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Verkehr in MülheimKölner Initiative fordert Straßenbahn-Trasse bis Flittard

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Bislang nur Platz für Autos: Befürworter einer Nord-Süd-Bahnlinie halten die Deutz-Mülheimer Straße geeignet für eine neue Trasse.

Bislang nur Platz für Autos: Befürworter einer Nord-Süd-Bahnlinie halten die Deutz-Mülheimer Straße geeignet für eine neue Trasse.

Mülheim – Eine Straßenbahn die vom Messekreisel über die Deutz-Mülheimer-Straße zum Wiener Platz führt und von dort aus bis nach Flittard reicht – dass wünscht sich ein breites Bündnis aus Bürgern, Vereinen, Initiativen und Politikern im Rechtsrheinischen schon seit Jahren. Bei einer Informationsveranstaltung im Hotel New Yorker in Mülheim präsentierte Roland Schüler vom Verkehrsclub Deutschland (VCD) und Grüner Bezirksvertreter aus Lindenthal, kürzlich die Pläne für eine neue Nord-Süd-Bahnlinie von Deutz über Mülheim bis nach Flittard. Neben dem VCD beteiligten sich an dem Infoabend unter anderem der Verein Nachbarschaft Köln-Mülheim-Nord, die Sozialistische Selbsthilfe Mülheim, die Geschichtswerkstatt Mülheim und Bezirksvertreter von Grünen, FDP und der Bürgerliste Mülheim.

Im Vorfeld der Veranstaltung wurden Pläne der Kölner Verkehrs-Betriebe bekannt, das rechtsrheinische Straßenbahnnetz auszubauen. Der KVB zufolge sollen die rechtsrheinischen Stadtteile Flittard und Stammheim Anschluss an das Bahnlinien-Netz erhalten. Demnach führt die Verbindung vom Messekreisel in Deutz durch den geplanten Stadtteil Mülheim-Süd, von einer Investition in Höhe von 133 Millionen Euro ist dafür die Rede. „Seit mehr als zehn Jahren setzen wir uns schon für eine Nord-Süd-Bahn im Rechtsrheinischen ein, meistens wurden wir von der KVB vertröstet, dass es keinen Platz für eine Trasse gäbe“, sagte Schüler. „Jetzt hören wir, dass genau die von uns geforderte Strecke realisiert werden soll.“

Seine Mitstreiter und er seien über die Entwicklung erfreut, wünschen sich aber einen öffentlichen Diskurs über die geplante Strecke, wie man ihn selber schon seit Jahren mit den Bürgern führe, so der Grünen-Politiker weiter. Außerdem sei trotz der Ankündigung der KVB noch völlig unklar, wann der Streckenausbau beginnt. „In Mülheim-Süd sollen künftig rund 10 000 Menschen wohnen, da brauchen wir dringend einen Bahnanschluss“, sagte Engelbert Becker, der in Mülheim wohnt.

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Wie eine Straßenbahn auf der Deutz-Mülheimer-Straße aussehen könnte, demonstrierte Helmut Goldau von der Geschichtswerkstatt Mülheim auf historischen Bildern. Denn bereits vor mehr als 100 Jahren verkehrte eine Bahn entlang der Verbindungsstraße zwischen Deutz und Mülheim. Zu Beginn noch von Pferden gezogen, doch später auch als elektrische Tram. „Die sogenannte Linie O wurde von 1906 bis 1958 betrieben, die Trasse führte zeitweise über die Deutz-Mülheimer-Straße und reichte über Dünnwald, Stammheim und Flittard bis nach Leverkusen und Opladen – daher auch der Name“, erläuterte Goldau. Aufgrund des schlechten Zustands der Schienen und der vorherrschenden Ansicht, dass dem Auto die Zukunft gehöre, sei der Betrieb der Linie schließlich eingestellt worden. Eine typisches Phänomen aus den 1960er Jahren, wie Verkehrsplaner Christoph Gronek erklärte: „In vielen europäischen Städten sind in der Zeit die vorhandenen Nahverkehrs-Schienennetze zurückgebaut worden.“ Doch mittlerweile habe sich dieser Trend wieder umgekehrt. Insbesondere in Frankreich und Belgien zeige sich heute, wie man Straßenbahnen erfolgreich auch in sensible Innenstadtbereiche integrieren könne. „In Straßburg wurde der Autoverkehr komplett aus der Innenstadt verbannt, dort fahren nur noch Straßenbahnen und Anlieger“, sagte Gronek.

So weit wollen die Befürworter der neuen rechtsrheinischen Nord-Süd-Trasse allerdings nicht gehen. Roland Schüler formuliert die Forderung: „2018 wird die Mülheimer Brücke saniert und der Straßenbahnverkehr für rund drei Monate gekappt, es wäre wichtig wenn bis dahin etwas passiert.“

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