Kurden-Demo in Köln-DeutzTeilnehmer überwiegend friedlich – eine Polizistin verletzt

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Kurden Demo Köln

Die Polizei hat nach eigenen Angaben mehrere Fahnen mit verbotenen Symbolen sichergestellt.

Köln–Deutz – Über 10.000 Menschen haben am Samstag an der Deutzer Werft für die Rechte von Kurden in ihrer Heimat demonstriert.

Ein Großaufgebot der Polizei bewachte die Veranstaltung, am Vormittag wurde eine Polizistin verletzt ins Krankenhaus gebracht.

Polizistin wird verletzt

Es ist gegen 10.15 Uhr, als die Polizei eine Gruppe junger Männer kontrollieren möchte, die auf das Veranstaltungsgelände will. Wie Polizeisprecher Dirk Weber dieser Zeitung mitteilte, entzog sich dabei ein Mann der Kontrolle, um in Richtung Severinsbrücke zu flüchten.

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Eine 24-jährige Beamtin nahm die Verfolgung auf und wurde von einem weiteren Mann zu Boden gerissen. „Die Kollegin ist mit dem Kopf auf den Boden geschlagen und war nach dem Vorfall nicht mehr dienstfähig", berichtet Weber.

Zum aktuellen Gesundheitszustand der Beamtin will die Polizei zur Stunde keine Erkenntnisse haben - die beiden Männer konnten indes unerkannt flüchten. Nach dem Vorfall hielt die Polizei am bestehenden Sicherheitskonzept fest, zur genauen Zahl der eingesetzten Beamten möchte sie keine Angaben machen.

Öcalan als Symbol für ein freies Kurdistan

Abseits dessen lief die Veranstaltung bis zu ihrem Ende am Samstagabend friedlich. Tausende Demonstranten forderten die „Freiheit für Öcalan, Status für Kurdistan, Demokratie für den Mittleren Osten“, schwenkten dafür vor der Bühne an der Deutzer Werft Flaggen, tanzten zu traditioneller Musik, Kinder liefen mit um den Körper gewickelten Kurdistan-Flaggen durch die Menge.

„Wir protestieren und feiern gleichzeitig – das ist unsere Kultur“, erzählt Rifat Arslan, der mit Frau und Kindern eigens aus Frankfurt nach Köln zur Demonstration angereist ist – eine der vielen Familien, die man während der Veranstaltung sah. „Wir fordern ein anerkanntes und freies Kurdistan und wollen die Freilassung von unserem Führer Öcalan “, sagt Arslan.

Die Demonstration verlief „auflagenkonform"

Abdullah Öcalan ist einer der Führer der von EU-Staaten, USA und Türkei als Terrororganisation eingestuften PKK. Seit 1999 sitzt er in türkischer Haft und gilt als Symbolfigur für ein souveränes Kurdistan.

Sein Konterfei prangte auf den Flaggen der Demonstranten, über Köln kreiste ein Flugzeug, das auf einem Werbebanner die Freiheit des PKK-Mannes forderte. „Wir haben mehrere Fahnen mit verbotenen Symbolen sichergestellt, ansonsten läuft die Veranstaltung bisher auflagenkonform", sagte Polizeisprecher Weber am Nachmittag.

Beschwerden über die Lautstärke

Über 20.000 Demonstranten wurden im Vorfeld erwartet, nach Informationen unserer Zeitung waren nur rund 12.000 vor Ort. Weil es im vergangenen Jahr zahlreiche Beschwerden über die Lautstärke einer ähnlichen Demonstration gegeben hatte, waren die polizeilichen Auflagen verschärft worden:

In regelmäßigen Abständen maßen Beamte die Lautstärke, auch zum Aufstellen der Lautsprecher sowie des Bühnenprogrammes hat es Auflagen gegeben. 

Dagegen hatte der Ausrichter der als „Kulturfestival“ ausgeschriebenen Veranstaltung, das „Gesellschaftszentrum der KurdInnen in Deutschland“, zwar geklagt, in großen Teilen vor Gericht aber verloren. Vielen Deutzer Bürgern hatte das nicht gereicht, sie wollten ein grundsätzliches Verbot von Demonstrationen in dieser Größenordnung.

Verkehrschaos in Deutz

Seit dem Morgen kam es in Deutz zu Verkehrsbehinderungen. Im ganzen Stadtteil waren Parkplätze Mangelware, die Stadt schleppte bis zum Nachmittag über 30 Autos im Umfeld der Demonstration ab.

In Deutz und den umliegenden Stadtteilen kam es bis zum Abend zu massiven Staus, nachdem die Demonstration gegen 17 Uhr vorzeitig von den Organisatoren abgebrochen worden war. Für eine Stellungnahme standen sie am Abend nicht zur Verfügung.

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