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Konzert im E-WerkDas rebellische Rap-Duo SXTN lässt sich von jungen Frauen feiern

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SXTN

SXTN im E-Werk

Köln-Mülheim – Zwei Mal verschoben und trotzdem direkt ausverkauft. Unter dem Motto „Kann sein, dass scheiße wird“ hat das Hip-Hop Duo SXTN am Dienstagabend dem Publikum, das größtenteils aus jungen, selbstbewussten Frauen bestand, im E-Werk richtig eingeheizt.

Die Rapperinnen Juju und Nura polarisieren mit ihren provokanten Texten. Warum haben die beiden eine so hohe Anziehungskraft? „Ich hab's euch doch gesagt, Schule ist für'n Arsch“ singen sie ihren jungen Fans zu. Mit ihren Campingstühlen sitzen sie auf der Bühne, es geht derb zu, zwischendurch Bier und Joints. 

Vertreterinnen von Feminismus

Der erste Eindruck wird den beiden jedoch nicht gerecht. Auf ihre eigene Art sind die beiden mutigen Berlinerinnen Vertreterinnen des Feminismus. Sie wollen nicht nur sinnlos provozieren. Sie rappen auch darüber, wie plump sie von Männern in Clubs und auf der Straße angemacht werden. „Ich sag', laber mich nicht voll oder ich hau' dir aufs Maul“ lautet dann die entsprechende Reaktion auf die flachen Sprüche.

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Die Vermittlung von konservativen Werten ist möglicherweise nicht die oberste Priorität der Künstlerinnen. Doch als Nura mit einem Schlauchboot über die Menge gleitet und auf diese Weise auf das Schicksal von Geflüchteten aufmerksam machen möchte, erhält sie großen Beifall aus dem Publikum. Sie selber ist in Saudi-Arabien geboren und kam mit drei Jahren als Flüchtling nach Deutschland. „Was willst denn du mit deinem Rassenhass? Ich bin lieber schwarz als todesblass“, rappt Nura in ihrem Song „Ich bin schwarz“. Sied bedient im Song jedes vorstellbare Klischee über Schwarze, setzt aber mit ihrer provokanten Art gleichzeitig ein Statement, zu sich zu stehen und stolz auf seine Herkunft zu sein.

Typen, die nur auf der Suche nach Geschlechtsverkehr sind, stellen das größte Feindbild der beiden dar. Juju und Nura rappen darüber, wie sie die Männer durchschauen und sich ihnen nicht unterordnen wollen. Ganz nach dem Motto: „Lieber zwei nice Pennerbitches als Standard-Kylie-Jenner ich bin.“

Keine Grenzen

Für die beiden gibt es keine Tabus oder Grenzen. Indem sie sich selber als „Fotzen“ bezeichnen, nehmen sie ihren Kritikern den Wind aus den Segeln. Was die Gesellschaft von ihnen hält, scheint ihnen egal. Sie leben sich auf der Bühne und in ihren Songs völlig aus und brechen dadurch in gewisser Weise das Rollenbild der Frau auf.

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Ob sich eine junge Frau die beiden als Vorbild nehmen sollte, sei dahingestellt. Fest steht, dass die beiden extrovertierten Rapperinnen mit ihrem lockeren und selbstbewussten Einstellung die Jugendwelt begeistern. 

Männliche Rapper gibt es zu Genüge, deswegen ist es endlich an der Zeit, dass sich mehr Frauen in der Szene des Battle-Raps über „Drogen, Suff und Sex“ auslassen. Es hätte tatsächlich sein können, dass es scheiße wird. Wurde es aber nicht. Juju und Nura wissen ganz genau, was sie tun.  

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