Fahrrad-ParkhausIn Weiden soll Kölns erster „Biketower“ enstehen

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  • In Köln-Weiden soll ein vollautomatisches Parkhaus für Fahrräder gebaut werden.
  • Für die Radboxen am Park-ana-Ride-Parkplatz gibt es lange Wartelisten.
  • Die Haltestelle ist besonders bei Pendlern aus Pulheim und Frechen beliebt.

Weiden – Der Turm wäre ein sichtbares Zeichen im Kölner Stadtbild, eine Bekenntnis zur Bedeutung des Fahrrads im modernen Straßenverkehr.

Die Pläne für den ersten Kölner „Biketower“, ein vollautomatisches Parkhaus für Räder, liegen fertig in der Schublade der Stadtverwaltung – und sollen nun auch umgesetzt werden: 120 Stellplätze sollen in einem zehn Meter hohen Gebäude Platz finden, in abschließbaren Boxen. Der Turm wird nur 55 Quadrathmeter Fläche in Anspruch nehmen, dort wo er geplant ist, auf dem Park-and-Ride-Parkplatz am Rande von Weiden.

Warteliste für Rad-Boxen

Wer mit der Stadtbahn-Linie 1 westwärts fährt bis zur Endstation, und dort aussteigt, blickt auf ein Meer – von Drahteseln. Überall, wo insgesamt 72 überdachte Ständer ihnen ein Fleckchen dazu lassen, sind Fahrräder angekettet. 35 abschließbare Fahrradboxen, in denen Radfahrer wertvolle Räder sicher verschließen können, stehen außerdem zur Verfügung – nicht genug. „88 Interessenten haben wir auf der Warteliste“, sagt Hendrik Colmer vom Team des Fahrradbeauftragten der Stadt, der die Lage vor Ort inspiziert. Viele Räder werden „wild“ geparkt, weil der Platz nicht ausreicht. 55 wilde Velos hat die Stadt zuletzt gezählt.

Alles zum Thema Kölner Verkehrs-Betriebe

Dort, wo S-Bahn und KVB halten, liegt einer der wichtigsten Park-and-Ride-Parkplätze der Stadt. Wer aus den westlichen Vororten nach Köln möchte, parkt hier gerne sein Auto oder Rad und fährt bequem mit der Linie 1 direkt in die Innenstadt oder mit der S-Bahn bis nach Deutz. Mancher kommt auch mit der Bahn aus der Stadt und radelt von dort weiter. Der große Pkw-Parkplatz ist voll. Der Abstellraum für Fahrräder quillt über. „Wir haben uns gesagt, dass wir einfach einmal umdenken müssen“, sagt Hendrik Colmer. „Wir haben keine Lust mehr, der Entwicklung hinterherzulaufen.“

Das Bike-and-Ride-Konzept der Stadt Köln

Seit 1994 existiert das Bike-and-Ride-Konzept der Stadt Köln. Seitdem würde auch regelmäßig – im Zwei-Jahres-Rhythmus – die tatsächliche Nutzung erhoben, sagt Colmer, und seit acht Jahren mit immer dem gleichen Ergebnis: Die Nachfrage an Fahrradparkplätzen übersteigt das Angebot, gerade an wichtigen Park-and-Ride-Parkplätzen, in Weiden, aber auch anderswo.

Mehr als 13.000 Fahrräder wurden 2014 an 202 Haltestellen erfasst. Dem stehen 12.700 Abstellplätze gegenüber. 500 Fahrradboxen an 45 Haltestellen sind gut ausgelastet. „Immer, wenn wir an einer Stelle wieder neue Abstellmöglichkeiten geschaffen hatten, stellten wir bei der nächsten Erhebung fest, dass der Bedarf das Angebot schon wieder übersteigt“, sagt Colmer. „Das Fahrradfahren wird einfach immer beliebter.“

Der Park-and-Ride-Parkplatz in Weiden ist besonders beliebt. Viele Radler aus Pulheim und Frechen fahren morgens durchs Grüne dorthin, stellen ihren Drahtesel ab und fahren bequem mit der Linie 1 in die Innenstadt. Umgekehrt kommen auch Kölner mit der Bahn, um von dort mit ihrem Rad, das sie dort geparkt haben, weiter zu einem Arbeitsplatz in den Vororten zu fahren.

Besonders attraktiv macht die Park-und-Ride-Station im Westen Weidens aber noch etwas anderes: Die Tarifzone endet hier. Aber hier gilt das KVB-City-Ticket. Eine Anfahrt von weiter außerhalb oder in die Vororte ist teurer. Angesichts zunehmender Verkehrsbelastung der Innenstadt und hohen Parkgebühren steigen immer mehr Menschen auf das Fahrrad um.

So funktioniert das Fahrrad-Parkhaus

Und auch das Team des Fahrradbeauftragten möchte nun umdenken und anders planen, horizontal statt vertikal – in die Höhe. Zwei andere deutsche Städte haben es vorgemacht, Offenburg – wo der Turm „Radhaus“ genannt wird, und Meckenbeuren. Dort können Radler ihre fahrbahren Untersätze bereits bequem und sicher in einem Biketower unterbringen.

Das Parkhaus wird von außen über eine Karte gesteuert: Der Kunde hält sie an ein Lesegerät. Eine Box wird von ihrem Platz herangefahren und kommt hinter dem Tor zum Stehen. Wenn es sich öffnet blickt der Nutzer in das zwei Meter lange Behältnis, wo das Rad mit einem Bügel befestigt wird. An der Wand ist ein Haken als Aufbewahrungsort für den Helm oder eine Tasche angebracht.

Wenn der Kunde seine Habseligkeiten verschlossen hat, fährt die Box in ihre Parkpostion zurück. Das Ganze dauert ein bis zwei Minuten – und ist eine überaus praktische und sichere Verwahrmethode für die Radpendler. 60 Euro soll ein Parkhausplatz im Jahr kosten, 35 Euro für sechs Monate, 7,50 Euro für einen Monat. Geplant ist auch eine Kooperation mit den Kölner Verkehrs-Betrieben, die den Service über ihre Mobilitätskarte anbieten könnten. Eine solche Karte berechtigt bislang KVB-Abonnenten zur Benutzung der Flinkster-Mietwagen und der Call-a-Bike-Fahrräder der Deutschen Bahn AG.

Rund 450.000 Euro wird das Parkhaus etwa kosten, wie Hendrik Colmer berichtet. Um es zu finanzieren, möchte die Stadtverwaltung sich mit seiner Idee für den Biketower beim Bundeswettbewerb Klimaschutz beteiligen. Projekte, die bei dem Wettbewerb berücksichtigt werden, fördert der Bund zu 70 Prozent. Die fehlenden 30 Prozent könnte die Verwaltung aus sogenannten Stellplatzablösemitteln finanzieren, sagt Colmer. Dabei handelt es sich um Geld, das zweckgebunden eingesetzt wird, etwa zur Schaffung von öffentlich nutzbarem Parkraum.

Wenn das Projekt bei dem Bundeswettbewerb berücksichtigt wird, könnte der Biketower bereits Ende 2017 stehen. Ende 2016 soll der Förderbescheid erteilt werden und dann gleich die Ausführungsplanung beginnen – und natürlich müsste ein Wettbewerb für die Planung ausgeschrieben werden. Eine attraktive Aufgabe wartet somit womöglich bald auf die Kölner Architekten: Es gilt Kölns ersten Fahrradturm zu bauen.

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