NachrufMöbelhändler Pesch gestorben

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Möbelhändler Dieter Pesch ist im Alter von 76 Jahren gestorben.

Möbelhändler Dieter Pesch ist im Alter von 76 Jahren gestorben.

Köln – Er hat als junger Mann im Hause des ehemaligen Bundeskanzlers Adenauer den Teppich auf der Treppe verlegt und in den darauffolgenden Jahrzehnten maßgeblich die Möbelentwicklung in Deutschland beeinflusst. Nun ist Dieter Pesch, der langjährige Inhaber des Einrichtungshauses am Kaiser-Wilhelm-Ring, ganz unerwartet im Alter von 76 Jahren in seinem Alterswohnsitz am Bodensee gestorben.

Der Tod des Geschäftsmannes, der so viel für das Design und die Einrichtungskultur in diesem Land getan hat, erschüttert nicht nur die Kölner Fachwelt. Dieter Pesch war der Stadt immer sehr verbunden, hat die IG Ring begründet, war tief verankert in der Kölner Kulturszene und hatte nach Worten seines Sohnes Oliver auch immer ein Faible für die Kölner Lebensart.

Uli Watty, ehemaliger Geschäftsführer von WK Wohnen in Rheda-Wiedenbrück, erinnert sich vor allem an die berühmten Pesch-Abende parallel zur Internationalen Möbelmesse, wenn das Kölner Einrichtungshaus "aufsehenderregend hergerichtet" war und dort wirklich jeder hinpilgerte.

Von der Pike auf

Der Kölner, der das Unternehmen in der dritten Generation verkörperte, lernte sämtliche Bereiche des Möbelhandels - Teppichlegen, Dekoration, Polstern, Schreinern - von der Pike auf. Schon kurz nachdem sein Vater Josef das zunächst am Kaiser-Wilhelm-Ring 6 angesiedelte Einrichtungshaus nach Kriegsende unter der Nummer 26 wieder aufgebaut hatte, gaben sich dort die bekanntesten Architekten und Möbelfabrikanten buchstäblich die Klinke in die Hand. Dieter Pesch selber stand schon als Zwölfjähriger im Laden und führte den Kunden mit Begeisterung verstellbare Möbel vor.

Obwohl das Haus Pesch durchaus seriöse und gediegene Kunden pflegte und auch auf diese angewiesen war, ging Dieter Pesch nach seinem Eintritt ins Unternehmen im Jahre 1966 der Auseinandersetzung mit modernen Ausdrucksformen nicht aus dem Weg, sondern setzte sich - im Gegenteil - couragiert damit auseinander. Ihm gefiel eine Auffrischung der Szene durch neue, unorthodoxe Talente. Manchmal brauchten die Dinge Zeit, bis sie angenommen wurden. Der ansonsten temperamentvolle Mann und leidenschaftliche Radfahrer entwickelte da bisweilen eine bewundernswerte Sanftmut nach dem Motto: Hinstellen und abwarten.

Im Gegensatz zu anderen in der Branche riskierte er hochmoderne Entwürfe unbekannter Designer, die sonst keiner wollte. Später erwiesen dem Kölner Einrichter Top-Designer wie Philippe Starck, Alberto Alessi oder Peter Maly zu Ausstellungseröffnungen gerne persönlich die Ehre.

Kein anderes Einrichtungshaus bundesweit bot eine solche Breite und Tiefe im Sortiment. Ob es sich um die Ausstattung eines exklusiven Felsen-Domizils auf Mallorca oder um ein Rundhaus auf Neuseeland handelte. Selbst der graue Eschenholztisch, an dem Kohl und Gorbatschow den Einheitsvertrag besiegelten, kam vom Kaiser-Wilhelm-Ring.

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