ModeDie Liebe zu Köln auf dem Pullover

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Die Kölner Moritz Helf (links) und Moritz Schulz entwerfen kölsche T-Shirts und Pullover – und sind dabei ihr eigener Boss.

Die Kölner Moritz Helf (links) und Moritz Schulz entwerfen kölsche T-Shirts und Pullover – und sind dabei ihr eigener Boss.

Köln – Etwa anderthalb mal drei Meter. Viel größer ist der Flur von Moritz Schulz nicht. Der Platz reicht gerade so, um die Druckerpresse, die verpackten Baumwollshirts und die vielen Pappkartons unterzubringen. Bis an die Decke muss Schulz stapeln. Noch ist der kleine Flur in seiner Wohnung in der Neustadt-Nord Werkstatt, Lager und Versandstation zugleich. Mit seinem Kumpel Moritz Helf (27) bedruckt er hier Kleidung mit selbst entworfenen Köln-Motiven.

Im größeren Stil ist die Produktion noch nicht angelaufen. Das soll sich aber ändern: „Wir hoffen, dass wir schnell expandieren können“, sagt Grafikdesigner Moritz Schulz (24) optimistisch: „Die Kölner sind ja extrem lokalpatriotisch.“ Auch, wenn die Konkurrenz groß sei: „Das sind ja erstmal gute Voraussetzungen.“

Vom bisherigen Angebot „einfach enttäuscht“

„Dominant“ haben „Mo und Mo“, wie sich die beiden Freunde nennen, ihr Label getauft. Nicht nur im Markennamen steckt der Dom drin. Er ist auch auf ihren T-Shirts und Kapuzenpullovern drauf. Vor zwei Jahren, am 11.11. auf der Zülpicher Straße, um genau zu sein, beschlossen sie, eigene kölsche Mode zu entwerfen. Weil sie vom bisherigen Angebot „einfach enttäuscht“ waren. Mit ihrer Geschäftsidee liegen die beiden jungen Männer voll im Trend.

Wer die Stichwörter „Kölsche Klamotte“ in die Internet-Suchmaschine Google eingibt, findet zahlreiche Seiten, die Schuhe, Taschen, Hoodies, Ohrstecker oder Platzsets mit bekannten und beliebten kölschen Sujets verkaufen. Aus Liebe zur Heimatstadt oder aus Frust über den immer gleichen Mainstream haben sich in den vergangenen Jahren viele Privatleute wie Moritz Schulz und Moritz Helf dazu entschieden, selbst kreativ zu werden. Über das Internet, aber auch über eigene Veedels-Shops oder Auslagen in etablierten Geschäften verkaufen sie oft liebevoll und detailreich gestaltete Artikel.

„Veedelwear“

Auch Markus Ollig aus Klettenberg entschied sich, einen eigenen Köln-Look zu kreieren. „Ich kannte nur Shirts, auf denen «Kölsche Jung» oder «Kölsche Bloot» steht. Mich hat es immer gestört, dass es kein T-Shirt gab, bei dem ich gesagt hätte: Das ziehe ich gern an.“. Warum also nicht selbst entwerfen? Hauptberuflich arbeitet der 37-jährige Kölner bei einem Telekommunikationsunternehmen in Bonn, die Idee, selbst T-Shirts, Pullover und Handyhüllen zu entwerfen, geisterte aber schon ein paar Jahre in seinem Kopf umher.

Irgendwann beschloss Ollig, sie wahr zu machen. Seit Januar verkauft er nun tatsächlich seine eigenen Designs im Internet. Derzeit zwar noch über einen anderen Anbieter. Ob Kölner Dom oder Colonius – die Motive entwirft Ollig aber eigenständig, bei der Umsetzung am Computer hilft ihm ein Freund. „Meine Sachen sollen in die Richtung Street-Style gehen“, sagt der 37-Jährige. Das Lässige, Ungezwungene schwingt auch im Namen mit: „Veedelwear“ hat Ollig seine Marke getauft.

„Bock op Kölle“

Die beiden Kölner Nino Boender und Philipp Beutel setzen auf einen ganz anderen „Köln-Look“. Im Jahr 2007 gründeten sie das Label „Bock op Kölle“ – inspiriert durch den damaligen Hype um die kalifornische Modemarke Ed Hardy und deren quietschbunte Tattoo-Motive. „Wir hatten die Idee, das auf Köln umzumünzen“, erzählt Philipp Beutel. Dabei hatten der heute 35-Jährige und sein Geschäftspartner zuvor selbst nie in der Textilbranche gearbeitet.

