Kommentar zur LichtinstallationWiederholung ist eine Banalisierung sondergleichen

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Köln – Die Lichtinstallation in der vergangenen Silvesternacht am Dom hatte eine gewaltige Symbolkraft. Unter den Augen der Welt war sie eine Erinnerung daran, dass hier, im Herzen der Stadt, ein Jahr zuvor etwas Furchtbares passiert ist. Ein Ereignis, das mancher inzwischen nur noch „die Nacht von Köln“ nennt und das die Diskussion um Flüchtlinge, Zuwanderung und die innere Sicherheit der ganzen Nation in eine neue, mitunter fragwürdige Dimension gehoben hat.

Die Installation war auch ein Versuch, Köln wieder ein wenig zu lösen von hässlichen Vokabeln wie „Sex-Mob“, „Übergriffe“, schlichtweg: „Angst“. Das hat – so gut das überhaupt möglich war – funktioniert. Nur 15 Tage später soll diese bedeutungsschwere Kunstperformance die Möbelmesse bewerben. Die von Bürgern in Erinnerung an die Silvesternacht gefundenen und auf die Domplatte projizierten Wörter sollen dann in viele Sprachen übersetzt werden, um das internationale Publikum, das sich zur Möbelmesse in Köln einfindet, anzusprechen, wie die Messe frohlockt. Das wird viele verstören, die sehr persönliche Begriffe einbrachten – und diese jetzt im Zusammenhang mit Designermöbeln wiederfinden.

Die Wiederholung der Silvester-Kunst im Kontext einer Verkaufsveranstaltung ist eine Banalisierung sondergleichen. Sie nimmt ihr jeden Zauber, jedes Signal, jede Bedeutung, jede Würde und reduziert sie auf quietschbuntes Gedöns. Niemand, der auch nur ansatzweise an die Strahlkraft und Symbolik der Installation für die Stadt und vielleicht sogar über sie hinaus glaubte, kann das wollen.

Ein Wort, das Silvester vor dem Dom erschien, war „Moment“. Dieser Moment war vor knapp zwei Wochen. Jetzt ist er vorbei.

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