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KVB-BürgerticketPiraten und Linke wollen einen komplett fahrscheinlosen Nahverkehr

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Symbolbild

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  • Der Kölner Stadtrat hat mit breiter Mehrheit beschlossen, einen fahrscheinlosen Tag für Köln einzuführen.
  • Linke und Piraten gehen noch weiter: Sie werben für einen „Fahrscheinlosen Nahverkehr“, für ein Bürgerticket.
  • Die KVB ist gegen diese Idee.

Köln – Mit breiter Mehrheit hat der Stadtrat beschlossen, einen fahrscheinlosen Tag für Köln einzuführen. Die Verwaltung wurde beauftragt, Auswirkungen und Termine für die kostenlose Nutzung von Bussen und Bahnen zu prüfen. Auf diese Weise könne man für den Nahverkehr werben und möglicherweise neue Kunden gewinnen.

Für die Initiatoren der Idee, Linke und Piraten, geht es jedoch um mehr: Sie werben weiter für ein grundsätzliches Umsteuern bei der Finanzierung des Öffentlichen Personennahverkehrs.

„Fahrscheinloser Nahverkehr“ bedeutet in der Fachwelt mehr als eine Marketingaktion an einem Tag. Es geht vielmehr darum, das ÖPNV-Angebot über eine Umlage zu finanzieren, die alle Bürger bezahlen sollen. Die Idee von Job-  und Schülerticket wird auf die ganze Kommune übertragen: Alle zahlen den gleichen Betrag für ein Nahverkehrs-Bürgerticket, unabhängig davon wie oft sie Busse und Bahnen nutzen.

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Am konsequentesten wird dieses Solidarmodell bislang  beim Semesterticket für Studenten umgesetzt: Dieser Abgabe kann sich keiner entziehen. Wer sich weigern würde, das Ticket zu bezahlen, dürfte nicht an der Hochschule studieren.

KVB ist strikt dagegen

Die Idee einer solchen Zwangs-Flatrate für alle ist bislang im Kölner Stadtrat nicht mehrheitsfähig. Auch die KVB ist dagegen.

Man prüfe nun gemeinsam mit der Stadtverwaltung „unter Marketinggesichtspunkten einen fahrscheinlosen Tag“, so KVB-Chef Jürgen Fenske. „Falls damit allerdings der Einstieg in einen umlagefinanzierten Nahverkehr und die Einführung eines Bürgertickets beabsichtigt sein sollte, raten wir davon dringend ab.“

Im Stadtrat warb Fenske für die Fortführung der bisherigen Mischfinanzierung aus öffentlichen Zuschüssen und Einnahmen aus dem Ticketverkauf. Die FDP polterte gegen die Einführung einer „KVB-Steuer“, die SPD nannte das von Linken und Piraten beworbene Konzept schlicht  „Blödsinn“.

Weitgehende Einigkeit besteht indes darin, das die Tarifstruktur im Verkehrsverbund Rhein-Sieg (VRS) verändert werden muss. Die bisherige Praxis, in schöner Regelmäßigkeit die Ticketpreise zu erhöhen, ist für viele Experten längst an ihre Grenzen gestoßen.

CDU und Grüne haben in ihrem Kooperationsvertrag verabredet, „das erfolgreiche Job- und Semesterticket-System“ auf weitere Nutzer auszuweiten.

Das System gleich auf die ganze Kommune übertragen wollen aber auch sie bislang nicht. Vorstellbar sei jedoch,  es Sportvereinen, Kirchengemeinden und anderen Vereinigungen anzubieten. „Wir wollen, dass ein größerer Kreis von den Vorteilen dieses Tickets profitiert“, sagt Lino Hammer, verkehrspolitischer Sprecher der Grünen. Er habe durchaus Sympathie für die Ausweitung auf die ganze Kommune, sie sei allerdings schwer umzusetzen. „Köln kann nicht im Tarifverbund des VRS ausscheren.“

Es fehle noch an einer überzeugenden Idee, wie man eine Sonderreglung für die Stadt Köln in das gemeinsame Tarifsystem der Region integrieren kann.

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