„Wie man T-Shirts bedruckt, haben wir uns selbst beigebracht, das war alles learning by doing“, sagt Beutel. Hauptberuflich? Nein, die Absicht, einmal hauptberuflich Klamotten zu verkaufen, hätten sie nie gehabt. „Wir wollten das erstmal nur privat für uns selbst machen“, so Beutel. Aber bei Freunden und Bekannten fanden die Shirts so großen Anklang, dass die Hobby-Designer ihre Entwürfe 2009 erstmals ins Internet stellten. Heute haben sie neben ihrem Online-Shop drei Läden in Poll, Ehrenfeld und Pulheim und beschäftigen mehr als 25 Mitarbeiter.

„Domperle“

Bei Inga Weber fing vor etwa drei Jahren alles mit Schnullerketten an. „Nach der Geburt unserer Tochter bekamen wir davon einige geschenkt“, erinnert sie sich: „Die Ketten waren schön, aber so normal.“ Weil sich die 37-Jährige etwas mit Bezug zu ihrer langjährigen Heimatstadt wünschte, entwarf sie kurzerhand eine eigene kölsche Schnullerkette – es war die erste von vielen.

Die personalisierten Ketten aus eigens angefertigten Perlen und Herzen mit Kölner Skyline drauf – daher rührt übrigens auch der Markenname „Domperle“ – sind heute Webers Verkaufsschlager. „Wir sind die einzigen, die sowas anbieten“, sagt sie. In ihrer kleinen Werkstatt nahe Porz bedruckt Weber gemeinsam mit ihren Mitarbeitern in Handarbeit außerdem rot-weiße Turnschuhe mit Köln-Motiven und stellt spezielle Druckknöpfe etwa für Armbänder und Ketten her. „Ich wollte etwas anbieten, das man nicht in jedem Köln-Shop kaufen kann“, sagt die 37-Jährige.

Einen Großteil ihrer Sachen verkauft sie über ihre Internetseite. „Wir sind aber auch regelmäßig auf fast allen Kölner Straßenfesten und auf vielen Karnevalssitzungen unterwegs.“

Tränen aus dem Stadtwappen

Feste Mitarbeiter und eine richtige Werkstatt haben Moritz Schulz und Moritz Helf zwar noch nicht. Aber das ist momentan auch nicht ihre Priorität. Derzeit feilen der Grafikdesigner und der gelernte IT-Systemkaufmann an weiteren Entwürfen für T-Shirts und Pullover. Bislang im Sortiment: Größtenteils schwarz-weiße Designs, darunter eine Haifischflosse und ein Ziegenkopf, aber auch Marcus Vipsanius Agrippa, der römische Feldherr und Stadtgründer Kölns, in einer großen Träne. „Die Tränen aus dem Stadtwappen sind bei uns ein wiederkehrendes Element“, erklärt Moritz Schulz, der im Agnesviertel und der Neustadt auch noch das kleine Veedelslabel „sechsiebenull“ betreibt.

„Wir wollten wirklich etwas von Köln rüberbringen“, ergänzt Moritz Helf. Sprich: Nicht nur das, was die Stadt heute ausmacht, sondern auch ein Stück ihrer Geschichte. Hip solle sie dabei sein, ihre Kleidung, und „einfach einen Style-Faktor haben“, sagt Helf. Neben Studium, Job und der Arbeit für „Dominant“ tritt der 27-Jährige unter dem Namen Mo-Torres auch als Rapper auf. Seine Songtexte handeln: natürlich von Köln.

„Mo und Mo“ haben viel zu tun. Auf ihre erste Kollektion für Männer soll bald eine für Frauen folgen. Und: Farbenfroher soll das Angebot werden. „Köln ist in jeder Hinsicht eine bunte Stadt“, sagt Moritz Schulz: „Den Gedanken wollen wir auch propagieren“.

Online-Shops

Dominant: Verschiedene T-Shirts und Hoodies mit diversen Köln-Aufdrucken  – die komplette erste Kollektion ist  erhältlich über www.dominant-cologne.de

Veedelwear: Bunte Kapuzenpullover mit auffälligem „Null Zwo Zwo Eins“-Aufdruck oder T-Shirts mit Hashtag #Stadtliebe – das und mehr auf shop.spreadshirt.de/veedelwear

Bock op Kölle: Ob Pailletten-Bügelbilder, Ringeltop oder Kapuzenjacke mit „Ming Heimat“-Schriftzug – gibt es alles über www.bock-op-koelle.de

Domperle: Für die Kleinen gibt es unter anderem T-Shirts mit lachendem Dom, für die Großen Schlauchschals und Handtaschen mit Kölner Skyline. Erhältlich ist das unter www.domperle.com

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