Kölner Schauspielhaus„NSU-Komplex auflösen“ lässt Betroffene zu Wort kommen

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keupstraße mülheim

Die Keupstraße in Köln (Symbolbild)

Köln – Die Nähe zur Keupstraße ist bewusst gewählt. Wenn an diesem Samstag das Tribunal „NSU-Komplex auflösen“ im Depot 1 des Kölner Schauspiels in Mülheim eine Klageschrift verliest, die konkrete Personen und ihre Rollen im Zusammenhang mit der Aufarbeitung beziehungsweise Nicht-Aufarbeitung der neonazistischen Aktivitäten des „Nationalsozialistischen Untergrunds“ (NSU) benennt, dann spielen auch die Anschläge auf türkische Geschäfte dort in den Jahren 2001 und 2004 eine wichtige Rolle.

„Zehn Morde, drei Bombenanschläge, viele Verletzte – die rassistische Mord- und Terrorserie des NSU ist bis heute nicht aufgeklärt“, sagt Chana Dischereit, eine der Organisatorinnen.

„Nirgendwo kommen die Betroffenen zu Wort“

„Das Tribunal klagt aus migrantischer Perspektive Rassismus an, es soll den Betroffenen eine Stimme geben.“ Seit Mittwochabend finden dafür in den Räumen, die das Schauspiel Köln zur Verfügung gestellt hat, Workshops, Ausstellungen und Diskussionsrunden statt. Deren Ergebnisse sollen einfließen in das abschließende Klagedokument. „Es gibt zwölf Ausschüsse in Deutschland zum NSU und das Gerichtsverfahren in München. Nirgendwo kommen die Betroffenen zu Wort“, sagt Chana Dischereit.

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Um das zu ändern, haben sich die zahlreichen Gruppen, die sich in Deutschland und darüber hinaus seit dem Auffliegen des NSU im Jahr 2011 damit beschäftigen, vor zwei Jahren zusammengetan – und als Form das „Tribunal“, also einen zivilgesellschaftlichen Prozess gewählt.

„Es sind knapp 100 Menschen an der Organisation der Veranstaltung hier in Köln beteiligt“, erläutert Dischereit. Angehörige fast aller NSU-Opfer seien ebenfalls vor Ort. Interessierte können noch bis zum 21. Mai am Tribunal teilnehmen. Das Programm gibt es online. (ihi)

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