Stadtgeschichte100 Jahre Mülheim in Bildern

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Der heutige Wiener Platz hieß um 1930 noch Oscar-Platz.

Der heutige Wiener Platz hieß um 1930 noch Oscar-Platz.

Mülheim – Heute kann man sich kaum vorstellen, dass der Clevische Ring einst eine Promenade war. Er war Fußgängern vorbehalten und von Blechlawinen – wie es sie heute gibt – hatte man vor etwa 100 Jahren noch keine Vorstellung. Alte Ansichtskarten vermitteln ein Bild davon.

Wer nach historischen Ansichten aus dem Mülheim jener Zeit sucht, landet kaum im Stadtarchiv. Stattdessen wird man meist zu Peter Schmitter geschickt. Er und seine Frau Dorothea sammeln seit vielen Jahren Fotos, Ansichtskarten, Bücher und Zeitungen. Heute verfügen sie über den wohl umfangreichsten Fundus des Stadtteils. Sie nennen ihr Sammlung „Mülheim-Archiv“.

Mappen voller Fotos und Zeitungen

„Meist fragen die Leute bei Bezirksbürgermeister Norbert Fuchs oder beim Vorsitzenden der Bürgervereinigung Mülheim, Helmut Zoch, wo man alte Bilder von Mülheim finden kann“, erzählt Peter Schmitter. Und diese beiden schicken die Interessenten dann zu ihm und nicht in irgendwelche städtischen Archive. Unter den Menschen sind auch Architekten, die alten Mülheimer Häusern ihr ursprüngliches Aussehen wiedergeben wollen.

Die Wohnung ist mit Mappen voller Fotos und Zeitungsausschnitten gefüllt. Sogar die Küchenregale dienen nicht als Ablage für Teller oder Tassen, sondern stehen voller Ordner mit den Aufschriften „Wiener Platz“, „Brunnen“ oder „Bilder Mülheimer Straßen“, nach Alphabet geordnet. „Wie viele Bilder und Dokumente sich angesammelt haben, können wir nicht sagen“, so Dorothea.

Vom Sammelfieber erfasst

Mit dem Sammeln angefangen hat Schmitter1985: „Damals trat ich in die Schützenbruderschaft St. Sebastianus Mülheim ein und bekam gleich die Aufgabe übertragen, alles über die Geschichte der Bruderschaft und der Gottestracht zu sammeln.“ Dabei stieß er immer wieder auf alte Bilder. Bernhard Kempkes, der zu jener Zeit der Bürgervereinigung vorstand, half ihm dabei und brachte ihn zudem auf die Idee, auch allgemeine Heimatgeschichte zu betreiben. „Schließlich nahm mich Otto Nikolai, zu jener Zeit der größte Mülheim-Sammler, auf Ansichtskarten-Börsen mit“, so Peter. Ihn erfasste das Sammelfieber, was ihn auch viel Geld kostete: „Für manche alte Straßensicht musste man bis zu 100 Mark hinblättern.“ Um die Kosten nicht in astronomische Höhen steigen zu lassen, begann er jedoch, rasch Negative anzufertigen und die Originale weiter zu verkauften.

Seit 1995 lebt Peter Schmitter mit seiner Dorothea zusammen. „Wir teilen nicht nur das gemeinsame Hobby Mülheim, sondern haben auch am gleichen Tag Geburtstag“, sagt die selbstbewusste Frau, die wie ihr Mann in der Keupstraße aufwuchs. Vor ein paar Jahren begannen die beiden ihre Sammlungen in der Öffentlichkeit zu präsentieren. „Unsere erste Ausstellung hatten wir in der »Kajüte«, dem Lokal der »Müllemer Junge«“, erinnert sich Peter Schmitter. Dann folgten Präsentationen auf Pfarrfesten und dem Brunnenfest des Stammtischs „Nie gehässig“ auf dem Wiener Platz. Dorothea Schmitter: „Die Kirchen und Vereine waren immer dankbar, weil solch eine Ausstellung viele Neugierige zu den Veranstaltungen lockt.“ Mit der Zeit lernten sie dabei auch viel über die Geschichte ihres Stadtteils. „Hätten Sie gewusst, dass es in der Regentenstraße ein Kino gab?“

Neue Ausstellungen sind in Planung

Hatten die beiden in der Vergangenheit ausschließlich historische Ansichten ausgestellt, zeigen sie jetzt auch vergleichende Bilder. „Wir stellen aktuellen Aufnahmen ein Foto von vor 100 Jahren gegenüber“, so Peter. Auf die Idee seien sie gekommen, weil immer wieder junge Menschen fragten, wo das denn heute sei. Und Bilder sagen mehr als tausend Worte.

Im Keller stehen 15 Stellwände für neue Expositionen bereit. „Wir planen schon unsere nächste Ausstellung“, so Peter Schmitter. Im nächsten Jahr gebe es ein großes Jubiläum: 100 Jahre seit der Eingemeindung Mülheims am Rhein zu Köln.

Kontakt: ps-muelheimarchiv@t-online.de

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