Köln-FrechenGeplanter Radschnellweg nimmt langsam Form an

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Besucher der Informationsveranstalter betrachten die Skizzen

Besucher der Informationsveranstalter betrachten die Skizzen

Lindenthal – Mit Radhelm unter dem Arm erschienen viele neugierige Besucher im Bezirksrathaus Lindenthal. Das Amt für Straßen und Verkehrstechnik hatte zu einer Informationsveranstaltung über einen für Fahrradfahrer attraktiven neuen Verkehrsweg geladen: Der Radschnellweg Köln-Frechen soll über 8,4 Kilometer von der Universität bis zum Frechener Bahnhof führen, zum größten Teil über die Bachemer Straße. Bereits 2013 wurde der vom Land geförderte Verkehrsweg beschlossen. Ende 2016 wurde nun endlich die Machbarkeitsstudie in Auftrag gegeben.

Uwe Kloppe vom beauftragten Düsseldorfer Planungsbüro Lindschulte und Kloppe stellte bei der Informationsveranstaltung erste Ergebnisse vor. Der meiste Diskussionsbedarf ergibt sich danach im Hinblick auf den ersten Abschnitt der Strecke, zwischen Universitätsstraße und Militärringstraße. Die Bachemer Straße soll dort in eine Fahrradstraße umgewandelt werden, also eine Straße, auf der Radfahrer Vorfahrt genießen und der motorisierte Verkehr sich diesem unterordnen muss. Die zulässige Höchstgeschwindigkeit wird auf 30 Stundenkilometer beschränkt.

Kloppe erläuterte Varianten

Kloppe erläuterte den Besuchern mehrere Varianten: „Zum einen können wir die Verkehrsfläche komplett umbauen. Dadurch könnte man die Gehwege jeweils auf zwei Meter ausdehnen und dazwischen die Fahrbahn für Radfahrer und motorisierten Verkehr anlegen.“

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Allerdings könnten Autos so nur noch auf einer Seite neben dem Gehweg geparkt werden. Bislang stehen an dem Straßenabschnitt Bachemer Straße zwischen Universitätsstraße und Militärringstraße 600 Fahrzeuge, teilweise allerdings auch außerhalb der dafür vorgegebenen Flächen. Nach dem Umbau würde es dann noch für 470 reichen. Die zweite Planungsvariante besteht in einer reinen Markierung der Fahrbahn als Fahrradstraße. Die Autos dürfen weiterhin auf beiden Seiten der Straße halb auf dem Bürgersteig abgestellt werden. Der Gehweg ist dann jeweils nur 1.50 Meter breit. Es bleiben in diesem Fall aber 535 Parkplätze bestehen.

„Im Hinblick auf den Qualitätsgewinn für Fußgänger empfiehlt die Verwaltung die komplette Neugestaltung des Straßenraums“, so Kloppe. Gegen die Lösung hatten allerdings manche Besucher Bedenken: „An der Bachemer Straße ist es bereits jetzt abends sehr schwer, einen Parkplatz zu finden“, sagte Anwohnerin Monika Suckow. „Es können aber nicht alle Menschen aufs Fahrrad umsteigen. Es gibt schließlich auch ältere und behinderte Anwohner. Manchmal braucht man das Auto auch für einen Großeinkauf.“ Sie habe große Bedenken, dass die Situation chaotisch würde.

Der Lindenthaler Reinhard Zietz sah eine Lösung für dieses Problem: „Es werden ja jetzt noch die letzten Straßen in dem Gebiet zwischen Bachemer und Dürener Straße als Anwohnerparken eingerichtet. Dadurch werden den Anwohnern mehr Parkplätze zur Verfügung stehen.“ Der Leiter des Amts für Straßen und Verkehrstechnik, Klaus Harzendorf, teilte die Einschätzung: „Das wird die Nachfrage nach Stellplätzen erfahrungsgemäß um 30 Prozent senken“, sagte er.

Eine Variante sieht Kreisverkehr vor

Im Abschnitt zwischen Universitätsstraße und Lindenthalgürtel stehen laut Planung noch in anderer Hinsicht zwei andere Varianten zur Verfügung: Zum einen könnten die Radler über eine Fahrradstraße geführt werden, die von der Universitätsstraße parallel zur Bachemer Straße direkt vor dem Hildegardis Krankenhaus verläuft. An der Kreuzung Bachemer Straße, Immermannstraße, Hans-Sachs-Straße, Wilhelm-Backhaus-Straße würde dann ein Kreisverkehr entstehen, der Radverkehr über diesen geradeaus in die Immermannstraße und von dort nach links in die Geibelstraße und wieder auf die Bachemer Straße geleitet.

