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Mit internationalen BandsZigeunerfestival in Köln zeigt Kultur der Sinti und Roma

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Das 3. Rheinische Zigeunerfestival will die Kultur der Sinti und Roma zeigen.

Köln – Eigentlich wollte das Ehepaar aus Bad Honnef zum Fischmarkt am Tanzbrunnen, aber der fand am Donnerstag nicht statt. Dann entdeckte es ein Plakat, das für das 3. Rheinische Zigeunerfestival warb.

Nun stand es auf der Wiese vor dem Gebäude des Landschaftsverbands Rheinland am Deutzer Ufer und hörte der Enis-Band aus Mazedonien zu. „Auch eine unterhaltsame Art, sich die Zeit zu vertreiben“, zeigte sich die Ehefrau zufrieden. „Die Musik ist außergewöhnlich“. Die meisten Besucher des Open-Air-Fests waren aber gezielt hergekommen.

Das Festival ist eine Initiative des Vereins Maro Drom und eines Komitees um Markus Reinhardt und Jan Krauthäuser. Das Fest unter freiem Himmel bildete den Höhepunkt einer einwöchigen Veranstaltungsreihe, die mit einem Konzert in der Lutherkirche begonnen hatte. Die Absicht der Initiative sei, dass Roma und Sinti  nicht als „Problemgruppe“ wahrgenommen würden, sondern als Veranstalter einer „kulturellen Attraktion“, sagte Krauthäuser, bevor er wieder auf die Bühne ging, um die nächste Musikgruppe anzukündigen. 

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Das Wort „Zigeuner“ haben die Veranstalter des Festivals bewusst gewählt

Waren 2012 und 2015 überwiegend Musiker aus Südosteuropa dabei, war das Open-Air-Festival diesmal noch internationaler aufgestellt. Neben deutschen Gruppen wie der Balkan Brass Band traten Künstler aus Spanien, den Niederlanden, Frankreich und dem ehemaligen Jugoslawien auf. Sogar aus dem indischen Rajasthan kam ein Ensemble: die Dhoad Gypsies. Der Norden Indiens gilt als Herkunftsort der Roma und Sinti.

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Das Festival, das am Freitagabend mit der „Kölner Zigeunernacht“  in der Lutherkirche zu Ende geht, verfügt diesmal über einen zusätzlichen Veranstaltungsort: einen am Kennedyufer aufgestellten historischen Zigeunerwagen, in dem eine Fotoausstellung Einblicke in die Geschichte der Kölner Zigeuner gibt, Filme gezeigt werden und Lesungen stattfinden. 

„Bisher hat sich nur eine Besucherin aufgeregt“, sagte am Donnerstag Betsy de Torres, die mit anderen Frauen den Informationsstand des Fests betreute. Die Besucherin, eine Angehörige der Sinti, habe sich über den Namen des Veranstaltung beschwert: Das Wort „Zigeuner“ sei diskriminierend. Doch die Veranstalter haben das Festival bewusst so genannt. Die politisch vermeintlich unkorrekte Bezeichnung sei ein Ausdruck von Stolz und Selbstbewusstsein, so Markus Reinhardt.

Viele Roma und Sinti halfen bei der Veranstaltung mit

Muzafer Nunberger, der als Übersetzer und Fahrer für den Rom e. V. arbeitet und sich als Helfer beteiligte, indem er sich um einen Grill kümmerte, sieht es differenziert: Wenn er selber „Zigeuner“ sage, sei es in Ordnung, benutze aber jemand anders, der nicht zu der Minderheit gehört, das Wort, sei zumindest Vorsicht geboten. Viele Roma und Sinti halfen bei der Veranstaltung mit. Auch das ist ein Zweck des Festivals: „Wir versuchen, jeden einzubinden und so unsere Gemeinschaft zu stärken“, sagte  Reinhardt. „Keiner soll ausgeschlossen sein.“

Der Kölner Musiker trat zwei Mal auf, einmal mit der Formation Gypsy Soul, die sich aus  Flüchtlings- und Jugendprojekten entwickelt hat, und dann mit seinem eigenen Ensemble. Hatte es das Ehepaar aus Bad Honnef eher aus Zufall aufs Festivalgelände verschlagen, so hörten Timo und Emmanuelle, die beide an der Uni Köln Musik studieren, auch mit fachlichem Interesse zu.  Was genau macht zum Beispiel "Balkan-Musik" aus? Ihn spreche sie an, sagte Timo, seit er Filme der Regisseurs und Musikers Emir Kusturica gesehen habe. 

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