Kölner SilvesternachtLage am Hauptbahnhof drohte zu eskalieren

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Szene aus der Silvesternacht 2015

Köln – Die nackten Zahlen der polizeilichen Einsatzstatistik lassen eigentlich auf eine überwiegend ruhige Silvesterfeier am Kölner Dom schließen: 34 Strafanzeigen, sechs Festnahmen, elf Ingewahrsamnahmen – das ist nicht außergewöhnlich  viel angesichts mehrerer tausend Menschen, die sich rund um den Dom aufhielten. Dennoch hatte Polizeipräsident Jürgen Mathies schon einmal betont,  es habe Situationen gegeben, an denen die Stimmung hätte kippen können, wären nicht 1500 Polizisten vor Ort gewesen.

Aus einem internen Schriftstück des NRW-Innenministeriums geht nun hervor, was der Behördenleiter damit gemeint haben dürfte: Etwa 1000 Personen „mit augenscheinlich nordafrikanischem Hintergrund“ hätten sich am Silvesterabend im und am Hauptbahnhof aufgehalten. Inzwischen weiß man zwar, dass es  - entgegen früherer Angaben der Polizei – vermutlich in der Mehrzahl keine Nordafrikaner waren, sondern vor allem junge Männer, die mutmaßlich aus Irak und Syrien stammen. Ihr Verhalten jedenfalls hat der Polizei in der Nacht offenkundig Anlass zur Sorge gegeben. Die Männer hätten sich „in großen Teilen distanzlos, verbal aggressiv und laut“ verhalten und dabei „wild gestikuliert“, heißt es in dem Schriftstück, das dem „Kölner Stadt-Anzeiger“ vorliegt. Immer wieder sei es zu Streitigkeiten der Personen untereinander gekommen. Ein Großteil schien den Beamten „erheblich alkoholisiert“ zu sein. Zahlreiche Passanten hätten sich verängstigt gezeigt. An einer Stelle heißt es: „Ohne weitere polizeiliche Intervention stand auch mit Blick auf die Erfahrungen des Vorjahres zu befürchten, dass sich das gezeigt Verhalten verstärkt und verstetigt und dass es in Folge dessen zur Begehung von Straftaten kommen würde.“ Am Donnerstag soll das Papier dem Innenausschuss des Landtags präsentiert werden.

Bundespolizei erwägte Räumung des Hauptbahnhofs

Um 22.37 Uhr hätte sich demzufolge die Bundespolizei in Absprache mit der Landespolizei entschlossen, den Bahnhof „von Personen mit gezeigtem gefahrenträchtigen Verhalten“ zu räumen. Insgesamt nahm die Landespolizei in jener Nacht die Personalien von 674 Menschen auf. Von 425 stehe die Identität inzwischen vorläufig fest, sagt die Polizei  - vorläufig deshalb, weil die Prüfungen auf den Wahrheitsgehalt noch nicht abgeschlossen seien. Demnach sind 99 Personen irakischer Herkunft, 94 stammen aus Syrien, 46 sind Deutsche, 17 stammen aus Marokko, 13 aus Algerien und einer aus Tunesien. Es sei „nicht tolerierbar, wenn sich Personen unter verschiedensten Identitäten registrieren oder falsche Angaben zur Nationalität machen und somit für die Behörden nicht kontrollier- und identifizierbar im Land unterwegs sind“, erklärte der FDP-Landtagsabgeordnete und Innenausschuss-Mitglied Marc Lürbke. Das offenbare "erneut schonungslos die Ohnmacht des aktuellen Systems“ und weise auf "offenkundig bestehende Sicherheitsrisiken in NRW" hin.

Auch in anderen großen Städten in NRW seien am Silvesterabend große Gruppen von Männern „mit augenscheinlich nordafrikanischem bzw. arabischem Hintergrund“ aufgefallen, heißt es in dem Dokument des Ministeriums. In Düsseldorf etwa seien in der Silvesternacht 199 Personen aus Gründen der Gefahrenabwehr überprüft worden, 36 wurden in die Gefangenensammelstelle gebracht, darunter je sieben Deutsche, Iraker und Syrer, gefolgt von Männern aus Guinea und Marokko (je 3). In Essen überprüfte die Polizei zehn Männer, von denen eine Gefahr ausgegangen sei: sechs Marokkaner und vier Syrer. In Münster waren aus denselben Gründen vor allem Syrer (7), Iraker, Algerier und Pakistanis (je 5) sowie Afghanen und Marokkaner (je 3) aufgefallen.

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