Verkehrsprobleme in Köln-LövenichRadfahrer und Schulkinder leben gefährlich

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Auf der Brauweiler Straße weichen Radfahrer vor Autos auf den Bordstein aus.

Auf der Brauweiler Straße weichen Radfahrer vor Autos auf den Bordstein aus.

Lövenich – Ein Kleintransporter donnert die Kölner Straße entlang. Das Straßenschild gibt Tempo 30 vor. Doch der Wagen verlangsamt sein Tempo nicht. Die schnurgerade Stecke lädt zum Rasen ein. Hinter hohen Gitterzäunen am Straßenrand spielen Kinder auf dem Pausenhof der Johanniter-Schule. „Sie müssten mal sehen, was hier morgens los ist“, empfiehlt ein Anwohner dem Leiter des Amts für Straßen- und Verkehrstechnik Klaus Harzendorf. „Dann ist alles zugeparkt, weil die Eltern ihre Kinder zur Schule bringen.“

Svenja Führer, Mitglied der CDU-Fraktion in der Bezirksvertretung Lindenthal, kennt den Grund: „Sie kommen aus dem Wohngebiet am Egelspfad und bringen ihre Kinder mit dem Auto, weil der Schulweg über die Kölner Straße gefährlich ist“, erklärt sie. Der CDU-Ortsverband hat Bürger, Experten des Amts für Straßen- und Verkehrstechnik und aus dem Team des Fahrradbeauftragten zu einer Radtour durch Lövenich eingeladen, um über Verkehrsprobleme und mögliche Lösungen zu sprechen.

Radfahrer und Grundschüler haben Probleme

Ein Problemfall ist die Kölner Straße nicht nur für die Grundschüler, die im Neubaugebiet am Egelspfad wohnen, sondern auch für Radfahrer. Die Autos und Lkw sind dort schnell unterwegs, einen Radweg oder Fahrradschutzstreifen gibt es nicht. Und die Brücke, die vom Wohngebiet Egelspfad über die Autobahn hinweg auf die Kölner Straße führt, ist zu schmal, als dass Pkw und Radfahrer dort sicher gemeinsam fahren könnten.

„Auf der Brücke passen gerade mal zwei entgegenkommende Autos nebeneinander her, wenn sie langsam fahren“, schildert Manfred Stitz vom Bürgerverein Lövenich. „Leider können die Radfahrer dort auch nicht auf den Bürgersteig ausweichen, weil der Bordstein dafür zu hoch ist“, ergänzt Svenja Führer.

Peter Lemke vom Team des Fahrradbeauftragten und Heribert Gödderz, Mitarbeiter des Amts für Straßen- und Verkehrstechnik, suchen nach einer Lösung. „Man könnte schon auf jeder Seite der Kölner Straße einen Fahrradschutzstreifen anlegen“, so Lemke. Auf der Brücke sei allerdings zu wenig Platz dazu.

Es gibt eine Lösung für Lövenich

Die Experten sehen dort nur eine mögliche Lösung: „Wir werden ein Piktogramm einzeichnen, dass Autofahrer auf die Radfahrer aufmerksam macht und sie dazu bringt, Abstand zu halten“, sagt Heribert Gödderz.

Ebenfalls um die Sicherheit von Schulkindern geht es an der Brauweilerstraße, Ecke Heckenweg. „Hier muss dringend ein Zebrastreifen den Kindern erleichtern, die Fahrbahn zu überqueren“, fordert Manfred Stitz. Dann könnten sie aus dem Wohngebiet jenseits der Brauweilerstraße direkt in den Hecken- und dann über den Biberweg sicher zur Johanniter-Schule gelangen. Die Fahrbahn zu überqueren sei gefährlich.

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Auch dass die Kinder an der Brauweilerstraße entlang bis zur Ampel laufen müssen, bemängeln die Anwohner. Die Bürgersteige seien viel zu schmal. „Die Kinder laufen in Gruppen oft zu mehreren nebeneinander und achten dann nicht mehr darauf, ob sie auf die Fahrbahn geraten“, so Stitz. Ganz so einfach wie die Bürger sich das vorstellen, sei es aber nicht, dort einen Zebrastreifen anzulegen, erklärt Heribert Gödderz.

Erst müssen Prüfungen erfolgen

Erst müsse geprüft werden, wie viele Autos und Fußgänger dort verkehren. Wenn sehr viele Pkw die Strecke nutzten, sei ein Zebrastreifen kontraproduktiv. Er hemme den Verkehrsfluss und führe eher zu einer Scheinsicherheit. „Die Erfahrung zeigt, dass bei starkem Autoverkehr kein Fahrer mehr hält“, erläutert Gödderz. Sollten andererseits zu wenige Fußgänger die Brauweilerstraße in Richtung Heckenweg überqueren wollen, sei ein Zebrastreifen ebenfalls nicht sinnvoll. „Wenn Autofahrer nicht damit rechnen, dass dort jemand über die Straße möchte, achten sie gar nicht auf Fußgänger“, so der Experte.

Auch wenige Hundert Meter weiter ist Sicherheit von Fahrradfahrern das Thema. Die Brauweilerstraße schlängelt sich zwischen Spitzanger Weg und Kölner Straße als enger Asphaltpfad durch den alten Ortskern. „Hier fehlt ein Schutzstreifen für Radfahrer. Sie weichen regelmäßig auf die Bürgersteige aus, um vor den Autos sicher zu sein“, sagt Manfred Stitz. „Ich habe schon gesehen, wie Radler Menschen, die aus den Häusern treten, über die Füße fahren.“ Die Experten der Verwaltung überlegen: „Die Fahrbahn muss 4,50 Meter breit sein, damit man einen Schutzstreifen von 1,50 Breite anlegen kann“, erläutert Lemke. Wenn auf der Straße Busse verkehren, seien sogar fünf Meter nötig. Das müsse man genau ausmessen.

Langer Weg zum S-Bahnsteig

Auch am S-Bahnhof sehen die Lövenicher Verbesserungsbedarf: „Zum Bahngleis führt nur ein Aufzug auf einer Seite der Brauweilerstraße“, schildert Svenja Führer. Wenn die Menschen an der Haltestelle auf der anderen Straßenseite mit dem Bus ankommen, müssten sie erst einmal etwa hundert Meter zum Bahnhof gehen. Wollen sie die Straßenseite wechseln, um zum Aufzug zu gelangen, müssen sie noch ein ganzes Stück am Bahnhof vorbei laufen, dort an der Ampel die Straße überqueren und dann zurückgehen.

„Das ist gerade für gehbehinderte Menschen eine Zumutung“, kommentiert Manfred Stitz. Viele Fahrgäste sparten sich den Umweg sparen, indem sie die Fahrbahn einfach vorher querten, sagt er – obwohl das wegen der Straßenkurve relativ gefährlich sei.

Die Verwaltung plant, die Bushaltestelle weiter in Richtung S-Bahnhof zu versetzen. Das wird aber noch eine Weile dauern. Gödderz schlägt deshalb eine Übergangslösung vor: Man könne als Überquerungshilfe auf der Brauweilerstraße vor der Unterführung in Höhe der Gasstation eine Verkehrsinsel in der Mitte der Fahrbahn anlegen. Sie könne den Menschen helfen, sicher die Straßenseite zu wechseln.

Ob die Verbesserung im genannten Umfang umgesetzt werden, bleibt zum Abschuss der Erkundung zwar offen, aber eines steht für alle Tourteilnehmer fest: „Es ist immer eine Hilfe, wenn man sich die Dinge vor Ort anschaut“, sagt Teresa de Bellis-Ohlinger.

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