Kriminalität in KölnDauerproblem Ebertplatz

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Der Ebertplatz

Der Ebertplatz

Köln – Schon lange meiden Anwohner und Passanten den Ebertplatz – und auch die Sicherheits- und Ordnungsbehörden Kölns beobachten die Kriminalitäts-Entwicklung mit Sorge. Vorerst trauriger Höhepunkt war der mutmaßliche Tötungsversuch am vergangenen Samstag, als ein aus Afrika stammender 22-Jähriger offenbar von fünf bis sechs Angreifern so schwer mit einem Messer verletzt worden war, dass er wenige Stunden nach der Tat im Krankenhaus den Wunden erlag. Die Beamten haben zwar schnell mehrere Verdächtige ausgemacht und festgesetzt, bislang ermitteln Staatsanwaltschaft und eine Mordkommission aber noch unter Hochdruck.

Bereits seit 2008 steht im städtischen Masterplan für Köln die Umgestaltung des Ebertplatzes festgeschrieben. Die Mehrheit im Stadtrat hatte zuletzt die Verwaltung beauftragt, noch in diesem Jahr einen Zeit- und Kostenplan für die Neugestaltung vorzulegen. Wie die Situation vor Ort sich bis zu dessen Umsetzung entwickelt, bleibt allerdings fraglich.

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„Der Platz ist so verwinkelt konstruiert, dass Streifenpolizisten vor Ort nicht die gesamte Fläche überblicken können. Damit sind Drogengeschäfte und Gewaltdelikte häufig nicht rechtzeitig zu erkennen und zu verhindern“, sagt Polizeisprecher Karlo Kreitz gegenüber dem „Kölner Stadt-Anzeiger“. Das betreffe auch vermehrt eingesetzte Zivilfahnder.

Alles zum Thema Henriette Reker

Bereits Mitte August appellierte Polizeipräsident Uwe Jacob nach einer Razzia gegen die Drogenszene am Ebertplatz an die Verantwortlichen der Stadt: „Es muss hier bauliche Veränderungen geben“, sagte er. Jacob ist seit Juli im Amt und hat den Platz bereits in den ersten Wochen seiner Arbeit als Brennpunkt in der Innenstadt kennengelernt. „Die Polizei kann Präsenz zeigen und die Szene verunsichern. Aber das sind Nadelstiche, auf Dauer lässt sich das Problem so nicht lösen“.

Großangelegte Kontrollen

Regelmäßig finden am Ebertplatz zwar sogenannte Schwerpunktmaßnahmen gegen die Dealerszene statt, diese großangelegten Kontrollen gehören aber nicht zum Tagesgeschäft. Und obwohl im Rahmen des Sicherheitskonzepts seit der Silvesternacht 2015 nahezu täglich Polizisten am Eigelstein und auf dem Ebertplatz unterwegs sind, scheinen die „Nadelstiche“ auf die Dealer nur geringen Eindruck zu machen: Schon wenige Stunden nach den Kontrollen sind viele wieder da.

Das belegt auch die polizeiliche Kriminalstatistik. Verstöße gegen das Betäubungsmittelgesetz sind demnach von 257 Fällen in 2016 auf im laufenden Jahr schon 372 Delikte gestiegen. Laut Kreitz sei das aber auch auf die stärkere Polizeipräsenz zurückzuführen. „Keine Kontrollen – keine Anzeigen“, lautet seine Formel. Die Gesamtzahl all ihrer Maßnahmen beziffert die Polizei für die ersten neun Monate 2017 auf mehr als 3000.

Aufgrund der Verbrechens vom Samstag hat sich am Montag Oberbürgermeisterin Henriette Reker mit Polizeipräsident Jacob beraten. Wegen der problematischen Situation stehen Stadt und Polizei Köln in Sicherheitsfragen im ständigen Austausch, teilt die Polizei mit. Ob und welche Beschlüsse dabei gefasst wurden, war allerdings nicht zu erfahren.

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