Freibadsaison hat begonnenFrühsommer sorgt für Hochbetrieb im Dünnwalder Waldbad

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Als die 40 Meter lange Rutsche im Jahr 1984 gebaut wurde, war sie die erste ihrer Art in NRW.

Als die 40 Meter lange Rutsche im Jahr 1984 gebaut wurde, war sie die erste ihrer Art in NRW.

  • Im Dünnwalder Waldbad herrschte am frühsommerlichen Wochenende bereits Hochbetrieb.
  • Das einzige private Schwimmbad in Köln überzeugte die Badegäste mit hoher Wasserqualität, neuen Attraktionen und niedrigen Eintrittspreisen.

Köln-Dünnwald – Als Kölns einziges privates Schwimmbad am 1. Mai seine Pforten öffnete, lösten sich die meisten Kölner gerade erst aus der Froststarre. Im Dünnwalder Waldbad herrschte am Tag der Arbeit zwar noch nicht annähernd solch ein Hochbetrieb wie an diesem sommerlichen Wochenende.

Aber immerhin waren abgesehen von der üblichen Politprominenz in Gestalt des Dünnwalder Stadtrats Franz Philippi und dem Landtagsabgeordneten Marc Jan Eumann (beide SPD), die immer zu Saisonauftakt in die Fluten steigen, bereits zahlende Gäste vor Ort. Auch Babett Clemens, die das idyllisch am Waldrand gelegene Bad im Rechtsrheinischen sehr mag, ließ sich von den anfänglich kühlen 19 Grad nicht abschrecken.

Wassertemperatur von 25,5 Grad

Während Kölns städtische Freibäder quasi noch im Dornröschenschlaf lagen, bekam Familie Clemens somit schon vom ersten Maitag an hautnah mit, wie die Wassertemperatur allmählich auf die an diesem Sonntag gemessenen 25,5 Grad kletterte. Am Muttertag zählten Babett und Bernhard Clemens samt großem Sohn Marvin (24), dessen Freundin Lisa und dem kleinen Sohn Linus (5) sogar den allerersten im Wasser. Der besondere Charme des Betriebes liege darin, dass er „schon so alt und trotzdem noch gut in Schuss ist“, findet die Mutter aus Stammheim. Dank der relativ niedrigen Eintrittspreise – fünf Euro pro Tag für Erwachsene, drei für Kinder – sei das Bad „selbst für Familien, die nicht so viel Geld haben, ideal“.

Die Clemens’ waren zwar schon zeitig vor Ort, aber andere waren noch früher auf den Beinen: Sören Roth, der als „Meister für Bäderbetriebe“, wie die Berufsbezeichnung offiziell heißt, an diesem Wochenende praktisch seine Feuertaufe erlebte: Mit dem Auftritt der Kölner Band Miljö fand nämlich auch das erste Freiluft-Konzert der Saison auf dem Gelände statt, und circa 800 Gäste genossen bis in die Dunkelheit hinein den außerplanmäßigen Sommeranfang.

Schwimmbad mit Trinkwasserqualität

Davon profitierte auch Bernhard Kleysteuber, der seit knapp einem Jahr das ans Waldbad angrenzende Lokal „Wildwechsel“ nebst Biergarten bewirtschaftet und am Muttertag schier überrollt wurde. Dann war da noch Armin Kube, dem es als Jahreskarteninhaber immer noch passieren kann, dass er morgens zu früh am Drehkreuz des Schwimmbads steht. Diesen Sonntag wegen des Konzerts am Vorabend sogar eine ganze Stunde.

Gleich nach Öffnung des Betriebs schwamm der 74-Jährige dann seine 500 Meter, ließ sich danach im mitgebrachten Klappsessel nieder, spannte seinen Sonnenschirm auf und vertiefte sich in seine Krimilektüre: „Das Blut an Euren Händen“. Obwohl ein leichter Wind gehe, spüre man kaum Bewegung im Becken, „und das Wasser ist glasklar“, stellte der Stammgast fest. Außerdem habe es Trinkwasserqualität.

Spielplatz und Beachvolleyballplatz

Das wird Martin Stahl gerne hören. Er ist der Vorstandsvorsitzender des Freien Ortskartell Köln-Dünnwald von 1923 e.V., welches das Bad seit bald 100 Jahren betreibt. Bei Gründung des Vereins war es praktisch nur ein Erdloch, das vom Mutzbach gespeist wurde. Dann habe man zunächst ein Holzbecken gebaut, bevor 1927 das Betonbecken in seiner heutigen Form entstand. Dass das 53 Meter lange Großbecken mit einem leichten Knick endet, ist ebenfalls dem Verlauf des Mutzbachs geschuldet.

„Wir versuchen, jedes Jahr eine neue Attraktion zu schaffen“, erklärt Martin Stahl und spielt auf Beachvolleyballfeld und Kinderspielplatz an. Zudem seien 2014 Rohrleitungen und Pumpen ausgetauscht und im vergangenen Jahr mehr als 100.000 Euro für ein Blockheizkraftwerk investiert worden. In dieser Saison solle noch ein Beachsoccerplatz entstehen. All diese Angebotserweiterungen haben indirekt damit zu tun, dass der ursprüngliche Zweck des Schwimmbades – wie anderswo auch – immer weiter zurücktritt.

Nie ernsthafte Zwischenfälle

Von den Kindern und Jugendlichen können nach Einschätzung von Stephan Weiß „nur noch 40 Prozent schwimmen“. Weiß gehört zum Kartell-Vorstand und ist DLRG-Mann. Wenn er beobachte, wie Heranwachsende „auf ihren Smartphones rumhämmern, wird mir ganz schwindelig. Aber wenn die beim Schwimmen Wechselbewegungen mit Armen und Beinen machen sollen, sind sie völlig überfordert.“ Viele könnten sich zwar über Wasser halten, schafften es jedoch nicht, eine ganze Bahn zu schwimmen.

Dabei kann man laut Weiß ohnehin nicht von „dem“ Schwimmer sprechen. Es gebe mehrere Arten, stellt er lachend fest; den Bahnenzieher, den Planscher, den Frühschwimmer, die Mach-mich-nicht-nass-Abteilung, „die anschließend über Nackenschmerzen klagt“, die Sportschwimmer mit Marathon-Ehrgeiz und nun eben immer mehr Querschwimmer, die die 53-Meter-Länge gar nicht erst angingen. Aber dafür können er und Vorstandskollege Stahl sich nicht erinnern, dass es im Bad je zu einem ernsthaften Zwischenfall gekommen wäre.

Ein Bad mit allerlei Besonderheiten

Das Waldbad in Dünnwald hat viele Alleinstellungsmerkmale: Es ist das einzige Schwimmbad Deutschlands, das von einem Kartell geführt wird und das einzige in Köln, das sogar über 50 Meter lange Bahnen hat: 53 Meter genau. Eine Besonderheit ist auch der durchs Gelände fließende Bach. Die 1984 erbaute Rutsche war damals die erste ihrer Art in NRW. Anders als bei den Städtischen Bädern kommen die zweieinhalb Millionen Liter Beckeninhalt in Dünnwald nicht aus der Leitung, sondern aus eigenen Brunnen. (she)

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