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Neue Wache am Kölner DomPolizei soll ins Kurienhaus am Roncalliplatz ziehen

Lesezeit 3 Minuten
Die neue Polizeiwache am Dom könnte zumindest interimsweise im Kurienhaus am Roncalliplatz untergebracht werden.

Die neue Polizeiwache am Dom könnte zumindest interimsweise im Kurienhaus am Roncalliplatz untergebracht werden.

Innenstadt – Die neue Polizeiwache am Kölner Dom soll nach dem Willen von Polizeipräsident Jürgen Mathies in das Kurienhaus an der Südostecke des Roncalliplatzes einziehen. In der kirchlichen Immobilie ist derzeit noch die Köselsche Buchhandlung untergebracht, die aber – wie berichtet – Ende April schließen wird.

Buchhändlerin Hildegard Barth sagte dem „Kölner Stadt-Anzeiger“, eine Delegation der Polizei habe zusammen mit der Rendantur (Immobilienverwaltung) des Domkapitels in der vorigen Woche bereits die Eignung des Standorts geprüft. Die Wache würde demnach mindestens den rückwärtigen, der Straße „Am Hof“ zugewandten Teil des jetzigen Ladenlokals belegen.

Mathies hatte am Dienstag in einer Diskussionsrunde im Rotonda Businessclub erstmals öffentlich von seiner Absicht gesprochen, in der Nähe des Doms eine feste Polizeiwache einzurichten. Auf Anfrage wollte er sich nicht zum Stand der Verhandlungen äußern, betonte aber, eine Unterbringung der von ihm gewünschten Anlaufstelle im Kurienhaus „käme meinen Vorstellungen und meinem Ziel sehr entgegen“.

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Er wäre „sehr froh, wenn sich das realisieren ließe“. Dompropst Gerd Bachner sagte, es gebe dazu Vorgespräche, die aber noch nicht entscheidungsreif seien. Die stationäre Wache würde das seit Februar vor dem Hauptbahnhof geparkte „Sicherheitsmobil“ ersetzen, mit dem die Polizei nach den Gewaltexzessen der Silvesternacht 2015 Präsenz zeigt.

Auch Interimslösung möglich

Dass das Kurienhaus nach den bisherigen Plänen von Stadt und Domkapitel im Zuge des Projekts „Historische Mitte“ abgerissen werden und einem Neubau Platz machen soll, ist nach Mathies’ Worten für ihn kein Hindernis. „Mir wäre erst einmal auch eine Interimslösung für ein bis zwei Jahre recht“, sagte er. 

Eine Entscheidung der Polizei für die zur Disposition stehende Immobilie wollte Mathies ausdrücklich nicht als Indiz dafür verstanden wissen, dass er gar nicht mehr mit einer Realisierung der Historischen Mitte rechne. Vielmehr gibt es eine Absichtserklärung zwischen der Stadtverwaltung und der Hohen Domkirche, in der beide Seiten ihren Willen einer gemeinsamen Bebauung des Geländes bekunden.

Dazu sagte Bachner, für das Domkapitel sei einerseits „völlig klar, dass wir neu bauen werden“. Andererseits sei das Kapitel auch entschlossen, das Gebäude bis zu diesem Zeitpunkt in bewohnbarem Zustand zu erhalten. „Wir wollen in dieser Lage keinen Leerstand und suchen deshalb nach Übergangsbelegungen.“ Welche das konkret sind, wollte Bachner unter Verweis auf die Vertraulichkeit der Sondierungen nicht sagen.

Dombaumeister Peter Füssenich, der mit der Dombauverwaltung ebenfalls in dem Gebäude untergebracht ist, verwies auf den zwischen Stadt und Domkapitel vereinbarten Fahrplan. Demzufolge soll der Gewinner des Architektenwettbewerbs, Volker Staab, seinen preisgekrönten, aber in der Bevölkerung zum Teil umstrittenen Entwurf für die Historische Mitte so weit ausarbeiten, dass am Ende die – bisher ausgeklammerte – Frage nach den Kosten unter anderem für einen Neubau des Stadtmuseums beantwortet werden kann.

Noch kein Ausweichquartier für Dombauverwaltung und Dombauhütte

Füssenich sagte, er rechne „nicht mehr in diesem Jahr“ mit einem Ergebnis. Dieses soll dann Basis für eine Entscheidung des Rats und des Domkapitels für oder gegen das Projekt sein. Er habe für die Unterbringung der Dombauverwaltung und des Archivs der Dombauhütte noch kein Ausweichquartier, sagte Füssenich.

Falls die Polizei nicht die Gesamtfläche der Köselschen beansprucht oder benötigt, gibt es nach Barths Worten ein Interesse des Herder-Verlags Freiburg, mit einem eigenen Buchladen nach Köln und konkret in die Domumgebung zurückzukehren.

Der Verlag hatte den Standort Köln in den 1990er Jahren im Zuge von Umstrukturierungen und Sparmaßnahmen aufgegeben. Vor der Schließung machte der Herderschen ein heftiger Streit mit dem damaligen Kölner Erzbischof, Kardinal Joachim Meisner, zu schaffen.

Dieser nahm der Buchhandlung ihren Einsatz für die Werke des kirchenkritischen Theologen Eugen Drewermann übel und entzog ihr Lieferaufträge des Erzbistums. Branchenkenner gehen davon aus, dass der heutige Verleger, Manuel Herder, die Wiedereröffnung einer Kölner Dependance als doppeltes Signal eines Neufangs verstünde.

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