Die Alternative dazu sieht vor, dass die Bachemer Straße bis zur Gleueler Straße keine Fahrradstraße wird, sondern zu beiden Seiten der Fahrbahn jeweils drei Meter breite Radfahrstreifen erhält. Auf diese Weise würden sie über die Bachemer Straße geleitet. Ein Kreisverkehr würde dann nicht gebaut. Für beide Varianten fanden sich Anhänger.

Einige favorisierten die getrennte Fahrradstraße, die den Nachteil mit sich brächte, dass der Radverkehr ein Stück versetzt von der Kreuzung Bachemer Straße/Universitätsstraße über letztere geführt werden müsste. Andere bevorzugten die Möglichkeit, die Radfahrer auf breiten Fahrstreifen auf direktem Weg über die Bachemer Straße zu führen. Mangels Kreisverkehr müssten sie dann aber an zahlreichen Ampeln Haltmachen, falls sie Rot zeigen.

Jenseits der Knotenpunkte werden Planungen unkomplizierter

Angeregt diskutiert wurde die Frage, wie der Radverkehr über die Verkehrsknotenpunkte geleitet werden sollte. Während die einen sich am Knotenpunkt Universitätsstraße/Bachemer Straße eine Brücke wünschten, forderten andere an der Kreuzung Lindenthalgürtel/Universitätsstraße eine Untertunnelung. Doch Andrea Gawlich vom Amt für Straßen und Verkehrstechnik erklärte, beides sei im dicht bebauten städtischen Bereich nicht machbar. Allenfalls an der Kreuzung Militärringstraße/ Bachemer Straße sei eine Brücke denkbar. Sonst könne man an eine Ampelschaltung denken, die den Radfahrern Vorrang gewährt.

Immerhin – jenseits dieses Knotenpunktes werden die Planungen unkomplizierter. Im zweiten Abschnitt, der von der Militärringstraße durch den Äußeren Grüngürtel zur Bundesautobahn 4 führt, müssten einige Bäume gefällt werden und die noch geduldeten Parker im Straßenverlauf am Haus am See weichen. Im Hinblick auf die Fällungen konnte Kloppe beruhigen. Man werde äußerst zurückhaltend vorgehen. Und es werde für Ersatzparkplätze für Spaziergänger gesorgt.

Im dritten Abschnitt, der über die Toyota-Allee in Marsdorf bis zur Bundesautobahn 1 führt, wird es nach Einschätzung der Verwaltung nur wenige Probleme geben. Vor allem sei nicht mit fehlenden Parkplätzen zu rechnen, sagte Andrea Gawlich, da die dort ansässigen Firmen eigene Stellplätze für ihre Mitarbeiter hätten.

Anregungen zum Projekt können Bürger bis zum 31. Oktober per E-Mail an radschnellweg@stadt-koeln.de senden. Die Pläne sind im Internet unter www.stadt-koeln.de zu sehen.

Radschnellweg ist für den Autoverkehr gesperrt

Die Radfahrverbände ADFC Köln, ADFC Rhein-Erft und Radkomm haben konkrete Verbesserungsvorschläge geäußert. Im ersten Abschnitt der Bachemer Straße von Universitätsstraße bis Militärring möchten sie, dass beide Alternativen umgesetzt werden. Danach soll der Radverkehr stadtauswärts über eine Fahrradstraße, die am Hildegardis Krankenhaus vorbeiführt, geleitet werden. Stadtauswärts sollen die Radfahrer auf einem vier Meter breiten Streifen auf der Bachemer Straße fahren.

Sie sollen somit an zwei Knotenpunkten die Universitätsstraße überqueren, die aber von den Lichtsignalen her gleichgeschaltet sind und vom Autoverkehr als eine Kreuzung wahrgenommen wird. Den Verkehrsknotenpunkt Bachemer Straße/Lindenthalgürtel möchten sie aufgrund der Enge für den Autoverkehr sperren. Das Stück zwischen Landgrafenstraße und Falkenburgstraße soll nur für den Anliegerverkehr frei sein. Am Militärring soll der Radverkehr durch eine breite und lichte Unterführung geleitet werden.

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