Dellbrück – Die breite Thielenbrucher Allee mit den akkuraten Baumreihen wirkt sehr erhaben, genauso wie die schmucken Häuser links und rechts. Sauber und ruhig ist es auf der rechten Rheinseite in Dellbrück. Als wir bei Astrologin Antonia Langsdorf klingeln, springt uns – ganz im Kontrast zur Umgebung – ein aufgeregter Pudel entgegen.

Die Hündin Minu passt in ihrem wolligen Weiß genau zur hellen Einrichtung in Frauchens Wohnung, die aussieht, als stamme sie direkt aus einem Schöner-Wohnen-Katalog. Auch die 54-Jährige scheint direkt frisch vom Stylisten zu kommen. Sie begrüßt uns freundlich. Aber um die heimeligen Wohnverhältnisse der Wahl-Kölnerin soll es an diesem Tag nicht gehen.

Entspannung im Wald

Sie zeigt uns ihr Dellbrück. „Wir gehen zuerst zu einem Ort, wo ich jeden Tag mehrmals bin“, sagt sie. Die Thielenbrucher Allee entlang, es wird ringsherum immer grüner. Im nahe gelegenen Thurner Wald spazieren wir auf einem schmalen Waldweg neben einem kleinen Bachlauf, Minu vorne weg.

„Die Spaziergänge sind eine geistige Pause zwischen der Arbeit.“ Sie arbeite die Hälfte der Zeit Zuhause und genieße die kurzen Ausflüge in die Natur sehr. „Wir sind in der Großstadt und trotzdem ist es hier so grün. Das ist toll.“ Die gebürtige Kasslerin wohnt seit ihrem Studium, mit Unterbrechungen, in Köln. Sie erklärt ihre Verbundenheit zur Domstadt mit ihrem Sternzeichen: „Bei mir ist der Mond im Stier. Der Mond symbolisiert dabei Heimatgefühl, in diesem Tierkreiszeichen bedeutet das: Ich bin ein sesshafter Mensch.“

Auf die Dellbrücker Hauptstraße

Beruflich ist die Astrologin öfter unterwegs und deutet nicht nur ihre eigenen Sterne. Zuerst hat sie die Astro-Nachrichten im RTL-Frühstücksfernsehen moderiert. Seit 2006 ist sie selbstständig und berät Kunden in ihrer astrologischen Praxis. „Die meisten wollen wissen, wie ihre Sterne in Bezug auf Liebe oder ihre Karriere stehen.“ Außerdem gibt sie Web-Seminare, private Workshops und schreibt Wochen-Horoskope für Zeitschriften.

Nach dem ausführlichen Spaziergang mit der kleinen Hündin geht es in Richtung Städtchen weiter. Das Veedel sei so überschaubar, dass alles, was sie brauche, direkt nebeneinander liege. Der Laden „Die Zwölf“ auf der Dellbrücker Hauptstraße ist ein Geschäft für alle Fälle, wie Langsdorf sagt. „Ich kaufe hier dauernd ein – für mich, mit meiner Mutter oder wenn ich Geschenke brauche. Ich finde immer etwas“, schwärmt sie. Präsente gebe es für jeden Anlass, von preiswert bis teuer, für jedes Alter. Auch ihre Weihnachtskugeln in Form von High Heels habe sie hier gekauft. „Die hängen seitdem auch jedes Jahr am Baum“, sagt sie. „Ich bin schon Kundin seit der Laden vor sechs Jahren aufgemacht hat.“

Bei dem kurzen Besuch hat die Astrologin Taschen, T-Shirts und Gürtel in der Hand, die sie am liebsten direkt einpacken würde. Aber das wäre bei unserem Spaziergang etwas viel zu tragen. Sie kommt später noch einmal wieder.

Wunsch vom Universum erfüllt

Ein Stück weiter die Hauptstraße herunter liegt in einem Seitengang, direkt neben einem Pralinen-Laden, der einen herrlich süßen Duft verströmt, der Friseur La Bellezza. Der Geruch verfolgt uns auch noch über den kleinen roten Teppich vor der Tür, in den geräumigen Salon hinein. „Als ich nach Dellbrück gezogen bin, habe ich einen Wunsch an das Universum ausgesprochen, dass ich einen guten Friseur finde.“ Der wurde ihr erfüllt.

