Konrad AdenauerDer erste deutsche Bundeskanzler möchte einen Neubeginn

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Konrad Adenauer wird am 20. September 1949 durch Bundestagspräsident Erich Köhler (rechts) vereidigt.

Köln – Am 15. September 1949 nimmt Konrad Hermann Joseph Adenauer die Wahl zum ersten Bundeskanzler der Bundesrepublik Deutschland an. Bis 1963 wird er dieses Amt beibehalten.

Adenauer, fortan auch als „Gründungskanzler“ bekannt, gewann durch eine Stimme die absolute Mehrheit gegen den SPD-Kandidaten Kurt Schumacher – er hatte auch für sich selbst gestimmt.

„Et hätt noch immer jot jejange“, sagte der zur Wahl 73 Jahre alte Adenauer nach Verkündung des Wahlergebnisses in rheinischer Gelassenheit zu seinem Freund Robert Pferdmenges. Dabei wäre es beinahe schiefgegangen: Die Stimmabgabe sollte durch ein handgeschriebenes „Ja“ oder „Nein“ erfolgen. Auf drei Stimmzetteln jedoch stand „Adenauer“ – sollten diese Stimmen jetzt ungültig sein?

Man entschied sich allerdings dafür, sie für Adenauer geltend zu machen. Weitere drei Male würde Adenauer wiedergewählt werden. Mit Wirtschaftsminister Ludwig Erhard , auch die Weichen für die soziale Marktwirtschaft gestellt hat, schaffte er das „Wirtschaftswunder“. 

Knapp 10.000 Kriegsgefangene befreit

Seinen wahrscheinlich größten Erfolg verbuchte der Gründungskanzler 1955, als er auf einer Dienstreise nach Moskau die Rückkehr der letzten Kriegsgefangenen erwirken konnte. Adenauer hatte hierfür eine Einladung erhalten, in der die Staatsführung unter Nikita Chruschtschow und Nikolai Bulganin Deutschland diplomatische Beziehungen anbot.

Nach anfänglichem Zögern willigte Adenauer ein und flog am 8. September 1955 nach Moskau, wo er vom sowjetischen Ministerpräsidenten Bulganin mit einem großen Komitee empfangen wurde. Auf Adenauer ruhten viele Hoffnungen, wie viele Kriegsgefangene noch in der UdSSR waren, war nicht bekannt. Etliche galten seit Jahren als vermisst. 

Es waren 9626 Menschen, die dank Adenauers Verhandlungen und dem sowjetischen Willen, alle deutschen Gefangenen loszuwerden und politische Beziehungen aufzubauen, in die Heimat zurückkehren konnten.

Schwierigster Verhandlungspartner sei dabei nicht die sowjetische Regierung gewesen, sondern der deutsche Außenminister Heinrich von Brentano, so Adenauer. Der Kanzler wurde als Held gefeiert. Diese Aktion war es wohl auch, die ihm zur absoluten Mehrheit zwei Jahre später verhalf.

Ein Angriff auf die Pressefreiheit – die Spiegel-Affäre

Aber nicht alles funktionierte wie Adenauer es sich gewünscht hätte: Im Jahr 1959 scheiterte sein Versuch, Bundespräsident zu werden, 1962 kam zur Spiegel-Affäre, als Redakteur Conrad Ahlers im Magazin „Spiegel“ einen kritischen Bericht über die Abwehrbereitschaft der Bundeswehr verfasste. Die Bundeswehr sei nur bedingt abwehrbereit, hieß es. Im Ernstfall wären 15 Millionen tote Bundesbürger zu beklagen. Verteidigungsminister Franz Josef Strauß forderte daraufhin, Deutschland müsse sich mit Atomwaffen versorgen.

Auch in Militärkreisen stand man solchen Plänen mit Ablehnung gegenüber. Informationen über Strauß‘ Forderung gelangten indes wieder an den „Spiegel“, gegen dessen damaligen Herausgeber Rudolf Augstein und diverse Redakteure daraufhin wegen Landesverrats ermittelt wurde. Gegen diesen Verstoß gegen die Pressefreiheit zogen Demonstranten auf die Straße, die Redaktion erhielt die Unterstützung der Bevölkerung. Adenauer jedoch verteidigte das Vorgehen.

Strauß dementierte derweilen seine Verwicklung in der Affäre – eine Lüge, wie sich herausstellte. Infolgedessen traten die fünf Minister der FDP zurück, auch Strauß verzichtete Ende November schließlich auf sein Amt. Adenauer bildete ein neues, sein letztes, Kabinett.

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