Lindenthal – Köln wird zu Radlern immer freundlicher. In Lindenthal wurde nun die erste Fahrradstraßen eingerichtet. Bezirksbürgermeisterin Helga Blömer-Frerker und der Leiter des Amts für Straßen und Verkehrstechnik, Klaus Harzendorf, stiegen gemeinsam auf die Leiter an der Ecke Dürener Straße/Herbert-Lewin-Straße, um das Hinweisschild – es zeigt ein Fahrrad im blauen Kreis – anzuschrauben. Ab sofort weist es die Herbert-Lewin-Straße als Fahrradstraße aus.

Fahrradstraßen sind vor allem dem Radverkehr vorbehalten und mit den entsprechenden Verkehrsschildern (Zeichen 244.1 und 244.2 Straßenverkehrsordnung) kenntlich gemacht. Motorisierter Verkehr ist dort nur zugelassen, wenn ein Zusatzschild diesen ausweist. In Fahrradstraßen dürfen alle Fahrzeuge nicht schneller als 30 Kilometer pro Stunde fahren, wobei die Radfahrer weder gefährdet noch behindert werden dürfen. Sie haben in Fahrradstraßen uneingeschränkte Vorfahrt, dürfen dort sogar nebeneinander fahren. Grundsätzlich eignen sich als Fahrradstraße all diejenigen Straßen, in denen mehr Radler als Autofahrer unterwegs sind. Dies wird vom Amt für Straßen und Verkehrstechnik anhand von Verkehrszählungen ermittelt. (eic)

Ein Zusatzschild zeigt außerdem an, dass der motorisierte Verkehr in der Straße, die von der Dürener Straße bis zum Danteweg am Clarenbachkanal führt, weiter zugelassen ist. „Die Straße erschließt neben Fachbereichen der Universität und der Fachschule des Möbelhandwerks noch ein Wohngebiet. All das muss man weiterhin auch mit dem Auto erreichen können“, sagte Harzendorf. Doch die Autofahrer müssten es künftig erdulden, hinter Radfahrern her zu rollen, die dort auch nebeneinander fahren dürfen.

Blömer-Frerker freut sich, dass mit der neuen Fahrradstraße das im Februar 2014 von der Bezirksvertretung beschlossenen Radverkehrskonzeptes für Sülz und Lindenthal weiter umgesetzt wird. „Ich bin froh, dass es so schnell geklappt hat, und hoffe auf die Akzeptanz aller Bürger, damit einem friedlichen Miteinander der Verkehrsteilnehmer nichts im Wege steht.“ Sie mahnte aber auch, es könne nur gelingen, wenn sich alle an die Regeln der Straßenverkehrsordnung halten.

Neun Fahrradstraßen gibt es in Köln

Derzeit gibt es in Köln neun Fahrradstraßen. „Im Rahmen des Radverkehrskonzepts für Lindenthal und Sülz werden im kommenden Jahr in beiden Stadtteilen sechs weitere Fahrradstraßen eingerichtet“, informierte Jürgen Möllers, der Fahrradbeauftragte der Stadt.

Es handelt sich dabei in Sülz um den Weyerstraßerweg, die Berlin-Kölnische-Allee und die Lotharstraße. In Lindenthal haben die Radler in Zukunft auch auf der Richard-Strauss-Straße, der Clarenbachstraße sowie der Rautenstrauchstraße Vorfahrt.

Geprüft wird vom Amt für Straßen und Verkehrstechnik außerdem, ob die Euskirchener und die Münstereifeler Straße, die Palanterstraße und die Nikolausstraße in Sülz sowie die Petersbergstraße in Klettenberg als Fahrradstraßen geeignet sind. „Der Stadtbezirk Lindenthal ist in Kürze wohl derjenige mit den meisten Fahrradstraßen in ganz Köln“, meinte Harzendorf und fügte hinzu: „Aber nicht für lange.“

In der Innenstadt sind derzeit circa 30 bis 40 Straßenabschnitte im Gespräch, die in Fahrradstraßen umgewidmet werden könnten. Dem Radverkehr wird nach und nach mehr Bevorrechtigung im Straßenverkehr eingeräumt, weil immer mehr Menschen aus dem Auto aufs Rad umsteigen. Der Fahrradbeauftragte machte das anhand einiger Zahlen deutlich. Möllers sagte: „In den zurückliegenden sechs Jahren ist der Fahrradverkehr auf Kölns Straßen um 30 Prozent angestiegen.“

Auf der Bachemer Straße beispielsweise, wo vor einiger Zeit erst Fahrradschutzstreifen eingerichtet worden waren, zählte das Amt für Straßen und Verkehrstechnik zuletzt 7000 Radler pro Tag. Und nicht weit weg von der Herbert-Lewin-Straße, in der Clarenbachstraße, fahren durchschnittlich 1500 Autos täglich, aber 4000 Fahrräder.