Kommentar zu ZeugenaussageWarnungen vor der Kölner Silvesternacht unterschätzt

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Zahlreiche Menschen sind in der Silvesternacht auf dem Bahnhofsvorplatz zu sehen.

Zahlreiche Menschen sind in der Silvesternacht auf dem Bahnhofsvorplatz zu sehen.

Köln – Untersuchungsausschüsse sind gelegentlich wie ein Hühnerhaufen. Im Durcheinander der Interessen werden altbekannte Tatsachen plötzlich zu Neuigkeiten. So wie jetzt im Ausschuss des NRW-Landtags zur Kölner Silvesternacht die Aussage des ehemaligen Arnsberger Regierungspräsidenten Gerd Bollermann, er habe die Übergriffe kommen sehen und das Innenministerium schon vor Jahren vor der Gewaltbereitschaft junger Asylbewerber aus Nordafrika gewarnt.

Dass zahlreiche Abgeordnete jetzt überrascht sind, erstaunt. Bereits am 23. Oktober 2014 sprach der Innenausschuss des Landtags ausführlich über das Thema. Von „Hilferufen“ nordrhein-westfälischer Bürgermeister war die Rede. Von „massiven Exzessen“ junger Nordafrikaner, von Angriffen und Pöbeleien, verzweifelten Beschwerden der Bürger. Die Bestürzung der Abgeordneten damals war zwar groß, die Reaktion jedoch eher dürftig. Konzepte zum Umgang mit den gewalttätigen Jugendlichen jedenfalls wurden nicht erarbeitet. Nur die Polizeipräsenz wurde hier und da erhöht.

Mag sein, dass Bollermann das jetzt so betont, weil er mit seinem Parteifreund, Innenminister Ralf Jäger (SPD), noch ein Hühnchen zu rupfen hat. Schließlich hatte Jäger den 66-Jährigen im vorigen Jahr wegen Problemen bei der Flüchtlingsunterbringung abgesetzt – nur wenige Wochen vor der Pensionierung.

Aber unabhängig von der Motivlage: Bollermann hatte recht mit seinen fast flehentlichen Hilfeersuchen. Seine Warnungen wurden unterschätzt. Ein Fehler, den sich die Landesregierung heute sicher nicht mehr erlauben könnte.

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