Kommentar zu Flüchtlingen in KölnDie Probleme werden der Polizei vor die Tür gelegt

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Silvesternacht 2016/2017: Polizisten vor dem Kölner Dom

Köln – Es ist Warnung und Hilferuf zugleich, was Jürgen Mathies formuliert. „Wenn Integration nur noch ein Thema der Polizei ist, ist es eine ganz bescheidene Integration.“ Der Kölner Polizeipräsident ist klug und zurückhaltend. Er hätte es nämlich auch ganz anders ausdrücken können: Die Polizei ist nicht der Reparaturbetrieb der Gesellschaft. Werden Fehlentwicklungen erst bemerkt, wenn sie in polizeilich relevantes Verhalten münden, ist es eher zu spät. Dann gilt es nämlich nur noch, das Schlimmste zu verhindern. Silvester am Dom hieß das: Absperrungen, Zäune, Personenkontrollen. Mit den Begleiterscheinungen, die alle mürbe machen: Misstrauen und Argwohn.

Zehn Ermittler in einer „Arbeitsgruppe Silvester“ der Kölner Polizei untersuchen, warum erneut überraschend viele Flüchtlinge nach Köln kamen. Wussten die jungen Männer aus dem Irak, aus Syrien und Nordafrika nicht, dass diesmal um den Dom andere Regeln gelten würden als noch 2015? Oder wollten sie gar den Staat herausfordern?

Drei Wochen später haben die Ermittler eine erste Antwort. Köln sei die „einzig wahre Metropole in Europa“ für Männer aus dem arabischen Raum. Wenn es für sie weit und breit einen Ort zum Feiern gebe, dann Köln. Erstaunlich. So wenig wissen wir voneinander. Gut, dass die Polizei Licht ins Halbdunkel bringt. Aber eigentlich ist das nicht ihre Aufgabe. Politiker und andere Akteure haben die Verantwortung für den Umgang mit Flüchtlingen wie eine heiße Kartoffel weitergereicht, bis sie bei der Polizei gelandet ist.

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Probleme, um die sich andere kümmern müssten

Nun stockt die Stadt Köln auch die Zahl von „Streetworkern“ auf. Das sind Sozialarbeiter, die sich direkt um Menschen aus problembelasteten Zielgruppen kümmern und nicht warten, bis sie in Beratungsstellen, Jugendzentren und ähnliche Einrichtungen kommen. Solche Streetworker wissen sehr gut, was los ist, und könnten insbesondere der Politik viel erzählen. Was die Kölner Polizei jetzt über die Absichten der jungen Migranten an Silvester herausgefunden hat, das hat der Kölner Streetworker Franco Clemens als seine Einschätzung bereits Anfang Januar auf „Facebook“ geschrieben. Das ist keine Kritik an der Arbeit der Polizei, sondern verstärkt den Eindruck, dass man ihr die Probleme einfach vor die Tür legt, um die sich andere kümmern müssten.

Im Umfeld des Kölner Hauptbahnhofs ist übrigens kein Streetworker vorgesehen. Hier gilt dann wieder oder immer noch das Bequem-Motto: Herr Polizeipräsident, übernehmen Sie!

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