenschaft Köln-Sülz, Martin Frysch.

Immer wieder komme vor, dass sich verwitwete Damen mit großen Wohnungen überfordert fühlten. Sie seien daher offen für einen Tausch. Aber wenn man dann konkret werde, scheitere es oft an den Möbeln und den damit verbundenen Erinnerungen, von denen man sich nicht lösen könne: „Plötzlich wird klar, dass nicht alles in die kleinere Wohnung passt. Dann heißt es »Den Schrank hat mein Mann selber gebaut, von dem kann ich mich nicht trennen«.“

Bereitschaft umzuziehen sinkt mit dem Alter

Dabei ist es oft eine Frage des Zeitpunkts: Die Ruhr-Universität Bochum hat in einer Studie herausgefunden, dass die Bereitschaft umzuziehen und das Alte loszulassen, ab dem Alter von 65 Jahren rapide abnimmt. Mieter unter 65 Jahren sind laut der Studie einer Verkleinerung gegenüber deutlich aufgeschlossener. Der Erbbauverein Köln will diese Erkenntnis nutzen. Der Verein, der in zahlreichen Stadtteilen Wohnungen unterhält, hat den Service Senioren-Wohnungstausch eingerichtet. Ein Team kümmert sich für die verschiedenen Stadtteile darum, Tauschpartner zusammenzubringen. Zusätzlich dazu unterstützt der Verein den Umzug mit einer Pauschale von 1500 Euro bei Inanspruchnahme eines Umzugsunternehmens und 1000 Euro bei selbst organisiertem Umzug.

Um die Resonanz zu steigern, wird nun genau in diese Richtung noch mal an den Bedingungen gefeilt: Statt Mieter ab 65 Jahren sollen künftig auch schon jüngere Senioren in das Tauschprogramm einbezogen werden können. Die nutzen freilich häufig auch noch andere Optionen: etwa über die Internet-Plattform von Homeswopping. Dort kann man sich im direkten Kontakt unter Mietern Tauschpartner suchen, um sich zu verkleinern beziehungsweise zu vergrößern. Dort bietet etwa ein Kölner Ehepaar, dem das Erreichen der 4. Etage im Altbau ohne Aufzug zu mühsam geworden ist, „schweren Herzens“ seine 150-Quadratmeterwohnung mit Dachterrasse im Agnesviertel an. Im Tausch gegen eine ebenerdige 90-Quadratmeter-Wohnung.

Weitere Informationen finden Sie hier:

www.homeswopping.de

www.leg-wohnen.de

www.erbbauverein.de

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