Kommentar zur OpernsanierungImmer das gleiche Theater in Köln

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Die Baustelle an Oper und Schauspielhaus.

Köln – Es hat ein paar Jahre gebraucht und die Stadt Köln gut 250 Millionen Euro gekostet, um ein Chaos anzurichten. Im offiziellen Sprachgebrauch trägt es den Namen „Sanierung der Kölner Bühnen“. Doch das ist eine Verharmlosung und Beschönigung, die in die Irre führt.

Der neue starke Mann auf der Opern-Baustelle, Bernd Streitberger, hat die Öffentlichkeit jüngst auf einen Rundgang mitgenommen, eine Tour des Schreckens durch die stillgelegte Baustelle, die seit mehr als einem Jahr zum Programm entgeisterter Politiker und Experten gehört.

Großfilter, deren Einsätze man nicht wechseln kann; über die Gänge gelegte Luftschächte, an denen man sich den Kopf aufschlägt; durch Wände gestopfte Kabel, die an den Blick in einen gigantischen Spaghetti-Topf erinnern – mit alledem ließe sich eine Enzyklopädie des baulichen Irrsinns bestücken. 700 „Kollisionen“ sind entstanden, zum Nachteil der Kultur und des Steuerzahlers.

Alles zum Thema Martin Börschel

Das rührt an den Kern des Problems. Was die Stadt Köln der Öffentlichkeit mit einer so beflissenen wie verspäteten Transparenz vorführt, ist in ihrer eigenen Verantwortung entstanden – im Auftrag und unter Aufsicht eben dieser Stadt Köln.

Wer es je einmal mit Baugenehmigungen oder Bauabnahmen zu tun hatte, der fragt sich: Wo waren Kontrollen und Kontrolleure in all den Jahren?

Aus dem Nichts entstanden ist das Desaster nicht. Aber die Frage nach der Verantwortung bleibt notorisch unbeantwortet. Auch Streitberger, der das Durcheinander jetzt in Szene setzt, sagt damit unausgesprochen: „Seht her, diese Sauerei muss ich aufräumen! Ich kann nichts dafür, also macht mich auch ja nicht vorschnell verantwortlich!“

Klar ist damit auch, dass die Bühnen erst irgendwann nach 2020 wieder bespielbar sein werden. Es werden dann deutlich mehr als zehn Jahre vergangen sein, seit der Rat die Sanierung in Auftrag gegeben hat. Eigentlich hätte auch zu dieser Zeit klar sein müssen, was Streitberger jetzt zur Erklärung der Lage anführt: Alte, denkmalgeschützte Gebäude sind nicht für den heutigen Verordnungsstandard ausgelegt.

Die Opernsanierung reiht sich ein in die sattsam bekannten Fehlleistungen, die Köln seit Jahren produziert. Hat sich denn unter der neuen Oberbürgermeisterin Henriette Reker und ihrer ebenso neuen Ratsmehrheit gar nichts zum Besseren gewendet? Nun, eine verfahrene Situation wie an den Bühnen heilt man nicht durch politisches Handauflegen.

Allerdings haben sich die Kraftfelder und deren Zentren verschoben. Wer früher eine Planung gegen die Tücken der Kölner Verwaltungsmaschinerie vorantreiben wollte, der tat gut daran, Martin Börschel auf das Vorhaben aufmerksam zu machen. Beim SPD-Fraktionschef liefen viele Fäden zusammen. Und Börschel ist nicht nur machtbewusst, sondern auch fähig zu strukturiertem, lösungsorientiertem Handeln.

Der neue Börschel als starker Mann der Kölner Politik heißt Jörg Frank und ist Fraktionschef der Grünen. Weil die CDU als kommunalpolitische Größe ausgefallen ist, agiert er völlig losgelöst.

Wer wissen möchte, was das für die Kölner Politik und ihr Funktionieren bedeutet, der muss nur auf das Gaffel-Gelände am Eigelstein schauen. Wo früher eine Brauerei war, will Hotelier Thomas Althoff ein modernes Hotel bauen. Dessen Loft-Konzept hätte Signal-Charakter für das Viertel in Bahnhofsnähe mit seinen Milieu-Kneipen, Telefon-Läden und Döner-Buden.

Allein – die Althoff-Gruppe hatte Rechnung ohne die Grünen und Jörg Frank gemacht. Die neue Macht in Köln verlangt vom Investor, den Hotelkomplex gegenüber der Bahntrasse zu bauen, auf der im Minutentakt die Züge rattern. Auch so zeigt man, wer Herr im Haus ist und was von Versprechungen zu halten ist, in Köln sollten künftig Sacherwägungen und nicht Parteipolitik das Handeln bestimmen.

Was das alles mit der Oper zu tun hat? In Köln wird weiter dasselbe Stück vom selben Ensemble gespielt. Nur die Hauptrollen sind neu besetzt.

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