DenkmalschutzKölner wartet seit einem Jahr auf Genehmigung für dringende Sanierung

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Hausbesitzer Axel Kuchenbecker hat Ärger mit dem Amt für Denkmalschutz. Einstweilen dient eine Plane als Regenschutz.

Hausbesitzer Axel Kuchenbecker hat Ärger mit dem Amt für Denkmalschutz. Einstweilen dient eine Plane als Regenschutz.

  • Axel Kuchenbecker will sein Fachwerkhaus sanieren, wartet aber seit über einem Jahr auf eine entsprechende Genehmigung der Stadt.
  • Trotz mehrerer Gespräche und Telefonate mit Sachbearbeitern gibt es noch immer keinen Bescheid, der eingereichte Antrag plötzlich unauffindbar.

Köln – Axel Kuchenbecker sitzt auf der Terrasse seines Fachwerkhauses, auf dem Holztisch hat er zwei Aktenordner ausgebreitet. Der pensionierte Baudirektor hat alles abgeheftet, jeden Brief an die Stadtverwaltung, jede Mail, den Schriftwechsel mit Gutachtern; seine Unterlagen sind lückenlos.

Hätte das städtische Amt für Denkmalpflege mit der gleichen Sorgfalt gearbeitet, wäre die Sache wohl längst erledigt. So aber geht der Ärger weiter. „Ich komme mit vor wie ein Idiot“, sagt der 73-jährige Hauseigentümer aus Holweide. „Das kann doch gar nicht sein, dass ein Vorgang mit mehr als 50 Seiten in einer Behörde verschwindet.“

Am 22. Juni 2015 hat Kuchenbecker beantragt, mehrere durch Feuchtigkeit beschädigte Holzbalken sanieren und eine Art Schutzwand aus Schiefer anbringen zu dürfen. Das Denkmalamt muss Solche Umbauten genehmigen. Seither sind 14 Monate vergangen, doch einen Bescheid hat der Bauherr bis heute nicht bekommen. Seine Beschwerden blieben erfolglos.

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Ein Antrag auf eine Erlaubnis „liegt nicht vor und ist auch nach intensiver Suche nicht auffindbar“, teilte ihm der Leiter das Denkmalamtes, Thomas Werner, zuletzt mit. Er möge „sämtliche Unterlagen zur Beurteilung ihres Vorhabens“ noch einmal schriftlich einreichen. Der zuständige Sachbearbeiter werde „diese dann zeitnah prüfen“.

Die Vorgeschichte

Nach der Restaurierung des rund 200 Jahre alten Häuschens in der Andersenstraße musste Kuchenbecker das Fachwerk bereits mehrfach ausbessern lassen, zuletzt 2010. An der nach Westen hin gelegenen Fassade verursacht heftiger Regen Schäden an den Balken. An besonders feuchten Stellen sind sie von einem Pilz befallen, der das Holz nach und nach zerstört.

Vom Eigentümer beauftragte Gutachter kamen zu dem Ergebnis, die Problemwand lasse sich durch eine vorgesetzte Schale aus Naturschiefer auf Dauer schützen. Kuchenbecker schrieb das in seinen Antrag, fügte die Empfehlung der Fachleute hinzu und brachte den Packen Papier in einem Din-A-4-Umschlag zum Denkmalamt in Deutz.

Er habe seinen Fall mit einer Mitarbeiterin in deren Büro sogar noch kurz besprochen, erinnert sich Kuchenbecker. Die habe ihn darauf hingewiesen, dass wegen organisatorischer Änderungen demnächst einer ihrer Kollegen die Akte übernehmen werde.

Der Hauseigentümer blättert in seinen Unterlagen und findet eine Notiz. Am 18. August habe ihn ein Herr K. (Name der Redaktion bekannt) vom Denkmalamt angerufen. Er sei jetzt zuständig und beabsichtige, das Rheinische Amt für Denkmalpflege in Pulheim um eine Begutachtung zu bitten. In Erwartung, die Baugenehmigung bald zu erhalten, ließ Kuchenbecker ein Gerüst aufbauen. Zum Schutz vor Nässe befestigte er eine Plane aus Kunststoff.

Zu dem Zeitpunkt hatte Kuchenbecker bereits rund 2500 Euro in das Sanierungsvorhaben investiert, die Ausgaben für die Gutachten eingerechnet.

Plötzlich ist der Antrag weg

Um die Kosten von der Steuer absetzen zu können, bat er die Verwaltung im Januar 2016 um eine Bescheinigung. Doch auch damit hatte er anfangs keinen Erfolg.

Das Hinzuziehen von Sachverständigen sei mit der Denkmalbehörde nicht abgesprochen, wurde ihm beschieden. Deshalb habe er keinen Anspruch darauf, deren Vergütung geltend zu machen. „Eine Falschbehauptung“, sagt Kuchenbecker. Es sei ja gerade die Kölner Denkmalbehörde gewesen, die ihm nahegelegt habe, einen Gutachter zu beauftragen. Kuchenbecker widersprach der Absage. Im zweiten Anlauf erhielt er dann die erbetene Steuerbescheinigung.

Und die Baugenehmigung für den Regenschutz? In einem Telefonat mit dem Denkmalpfleger K. habe er zu seiner Verblüffung erfahren, der Antrag auf eine Sanierung liege dem Amt angeblich nicht vor, sagt Kuchenbecker. Er bat darum, die Angelegenheit zügig zu klären. Weil nach zwei Monaten immer noch keine Antwort erfolgte, beschwerte er sich bei Amtsleiter Thomas Werner.

Die Idee des Denkmalschutzes lebe vom Engagement privater Bauherren, schrieb er. „Wenn Ihr Amt schon keine finanzielle Hilfe anbietet, so erwarte ich wenigstens eine zeitnahe Bearbeitung der Vorgänge.“ Der Amtschef machte ihm allerdings nur wenig Hoffnung. Die Denkmal-Akte über das Fachwerkhaus in Holweide ende im Jahr 2010.

Nach Auffassung der Verwaltung hat Kuchenbecker nie einen Sanierungsantrag gestellt. Für sein Vorhaben hätte er unbedingt einen amtlichen Vordruck verwenden müssen, sagte Werner dem „Kölner Stadt-Anzeiger“. „Der Gesetzgeber gibt uns vor, dass wir auf einen formgerechten Antrag hin tätig werden.“

Aber warum, so fragt sich, hat sein Mitarbeiter den seit mehr als einem Jahr wartenden Bürger nicht ein einziges Mal darauf hingewiesen? Eben das sei bedauerlicherweise nicht geschehen“, sagte Werner.

In Köln gibt es etwa 9500 Denkmäler. Jeder der acht Gebietsreferenten im Amt für Denkmalschutz und -pflege muss rund 1200 Objekte betreuen. „Ich will die Verwaltung keinesfalls pauschal kritisieren“, sagt Kuchenbecker, der früher selber bei einer Behörde gearbeitet hat. „Aber es gibt dunkle Ecken, und die müssen durchleuchtet werden.“ Und er finde es deshalb gut, dass Oberbürgermeisterin Henriette Reker den Betrieb reformieren will.

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