Nach nur neun JahrenMängel an der Fassade des Kolumba-Museums

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Das Einrüsten der westlichen Fassade des Kolumba-Museums soll etwa drei Wochen dauern. Danach soll das durchfeuchtete Mauerwerk während der Winterzeit trocknen.

Das Einrüsten der westlichen Fassade des Kolumba-Museums soll etwa drei Wochen dauern. Danach soll das durchfeuchtete Mauerwerk während der Winterzeit trocknen.

Köln – Die erst neun Jahre alte Fassade des von Stararchitekt Peter Zumthor entworfenen Kolumba-Museums weist offensichtlich erhebliche Mängel auf. Das Erzbistum lässt jetzt die westliche Seite des Gebäudes einrüsten, weil die Außenwände durchfeuchtet sind. Untersuchungen, die bereits seit mehreren Jahren laufen, hätten ergeben, dass die Backsteinwände bei Regenwetter mehr Feuchtigkeit aufnehmen als sie in trockenen Perioden abgeben, teilten Kurator Stefan Kraus und Erzdiözesanbaumeister Martin Struck mit.

Bei der Konstruktion wurden die regionalen Wetterbedingungen offenbar nicht berücksichtigt. Die Experten machen für die Probleme das rheinische Klima mit seinem hohen Anteil an Schlagregen verantwortlich. Das Schadensbild ist vor allem in den drei Turmräumen zu erkennen. Es handele sich um einen „nicht vorhergesehenen Effekt“, heißt es. Die Feuchtigkeitsentwicklung des inneren Lehmputzes befördere zudem, dass sich im Mauerwerk kleinere Ausblühungen bilden.

Speziell angefertigter Ziegel

Architekt Peter Zumthor hatte die 60 Zentimeter dicken und ohne Trennfuge gemauerten Backsteine eigens für das Kolumba-Museum entwickelt. Fachingenieure der Hochschulen Aachen und Köln unterstützten ihn dabei. Den Prototyp, der nie zuvor eingesetzt wurde, stellte die dänische Firma Petersen Tegl her, die sich auf die Produktion handgemachter und kohlegebrannter Ziegel spezialisiert hat. Die länglich-flachen Backsteine überspannen das historische Mauerwerk der im Krieg zerstörten Kolumba-Kirche, die in das Museum integriert wurde. Petersen Tegl vertreibt den Kolumba-Ziegel mittlerweile als Teil ihrer normalen Produktpalette.

Die Entstehung des Museums

Das Kunstmuseum Kolumba des Erzbistums Köln zwischen Kolumbastraße und Brückenstraße wurde im September 2007 eröffnet. Der Schweizer Architekt Peter Zumthor entwarf das Gebäude, das der Kunst im Inneren Raum lässt. Das Konzept eines „lebenden Museums“ soll Altes und Neues einander gegenüberstellen.

Als Fundament dienten Zumthor die Überreste der während des Zweiten Weltkriegs zerstörten romanischen Kirche St. Kolumba. Die von Gottfried Böhm an ihrer Stelle erbaute Kapelle „Madonna in den Trümmern“ bezog er ebenfalls ein. Kolumba zeichnet sich durch ein teilweise lichtdurchlässiges Mauerwerk und bodentiefe Glasfronten aus, so dass die ausgestellten Kunstwerke über den Tag hinweg immer anderen Lichtverhältnissen ausgesetzt sind – auf eine künstliche Beleuchtung verzichtete Zumthor ganz bewusst. Der Schweizer wurde 2009 mit dem Pritzker-Preis ausgezeichnet und gehört zu den weltweit angesehensten Architekten. (att)

Die Sanierung der feuchtigkeitsempfindlichen Fassade ist erst für das kommende Jahr geplant – solange wird die markante Architektur des Kolumba teilweise verdeckt bleiben. Bauphysikalische Institute führen zurzeit am Gebäude Testreihen durch, um Lösungen zur Behebung der Schäden zu finden. Das Gerüst, das in drei Wochen vollständig aufgestellt sein soll, dient dem Schutz der Backsteine vor Regen. Die Westwände sollen während des Winters trocknen. Um aus der Not eine Tugend zu machen, will das Leitungsteam des Museums die Gerüstwände zur Straßenseite hin in den kommenden Wochen von Künstlern mit Graffiti und anderer Straßenkunst verzieren lassen.

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