Nach FahndungRapper Xatar gegen Kaution auf freiem Fuß - Brüder in Untersuchungshaft

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Xatar wird in einem Luxusauto vom Polizeipräsidium abgeholt.

Köln – Gut eine Woche nach der blutigen Auseinandersetzung vor der Shisha-Bar „Noon“ in der Flandrischen Straße im Belgischen Viertel haben sich die drei verbliebenen Verdächtigen der Kölner Polizei gestellt. Der Bonner Gangster-Rapper Xatar, der mit bürgerlichem Namen Giwar Hajabi heißt, meldete sich am Dienstagmorgen im Beisein eines Anwalts auf dem Präsidium. Gegen den 34-Jährigen war Haftbefehl wegen des Verdachts des versuchten Totschlags und gefährlicher Körperverletzung erlassen worden. Das bestätigte die Staatsanwaltschaft dem „Kölner Stadt-Anzeiger“ auf Nachfrage. Allerdings werde ihm „nicht vorgeworfen, an der Tatausführung unmittelbar beteiligt gewesen zu sein“, sagte Oberstaatsanwalt Ulrich Bremer.

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Rapper Xatar

Bereits am Montagabend hatten sich die öffentlich gesuchten Selam A. (38) und Rirzgar A. (32) den Fahndern gestellt. Die Brüder sollen zu Xatars engen Vertrauten gehören. Rirzgar A. wird im Unternehmensregister als Inhaber des „Noon“ geführt, das Xatar seiner Biographie zufolge im Sommer 2015 mit ihm, Selam A. und einem weiteren Bonner Rapper eröffnet hat.

Auf die Brüder A. war ein Haftbefehl wegen gemeinschaftlichen versuchten Totschlags ausgestellt worden. Ihnen wird vorgeworfen, an der Auseinandersetzung in der Nacht auf Montag, 15. August, beteiligt gewesen zu sein.

In dieser Nacht sollen gegen 3.45 Uhr mehrere Männer den 34−jährigen Ibrahim U. angegriffen und durch Messerstiche und Schläge an Kopf, Bein und Gesäß schwer verletzt haben. Das Opfer schleppte sich anschließend zu seinem Auto und entkam. Wenig später wurde der Mann auf dem Hohenzollernring von Beamten gestoppt. Rettungskräfte brachten ihn in ein Krankenhaus, wo er sofort operiert wurde.

Hintergründe und Motive weiter unklar

Der Staatsanwaltschaft zufolge hat sich sein Zustand inzwischen gebessert. Zu den Motiven und Hintergründen der Auseinandersetzung könne man bislang keine Angaben machen, sagte Bremer. Da das Opfer jedoch Betreiber der Shisha-Bar „Rebell Lounge“ in der Weidengasse sein und zum Umfeld des Rappers KC Rebell gehören soll, könnte es sich um eine Fehde zwischen den Musikern handeln. Denn seit einiger Zeit liegen die Rapper Xatar und KC Rebell im Clinch miteinander: Auslöser dafür soll gewesen sein, dass KC Rebell nach Aussage Xatars angekündigt hatte, zu dessen Plattenfirma „Alles oder Nix“ wechseln zu wollen. Seitdem provozieren und beleidigen sich die beiden Rapper immer wieder in sozialen Netzwerken. Bereits wenige Tage nach dem Angriff auf Ibrahim U. veröffentlichte KC Rebell ein Lied, in dem er Xatar übel beleidigt.

Keine europaweite Fahndung

Dieser hingegen hatte in den vergangenen Tagen mit einem Bild auf Facebook, das ihn angeblich in Dubai zeigte, für Verwirrung gesorgt. Oberstaatsanwalt Bremer stellte dazu am Dienstag klar: „Der Verdächtige hielt sich weder in Dubai auf noch wurde europaweit nach ihm gesucht.“ Zudem könnten Patronenhülsen, die am Tatort gefunden worden waren, bislang weder den Verdächtigen noch dem Opfer zugeordnet werden.

In der Vergangenheit war Xatar schon öfter in Konflikt mit dem Gesetz geraten: 2005 wurde der gebürtige Iraner von der Justiz verdächtigt, mit Drogen gehandelt zu haben – die Ermittlungen endeten ohne Ergebnis. In Bonn wurde Xatar zu einer Geldstrafe verurteilt, weil er 2007 in Bad Godesberg einen Barkeeper niedergeschlagen hatte. Für einen Überfall auf einen Goldtransporter mit einer Beute im Wert von 1,8 Millionen Euro wurde der Bonner 2011 zu acht Jahren Haft verurteilt, 2014 kam er wieder frei. Durch Auflagen und das Hinterlegen einer Kaution blieb Xatar von Haft verschont. Die beiden Brüder kamen in Untersuchungshaft.

Chronologie der Ereignisse

In der Nacht zum Montag, 15. August, wird ein 34-Jähriger vor der Shisha-Bar „Noon“ in der Flandrischen Straße von mehreren Männern angegriffen und durch Schläge und Messerstiche schwer verletzt. Die Polizei nimmt Ermittlungen auf.

Am frühen Freitagmorgen, 19. August, durchsucht die Polizei mit Unterstützung eines Spezialeinsatzkommandos mehrere Objekte im Kölner Stadtgebiet. Dabei wird ein Mann aus dem erweiterten Umfeld der Rapper-Szene festgenommen.

Ab Samstag, 20. August, fahnden Polizei und Staatsanwaltschaft mit einem Haftbefehl öffentlich nach den beiden Brüdern Selam und Rirzgar A..

Die Brüder stellen sich am späten Montagabend, 22. August, mit einem Anwalt bei der Polizei. Diese sucht den Bonner Rapper Xatar weiter per Haftbefehl wegen des Verdachts des versuchten Totschlags und der gefährlichen Körperverletzung.

Am Dienstagmorgen, 23. August, erscheint auch Xatar mit einem Anwalt auf dem Polizeipräsidium in Köln.

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