Nach Montessori-PrinzipKöln bekommt erste Sekundarschule

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Bauarbeiten in Bickendorf: Nicht nur außen am Gebäude wird gearbeitet. Im Innern läuft der radikale Umbau des Schulangebots.

Bauarbeiten in Bickendorf: Nicht nur außen am Gebäude wird gearbeitet. Im Innern läuft der radikale Umbau des Schulangebots.

Bickendorf  – Aus der Montessori-Hauptschule in Bickendorf soll Kölns erste „Sekundarschule“ werden. Zum kommenden Schuljahr soll es mit mindestens zwei fünften Klassen losgehen. Die Hauptschule in der Rochusstraße wird dann keine Fünftklässler aufnehmen. Die Sekundarschule soll zudem den verlassenen Schulstandort in der Ehrenfelder Borsigstraße neu beleben. Auch die neue Schule soll nach dem Montessori-Prinzip arbeiten.

Nach den Herbstferien beraten die Bezirksvertretung in Ehrenfeld und der Schulausschuss eine entsprechende Beschlussvorlage der städtischen Schulverwaltung. Das letzte Wort hat der Rat in seiner November-Sitzung. Damit öffnet sich die Stadt für das neue Schulangebot, das SPD, Grüne und CDU mit ihrem Schulkompromiss auf Landesebene auf den Weg gebracht haben. Im Gegensatz zu anderen Kommunen, die schon zum laufenden Schuljahr Sekundarschulen gegründet haben, hält sich hier die Begeisterung für diese Schulform in Köln in Grenzen. Bickendorf wird zum nächsten Schuljahr wohl der einzige Sekundarschulstandort bleiben.

Hauptschule schafft sich selbst ab

Mit der Sekundarschule reagiert das Land auf die sinkenden Schülerzahlen in fast allen Regionen von NRW: In der neuen Schulform können solche Haupt- und Realschulen aufgehen, die allein keine Zukunft haben. Sie soll zudem durch gymnasiale Standards den Weg zum Abitur für alle Kinder offenhalten.

Da in Köln aber die Schülerzahlen steigen, vor allem die Realschulen rappelvoll bleiben, besteht hier weniger Handlungsdruck. Dort, wo sich Schulen umwandeln wollen, erscheint vielen die Gründung einer Gesamtschule die attraktivere Perspektive. So werden in Dellbrück und in Porz Umwandlungen in Gesamtschulen diskutiert. Daran würden sich auch Realschulen beteiligen.

Unklare Perspektive für Pädagogen

Ein weiterer Grund für die Zurückhaltung vieler Schulen, sich auf Neues einzulassen, ist die unklare Perspektive für Pädagogen und Schulleitungen. Das Gesetz sieht vor, dass sich eine Schule auflösen muss, damit eine Sekundarschule oder auch eine Gesamtschule entstehen kann. So ist es auch in Bickendorf geschehen: Die Schulkonferenz der Hauptschule hat ihre Auflösung einstimmig beschlossen; ein an der Schule erarbeitetes Konzept soll Grundlage für die erste „Montessori-Sekundarschule“ werden. Es schließt mit dem Satz: „Die gesamte Schulgemeinschaft, als da sind Schulleitung, Kolleginnen und Kollegen, Eltern, Schülerinnen und Schüler und Kooperationspartner, tragen einvernehmlich die Vorstellungen des neuen pädagogischen Konzepts und sind hoch motiviert, diese umzusetzen.“

Lehrerstellen sollen neu ausgeschrieben werden

Eine Garantie, dass sie das auch dürfen, gibt es weiterhin nicht. Das Land verlangt, dass alle Lehrerstellen bei der Schulneugründung neu ausgeschrieben werden. Hinter den Kulissen haben Gespräche mit Landesregierung und Bezirksregierung begonnen. Die Kölner Politiker von SPD und Grünen stehen in der Pflicht, ihre Wahlversprechen umzusetzen. Auch Schulverwaltung und Oberbürgermeister stützen die Forderung, dass diejenigen, die neue Konzepte erarbeiten, auch Gelegenheit haben müssen, sie an der neuen Schule umzusetzen.

Das Land verweigert bislang entsprechende gesetzliche Regelungen. Deshalb wird nun offenbar nach praktikablen Möglichkeiten gesucht, um vor Ort auf die speziellen Kölner Anforderungen reagieren zu können. Wie solche Verfahren konkret aussehen können, bleibt unklar.

Signal für andere Schulen

Das Zögern auf Landesebene ist auch damit zu erklären, dass SPD und Grüne den mühsam ausgehandelten Schulkompromiss nicht gefährden wollen. Die CDU könnte eine Schulumwandlung als Etikettenschwindel kritisieren, fürchtet ein Kölner Landtagsabgeordneter der SPD. Dabei spiele offenbar keine Rolle, dass sich die Kölner CDU gleichfalls gegen den Zwang zu Neugründungen ausgesprochen und sich in ihrer Landespartei bislang ebenso wenig haben durchsetzen können.

In Bickendorf setzt man darauf, dass Regelungen gefunden werden, die dem Wunsch der „Schulgemeinschaft“ entsprechen. Es wäre auch ein Signal an andere Kölner Schulen, die sich für eine Umwandlung in eine Sekundar- oder Gesamtschule interessieren.

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