In dem hellen, modernen Laden fühlt sich Langsdorf rundum wohl. Vorher war sie Kundin bei Star-Friseur Packo an der Aachener Straße. „Ich war dort sehr zufrieden, aber immer in die Innenstadt fahren, das war mir zu weit.“ Ein bisschen Glamour gibt es auch bei ihrem neuen Friseur. „Hier sitze ich auf einem Massagestuhl während des Haarewaschens“, erzählt sie begeistert. Zum Glück habe sie La Bellezza gefunden. Man müsse sich seinem Friseur schließlich auch anvertrauen können. So eine Entscheidung sollte man nicht leichtfertig treffen. Die Blondine lässt sich noch kurz den Pony schneiden und frisch gestylt geht es weiter. „Das nächste Mal bringe ich meine Tochter mit“, verspricht sie.

Youtube-Videos mit der Tochter

Zu Tochter Marilen (17) hat sie ein sehr gutes Verhältnis. „Sie pendelt zwischen der Wohnung meines Ex-Mannes in Bergisch Glasbach und meiner. Das ist auch ein Grund, wieso ich in Dellbrück wohne. Es ist nah für meine Tochter. Es funktioniert gut.“ Die 17-Jährige hilft ihrer Mutter auch, die Videos für den Astro-Youtube-Kanal „Antonias Sterne“ aufzunehmen und zu schneiden. Das Online-Portal hat Langsdorf gerade für sich entdeckt. „Jeden Monat gibt es ein neues Liebeshoroskop für jedes Sternzeichen.“ Dazu hat sie sich extra ein kleines Home-Studio eingerichtet.

Lange laufen müssen wir zum nächsten Stopp nicht – nur über die Straße zum Dellbrücker Weinladen. Dort wartet schon Inhaber Ulrich Zeuge mit einer offenen Flasche Wein. „Ich bin dafür, lokale Einzelhändler zu unterstützen. Die Beratung ist immer super, und ich bekomme den Wein von Herrn Zeuge sogar nach Hause geliefert“, erzählte Langsdorf mit einem Augenzwinkern.

Bei der ganzen Konkurrenz müsse man sich eben durch solche Sachen von der Masse absetzen, erklärt er. Mittlerweile kenne er den Geschmack seiner Stammkundin und sage ihr Bescheid, wenn er etwas Neues habe. „Der Verkaufsraum ist wie ein großes Wohnzimmer. Die Leute sollen hierher kommen, sich wohlfühlen, über dies und das reden und den Wein probieren“, erklärt Zeuge seine Philosophie. Und genau das schätzt Langsdorf an dem kleinen Laden.

Vom Fernsehen zur Astrologie

„Ich habe ein Mal Wein im Internet bestellt, weil er ein paar Euro günstiger war. Da ich nicht Zuhause war, als der Paketbote kam, musste ich die Kiste später in einem UPS-Lager abholen. Das hat viel länger gedauert, als ihn beim Weinhändler zu kaufen.“ Nach dieser Erfahrung sei sie vom Internetkauf abgerückt. Die beiden plauschen noch ein bisschen über Gewürztraminer, eine sehr aromatische Weißwein-Sorte, die ihr Lebensgefährte gerne trinkt, dann verabschieden wir uns.

Bevor sie eine Ausbildung beim Deutschen Astrologenverband machte, war Langsdorf als Moderatorin und Filmproduzentin beim Westdeutschen Rundfunk (WDR). Wie sie vom Fernsehen zur Astrologie gekommen ist, wollen wir wissen. Eine Erklärung hat sie direkt parat. Zwischen ihrem dritten und sechsten Lebensjahr lebte Langsdorf in Kairo.

„Die Mystik von Ägypten hat mich offenbar bis heute geprägt“, sagt sie. Dort habe man immer ganz klar die Sterne gesehen. „Das ist in Köln eher schwierig“, sagt sie lachend. Aber in Dellbrück über dem Wald ist es bei einer wolkenlosen Nacht auf jeden Fall möglich, weiß sie. Vielleicht ist das auch ein Grund, warum sie nicht in der Innenstadt wohnt, wo nachts die Reklame die Sterne überstrahlt. Zu Beginn ihres Studiums habe die Astrologie noch als wild gegolten, mit einem Hauch von Glamour. Es sei ihr verlockend frei erschienen, was ein Grund dafür war, warum sie sich den Sternen und Planten zugewandt habe. Eine schöne Vorstellung.

Nach dem Zickzack über die Hauptstraße geht es zum Ausklang zur letzten Station auf diesem Spaziergang. Im Restaurant Zur Alten Post an der Bergisch Gladbacher Straße isst die Kölnerin gern. „Das Ambiente ist schön, und vor allem im Biergarten lassen sich sonnige Tage hervorragend verbringen.“ Dort ist es genauso schön grün wie rund um Antonia Langsdorfs Wohnung nahe dem Thurner Wald.