Köln-SülzBerrenrather Straße soll zur Flaniermeile werden

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Berrenrather Straße in Köln-Sülz.

Berrenrather Straße in Köln-Sülz.

  • Die Berrenrather Straße soll im Bereich zwischen Universitätsstraße und Sülzgürtel umgestaltet werden.
  • Die Fahrbahnen werden schmaler, Radfahrer bekommen einen breiten Schutzstreifen, es gilt Tempo 30.

Sülz – Der Bürger und die Mitarbeiterin der Stadt Köln sind sich einig: „Gefällt mir gut“, sagt der Mann. „Mir auch“, antwortet die Frau. Einträchtig betrachten sie Pläne, die im Rathaus Lindenthal ausgehängt sind.

Vertreter der Stadt sind gekommen, um neugierigen Besuchern die Pläne zu erläutern. Sie zeigen die Berrenrather Straße in Sülz, so wie sie im Bereich zwischen Universitätsstraße und Sülzgürtel umgestaltet werden soll.

Die ersten Planungen sind abgeschlossen, die wichtigsten Veränderungen stehen fest: Danach wird aus der Hauptverkehrsachse eine verhältnismäßig ruhige Straße.

Die Planungen im Detail

Auf dem gesamten Streckenabschnitt wird künftig Tempo 30 gelten. Statt wie bislang elf wird die Fahrbahn nur noch neun Meter breit sein. Auf beiden Seiten wird sie einen 1,50 Meter breiten Schutzstreifen für Radfahrer aufweisen plus jeweils 50 Zentimeter Sicherheitszone, die ihn vom Bürgersteig mit den parkenden Autos trennt. Und die Bürgersteige werden an jeder Seite der Straße jeweils einen Meter breiter. So entsteht Raum zum Flanieren und Verweilen. Zudem kann sich verstärkt Außengastronomie ansiedeln.

Wo es trotz der unter den Geh- und Radwegen verlaufenden Leitungen möglich ist, sollen Bäume gepflanzt werden. In Höhe der Nikolauskirche wird die Fahrbahn so gestaltet, dass zusammen mit dem Eingangsbereich des Gotteshauses ein großer Platz entsteht, eine Art Veedelsmittelpunkt.

Wie das umgesetzt werden soll, ob die Straße dort den gleichen Belag wie der Vorplatz erhält, ob an dieser Stelle Tempo 20 gilt und Pkw, Fußgänger und Radfahrer ihn gemeinsam nutzen, ist noch offen.

Zusätzlich sollen an mindestens vier verschiedenen Stellen der Berrenrather Straße Doppelzebrastreiben samt schmalen Verkehrsinseln zwischen den beiden Fahrspuren entstehen. Insbesondere vor den zwei Schulen – der Katholischen Grundschule und der Gemeinschaftsgrundschule am Manderscheider Platz – sollen die Zebrastreifen und Inseln die Ampeln ersetzen. Die künftig verkehrsberuhigte Straße werden die Schüler so leichter überqueren können.

Die Entscheidung, wie die Knotenpunkte gestaltet werden, steht noch aus. An den Kreuzungen der Berrenrather Straße mit der Sülzburgstraße und Am Weyertal sollen entweder Kreisverkehre entstehen oder Ampelanlagen. Entscheiden wird die Bezirksvertretung Lindenthal. Das Amt für Straßen und Verkehrstechnik wird seine Pläne den Politikern zur endgültigen Entscheidung vorlegen. Danach werden weitere Details eingearbeitet. Der Bau soll Mitte 2017 beschlossen werden und Anfang 2018 beginnen.

Auf die Pläne wirft an diesem Tag auch der stellvertretende Bezirksbürgermeister Roland Schüler noch einmal einen Blick. „Das ist eine angemessene Lösung, wenn man die unterschiedlichen Meinungen und ganz unterschiedlichen Interessen bedenkt“, sagt er. In zwei Werkstätten hatten die Bürger in den vergangenen beiden Jahren Gelegenheit, zu den Planungen Stellung zu beziehen und eigene Ideen einzubringen.

Vier verschiedene Vorschläge hatten die Planer vorgestellt. Einer sah sogar vor, die Fahrbahn auf 6,50 Meter zu verengen, auf denen Radfahrer und Pkw gemeinsam verkehrt, die Radler dann aber das Tempo angeben hätten. Die meisten Teilnehmer der Werkstätten favorisierten die Lösung, die nun beschlussreif im Rathaus hängt.

Pläne gegen die Parkplatznot

Zufrieden sind natürlich nicht alle. „Wo soll ich denn dann noch einen Parkplatz finden? Das ist doch jetzt schon an der Berrenrather Straße schwierig“, schimpft ein Anwohner. Etwa 40 Parkplätze werden am betroffenen Straßenabschnitt wegfallen. Trotzdem soll die Parkplatznot nicht zunehmen.

„Wir werden den Parkraum bewirtschaften, das heißt Anwohnerparkplätze schaffen“, sagt Angela Stolte-Neumann, Leiterin der Planungsabteilung im Amt für Straßen und Verkehrstechnik, „Menschen, die nicht im Viertel wohnen, müssen dann fürs Parken bezahlen.“ Das bewege erfahrungsgemäß viele dazu, nicht morgens mit dem Auto zur Arbeit im Viertel anzureisen, also den Pkw an der Berrenrather Straße abzustellen, wo er acht Stunden lang einen Parkplatz blockiere, sondern auf andere Verkehrsmittel umzusteigen. Die Parkplätze würden so am Tag mehreren Autofahrern zur Verfügung stehen, Menschen, die zum Einkaufen in die Straße fahren und Anwohnern.

„Wir arbeiten ja derzeit an einem Parkraumkonzept für das ganze Viertel. Die Planungen an der Berrenrather Straße werden darin eingebettet.“ Auch Haltezonen für Lieferfahrzeuge soll es geben.

Dass nach dem Umbau weniger Menschen zum Einkaufen auf die Straße kommen, wie einige Geschäftsleute in den Bürgerwerkstätten befürchtet hatten, glaubt Roland Schüler nicht. „Eine Studie aus Brisbane in Australien zeigt, dass Geschäftsleute den Anteil von Autofahrern viel höher einschätzen, als er tatsächlich ist.“ Ein verbreiterter Gehweg bedeute für die Kunden eine Verbesserung. Dadurch würden mehr Menschen zum Flanieren angelockt, die dann auch auf der Berrenrather Straße einkaufen würden.

Und auch für Autofahrer wäre die Straße nicht unattraktiv. Davon ist Besucher Utz Küpper überzeugt: „Der Verkehr wird zwar langsamer, aber fließender sein.“ Er muss es wissen. Denn Küpper hat selbst einmal das Amt für Stadtentwicklung geleitet.

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